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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)
Autoren: Alexandra Balzer
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unterstützten Schlag.
„Wie heißt du, mein Freund?“, fragte Inani sanft, mehr, um ihn von dem Schock abzulenken. Sie drehte ihn auf den Rücken und nahm seinen Kopf in ihren Schoß. Er würde noch eine Weile gelähmt bleiben, rasch überzeugte sie sich magisch davon, dass seine Halswirbel nicht gebrochen waren.
„J... Janiel“, wisperte er, sichtlich von kaum erträglichen Schmerzen gepeinigt. Er zitterte unkontrolliert, als sie ein wenig Druck von seinen Nervenbahnen nahm, seine Augen starrten voller Angst und Wut zu ihr empor. Er hatte sich an sie als Hofdame von Roen Orms Königin erinnert. Sie lächelte über den Mann, der aus dem Kind geworden war. Selbstverständlich kannte sie seinen Namen, aber er sollte sich nicht einbilden, sie hätte es nötig gehabt, ihn sich zu merken.
Wenn du ahnen würdest, wie verbunden ich dir bereits war … Wie viel ich über dich weiß … Sie hatte in seine Seele geblickt, um ihn zu heilen. Nie zuvor war Inani einem Mann so nah gekommen, nicht einmal Thamar.
„Du bist noch nicht bereit, um einer erfahrenen Hexe zu begegnen. Wer nur war so wahnsinnig, dich auf die Jagd zu schicken? Oder bist du gegen den Rat deiner Meister ausgezogen?“ Zärtlich streichelte sie sein Gesicht, tupfte mit dem Ärmel ihres Umhanges den Schweiß von seiner Stirn. Er war nahe davor, in Schock zu verfallen, das Atmen fiel ihm schwer. Rasch heilte sie die innere Blutung, die im Gewebe um seine gequetschten Wirbel entstand, so weit, dass er leichter atmen konnte – und sich nicht selbst benässte.
„Ich spüre große Kraft in dir, Janiel. Kehre zurück nach Roen Orm zu deinem Meister und lerne. Wir werden uns wiedersehen und erneut unsere Macht gegeneinander stellen. Ich freue mich sehr auf diesen Tag!“ Sie küsste ihn sacht auf die Lippen, was er hilflos geschehen lassen musste.
Wie gut du schmeckst! Wenn du wüsstest, dass ich dich … Ich wünschte …
„Hast du Angst?“, flüsterte Inani in sein Ohr, getrieben von einer wahnwitzigen Idee. Kythara würde Feuer spucken! Es war mehr als Wahnsinn … doch sie spürte, es war richtig und verdrängte alle Zweifel, für die keine Zeit blieb.
„Hast du Angst?“, wiederholte sie und blickte ihm ins Gesicht.
Er verdrehte nur die Augen als Antwort, unfähig zu sprechen.
„Das ist gut. Angst wird dein Leben retten. Aber du fürchtest mich noch nicht genug. Darum will ich dir etwas geben, damit du dich auf ewig an mich erinnerst, und niemals mehr vergisst, dass eine Hexe nicht mit Wut allein zu bezwingen ist.“
Sie legte seinen Kopf vorsichtig auf den Boden, setzte sich anschließend rittlings auf seine Brust und ergriff seine
Handgelenke. Noch immer zur Bewegungslosigkeit verdammt, blieb Janiel nichts als hilfloses Wimmern, um seine Angst zu zeigen, als sie sich ganz langsam über ihn beugte. Sie küsste ihn leidenschaftlich und zärtlich zugleich, bis sein Widerstand erlahmte. Er erwiderte den Kuss, zaghaft, doch spürbar. Dann ließ sie ihre Magie frei. Er versteifte sich bei dem brennenden Schmerz, ohne sich wehren zu können, während sie ihn weiterhin küsste. Inani wollte nicht aufhören, sie hatte sich lange nach einem Kuss gesehnt, viel zu lange … Er weckte hitzige Leidenschaft in ihr, der sie nicht nachgeben durfte, sonst würde sie ihn umbringen.
Als sie ihn endlich freigab, hatte er die Augen fest geschlossen. Zwei einzelne Tränen auf den Wangen waren das einzige Zeichen, dass er noch lebte.
„Auf bald, Janiel, bis zum Tag unseres Wiedersehens“, sprach sie leise, strich ein letztes Mal sanft über sein Gesicht, hinab zu seinem Hals. Dabei heilte sie ihn vollständig. Danach verschwand sie in den Schatten einer schmalen Gasse.
     
Janiel brauchte sehr lange, bis er fähig war, sich zu bewegen. Langsam richtete er sich auf, von Schmerz und Angst gepeinigt. Er stöhnte, als er seine Handgelenke betrachtete. In feurigroten Buchstaben war dort auf beiden Seiten ihr Name eingebrannt: Inani. Sie hatte ihn nicht nur besiegt, sie hatte ihn zerstört! Er wusste, er würde diese Narben bis zu seinem Tod tragen, niemals vergessen dürfen welche Hexe ihm das angetan hatte. In den alten Schriften hatte er davon gelesen: Nicht einmal mit Feuer oder tiefen Schnitten in die Haut würde er dieses Mal auslöschen können. Warum, und was dieses Ritual bedeutete, hatte er nie herausgefunden.
Janiel war ausgezogen, um Rynwolf zu beweisen, dass er kein Schwächling war. Kein unfähiger kleiner Junge, zu feige, um sich einer Gefahr zu stellen. Diese
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