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Rolf Torring 007 - Der Tiger von Singapore

Rolf Torring 007 - Der Tiger von Singapore

Titel: Rolf Torring 007 - Der Tiger von Singapore
Autoren: Hans Warren
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wobei wir uns wiederholt umschauten. Aber jetzt war kein Verfolger mehr festzustellen. Kurze Zeit darauf erreichten wir das Chinesenviertel und standen Minuten später vor dem bewußten Haus. Wir gingen auf der gegenüberliegenden Seite langsam an ihm vorüber und musterten es unauffällig. Man muß schon eine der Gassen im Chinesenviertel gesehen haben, um sich ein richtiges Bild davon machen zu können. Die kleinen, hellblau getünchten Fachwerkhäuser sind völlig wirr an- und ineinander geschachtelt. Ein Goldschmied arbeitet im Zimmer neben einer Matrosenschenke, und im ersten Stock mündet derselbe Eingang zur Familie eines Rikschaführers und ins Magazin eines Seidenhändlers. In Regennächten schlafen die Kulis einfach auf den Treppenabsätzen. Unter dem Dach arbeitet ein chinesischer Dentist neben einem malaiischen Wäscher. Durch alle Stuben und über alle Gänge laufen und kriechen nackte Kinder in jeder Schattierung zwischen Weiß, Gelb und Braun. Betritt man aber eines dieser Häuser, so schlägt einem ein fürchterlicher Gestank entgegen, der durch die drückende Äquatorhitze noch verstärkt wird.
    Fast alle Häuser sind untereinander mit Verbindungsgängen versehen, so daß selbst der tüchtigste Polizist verzweifeln müßte, suchte er hier einen Verbrecher zu fangen. Die einzelnen Häuserblocks bilden einen richtigen Fuchsbau, aus dem es unzählige Ausgänge gibt. Das Haus, das wir heimlich betrachteten, sah genauso aus wie die anderen. Eine schnelle Durchsuchung hätte zu nichts geführt. Wurde Barrington hier wirklich versteckt gehalten, so hätten wir ihn wohl kaum gefunden. Wir waren bis ans Ende der Gasse gegangen und machten nun wieder kehrt. Wir nahmen den Weg zurück auf der anderen Seite und blieben vor der Teestube unschlüssig stehen. Es hatte den Anschein, als berieten wir, ob wir eine Tasse Tee trinken sollten, wenigstens glaubten wir diesen Eindruck zu erwecken. In Wirklichkeit spähten wir unauffällig durch die schmutzige Scheibe, die aus dünnem Glaspapier bestand. Doch nur undeutlich vermochten wir im Innern des Hauses etwas zu erkennen. Wir betraten alsdann die Teestube. Hinter einer winzig kleinen Bar stand ein dicker Chinese, der uns bei unserem Eintritt sofort entgegenkam, die Hände in seinen weiten Ärmeln versteckend. Lächelnd grüßte er uns und lud uns, rückwärts schreitend, ein, in dem kleinen Nebenraum, der nicht so stark besetzt war, Platz zu nehmen.

    Das war uns ganz angenehm, konnten wir doch von diesem Raum aus die eigentliche Teestube, die gut besucht war, genau überblicken. Chinesen und Malaien schienen sich hier ein Stelldichein gegeben zu haben. Nur drei Matrosen - wie ich vermutete Holländer - hatten gegenüber der kleinen Bar Platz genommen. Rolf bestellte beim Wirt zwei Tassen Tee. Dienernd verschwand der Mann. Minuten später wurde uns das Getränk von einem anderen Chinesen gebracht. Ich hätte beinahe meine Überraschung verraten, als ich den Mann wiedererkannte, der uns heimlich durch die Stadt gefolgt war. Ich muß wohl meinen Gesichtsausdruck nicht ganz in der Gewalt gehabt haben, denn als sich der Mann wieder entfernt hatte, erkundigte sich mein Freund sofort, was ich entdeckt hätte.
    Ich teilte es ihm mit. Ungläubig schüttelte Rolf den Kopf. „Du siehst Gespenster, lieber Hans. Der Chinese war uns nicht mehr gefolgt, das stellten wir einwandfrei fest. Woher soll er nun so plötzlich kommen? Nach uns hat niemand mehr die Teestube betreten." „Deshalb war ich auch so überrascht, Rolf. Aber ich möchte meinen Kopf wetten, daß es der Chinese war, der uns folgte. Ich erkannte ihn an der Narbe auf der rechten Wange wieder. Auch trägt er dieselbe Kleidung." Rolf schüttelte immer noch ungläubig den Kopf. „Es kann wohl sein, daß wir infolge von Larrins Entlarvung beobachtet werden", meinte er. „Aber -" Rolf hielt plötzlich inne und blickte interessiert durch die Tür zur Bar hinüber. Ich tat ein gleiches und sah, daß der junge Chinese, der uns den Tee gebracht hatte, eifrig mit dem Wirt tuschelte und mehrmals eine Kopfbewegung zu uns hin machte. Und diese Kopfbewegungen waren meinem Freund aufgefallen.
    „Jetzt sieht die Sache doch anders aus", flüsterte Rolf. „Du scheinst dich nicht verguckt zu haben. Die Männer sprechen von uns. Wir müssen vorsichtig sein. Trink lieber nicht von dem Tee! Wir sind schon erkannt worden, bevor wir überhaupt etwas ermitteln konnten. Es wäre das beste, wenn wir die Teestube sogleich wieder verließen.
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