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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot
Autoren: Marketa Haist
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versteckt hat. Der Sprenger hat den Buchenwalder gedrängt, bei seinem anstehenden Treffen mit der Polizei irgendwie zu erreichen, dass der Giftschrank geöffnet wird und die Polizisten auf die Handschuhe aufmerksam werden. Weil er nach der zurückgezogenen Aussage seiner Frau kein Alibi mehr hatte, wollte er die Polizisten loswerden, indem er mir die Sache unterschiebt. So ein krummer Hund. Ich will mal sehen, ob ich nicht irgendeine Entschädigung aus ihm herausbekomme. Der hat’s ja.«
    »I bin so froh, dess du wieder frei bist. Ober trotzdem: Hier wui i nimma bleibn. Für mi is Reindlfing zu voll vo traurige Erinnerunga. In Penzberg heert der Hofmaier aus Oitersgründen auf und tat ma sei Gelände günstig überlossn, weil er koan Nochfolger hot. A kloane Wohnung is aa dobei. Do moch i mit dene Rosen weider. Wenn du vom Sprenger Geid kriagst, na zoist ma mein’ Anteil vo unsrer Gärtnerei aus, und dann kost hier modernisiern, wia du wuist. Wenn’st ma bloß schweerst, dass du den Holunder vom Sepp hinten am kloana Gwächshaus stoa lasst. Noch dem werd i ab und zua schaugn.«
    Na, das sind ja trübe Aussichten. Was meint sie wohl mit »ab und zu«? Aber wenigstens ist mein Leben gesichert. Die Rosen, ja, die haben es gut. Die werden von der Anni mitgenommen. Inzwischen haben sie ihre neue Meisterin als vollwertige Nachfolgerin vom Sepp akzeptiert. Im Herbst werden sie in die Penzberger Beete verpflanzt. Die freuen sich jetzt bestimmt, dass sie mich und meinen »Gestank« bald für immer hinter sich lassen dürfen.
    Doch ganz im Gegenteil. Die »York and Lancaster« schnieft: »Wie schade, dass wir nicht alle zusammenbleiben dürfen! Das hast du schon gut gemacht, wie du den Mord aufgeklärt hast. Wenn wir nicht alle zusammengehalten und geholfen hätten, wäre es nie gelungen. Wir waren doch ein perfektes Team, und das soll jetzt zu Ende sein? Wie furchtbar traurig!« Die übrigen Rosen schließen nach und nach an. Alle machen sie mir Komplimente. Ich muss schon sagen, das tut unheimlich gut. So eingebildet sind sie ja eigentlich gar nicht. Ich glaube, ich werde sie aufrichtig vermissen.

Zwanzig
    Manche hatten schon gehofft, andere befürchtet, dass sich die Polizei für immer aus Reindlfing zurückgezogen hat. Ein Irrtum. Der Wellmann steht eines Morgens wieder mit der Anni zwischen den Rosen, die nur noch einzelne verspätete Blüten zeigen.
    »Frau Schultes, ich habe eine gute Neuigkeit für Sie: Wir haben Ihre Rose gefunden. Herr Sprenger hat zwar bis zuletzt geleugnet, die ›Fürstin Tatjana Alexandrowna‹ gestohlen zu haben. Aber wir sind drangeblieben. Wochenlang wälzten wir Familienregister und grasten alle Friedhöfe in München und Umgebung ab. Frau Sprenger stammt nämlich im Gegensatz zu ihrem Mann, der in Niedersachsen geboren ist, aus einer alteingesessenen, leider weitverzweigten Münchner Familie. Glauben Sie mir, ich könnte mit verbundenen Augen jeden einzelnen Friedhofsweg ablaufen, ohne über ein einziges Kreuz zu stolpern. Und schließlich habe ich auf dem Familiengrab, in dem der Urgroßvater mütterlicherseits von der Frau Sprenger bestattet ist, eine in diesem Sommer gepflanzte, stark zurückgeschnittene Rose gefunden. Die sollten Sie sich ansehen. Hätten Sie Zeit, mal eben mit mir hinzufahren?«
    »Freili. Wenn’s um die Fürstin geht, hob i oiwei Zeit. Ober mocha ko ma jetzat eh nix, weil wenn ma die Fürstin no amoi verpflanzn tat, des tat sie ned überlebn.«
    »Sie können sie ja als Dauerleihgabe auf dem Grab lassen.«
    »Grod so werd i’s erst amoi mocha. Edelreiser ko i ja grod so guat vo dort hoin. Und dess oaner sie vo dort no amoi klaut, glaub i ned. Jemond, der koa Fachmonn is, merkt ja goar ned, dess die Ros wos Bsonders is. De boarischn Liebhober vo oide Rosensorten kenn i außerdem olle persönlich. I bin ma sicher, dess koaner vo dene so skrupellos is wia der Sprenger.«
    Ich halte das für eine sehr gute Lösung. Meinetwegen kann die Fürstin bis zu ihrem seligen Ende auf dem Grab bleiben. Ich würde es den anderen Rosen gönnen.
    Dieses Problem wäre also erledigt. Aber die Anni hat noch Fragen an den Wellmann.
    »Wos mi no interessiern tat: Sie hom mir doch verzählt, dess de Gräfin Lohberg in dera Mordnacht aa do gwesn wor. Wos hot de gmocht? Is de aa bei uns eibrocha? Und wos wor eigentlich mit unsrer Tor-Kettn, wega der Sie den scheenen Duft hom abduschen miassn? Hot die wirklich der Berglmaier durchzwickt? Weil, des passt ma ned, dess die Leit heimlich
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