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Römer im Schatten der Geschichte

Römer im Schatten der Geschichte

Titel: Römer im Schatten der Geschichte
Autoren: Robert Knapp
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Bauer begann, Zensor. Ich habe meine Kinder und Enkel zur Welt kommen und aufwachsen sehen. Ich habe ein untadeliges Leben geführt, verdientermaßen von allen geehrt. (
CIL
VIII 11   824 =
ILS
7457)
     
    Der Erfolg dieses Mannes ist eindrucksvoll, war aber keineswegs einzigartig. Artemidor deutet das Traummotiv des großen Kopfes:
     
    Träumt man, einen großen Kopf zu haben, so bringt das einem Reichen, der noch kein politisches Amt bekleidet hat, ferner einem Armen, einem Athleten, einem Gläubiger, einem Bankier und einem Eranarchen [Eintreiber von Vereinsbeiträgen] Glück. Dem ersten prophezeit es ein hohes Amt, das ihn verpflichtet, einen Ehrenkranz oder eine Priester- oder Stirnbinde zu tragen, … Einem Gläubiger, einem Bankier und einem Eranarchen versprichtes höhere Geldeinnahmen. So verweist die ungewöhnliche Größe des Kopfes auf diese Dinge. (
Traumbuch
1,17)
     
    Einige hatten Erfolg, doch Sorgen hatten alle. Da waren an erster Stelle die Schulden. Von Schulden ist im
Carmen
die Rede, auf Schulden und Schuldner wird auch von Artemidor häufig verwiesen. Das deutet auf die verbreitete Aufnahme von Darlehen hin. In den von Artemidor beschriebenen Träumen kommen zum Beispiel Wucherer vor, die eine Hypothek auf ein Schiff halten, ebenso wie ein Handwerker, der seiner Schulden wegen Werkstatt und Stadt verlassen muss. Für Kredite zur Begleichung der Steuern oder zur Kapitalbeschaffung wurde Land als Sicherheit gegeben, und die Schuldner befürchteten, dass es bei Zahlungsunfähigkeit verlorengehen könnte. Das Schreckgespenst gescheiterter Geschäftsunternehmen ist ein ziemlich häufiges Traummotiv. Ein Beispiel betrifft einen Parfümhersteller, der »sein Geschäft verlor«, wie Artemidor es ganz sachlich formuliert. Daneben gab es die Arbeitslosigkeit, auch sie ein verbreitetes ökonomisches Übel, das häufig erwähnt wird. Hier scheinen nicht die Tagelöhner gemeint zu sein, da man annehmen kann, dass sie des Öfteren ohne Beschäftigung waren, sondern vielmehr Händler und Handwerker, deren Arbeit in normalen Zeiten als relativ sicher erscheinen könnte. Wir wissen aus anderen vorindustriellen Gesellschaften, dass Unterbeschäftigung die Regel ist. Dass die Angst vor Arbeitslosigkeit so oft auftaucht, weist darauf hin, dass in der römischen Normalbevölkerung viele Männer ohne Arbeit oder nur unzureichend oder in Teilzeit beschäftigt waren. Auch für einen erstklassigen Handwerker und selbst für einen Schiffsbesitzer war Arbeit keineswegs garantiert. Die Möglichkeit der Arbeitslosigkeit hatte wohl jeder ständig vor Augen.
    Im Geschäftsleben konnte es außerdem jederzeit zum Streit mit Teilhabern und Geschäftspartnern kommen. Diese Befürchtungen sind im
Carmen
angesprochen, ebenso wie der heikle Umgang mit den lokalen Beamten, vor allem den Marktaufsehern, deren Stellung es ihnen erlaubte, einen Geschäftsmann zu schikanieren. Bei Artemidor heißt es:
     
    Denn selbst wenn er [der Geschäftsmann] seine Pflichten erfüllt und Ausgaben macht, die ihm nichts einbringen, wird ihm das in jedem Fall Kritik eintragen, denn mit dieser hat der Marktaufseher nun einmal zu leben. (
Traumbuch
2,30)
     
    Kleinere Schikanen gehörten zum Leben und konnten sich zur offenen Korruption auswachsen wie in der Episode der
Satyrica
(15), in der lokale Beamte versuchen, gestohlenen Besitz an sich zu bringen, die Eigentümer mit der Androhung einer Strafverfolgung einschüchtern und die Artikel dann zum eigenen Profit verkaufen.
    Breiteren Raum als Geschäft und Reisen nehmen im
Carmen
nur Fragen rund um die Familie ein. Für die Männer war die Ehe, waren Kinder und Verwandte von größter Wichtigkeit. Der Astronom und Astrologe Dorotheos von Sidon legt in aller Ausführlichkeit dar, was die Himmelskarten zu den Aussichten und zur Zukunft von Ehen zu sagen haben. Welche Art Ehemann wird er abgeben? Und sie – welche Art Gattin? Wird der Mann unter seinem Stand heiraten, zum Beispiel eine Sklavin oder Prostituierte, oder findet er eine Frau aus guter Familie? Wird ein Verwandter geheiratet? Wird die Person, deren Schicksal anhand der Himmelskarten erkundet wurde, mehrmals heiraten? Selten erwähnt ist romantische Liebe. Wenn es um Frauen geht, wird vielmehr mit Nachdruck ihre sexuelle Beherrschung betont. In den magischen Papyri handelt eine überwältigende Mehrheit von Zaubersprüchen und Anrufungen von der Durchsetzung der (offenbar widerwilligen) sexuellen Unterwerfung einer Frau. In nur einem Fall geht
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