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ROD - Die Autobiografie

ROD - Die Autobiografie

Titel: ROD - Die Autobiografie
Autoren: Rod Stewart
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ihren Fotografiekurs am College abzuschließen, und ihre Koffer standen immer abreisefertig gepackt an der Tür. So viele Songs, an denen ich arbeitete, schienen direkt unser Dilemma anzusprechen: Abschied und Wiedersehen, den Schmerz und die Sehnsucht der Liebe aus der Ferne. »Ev’ry Time We Say Goodbye«, »The Very Thought Of You«, »We’ll Be Together Again«, »The Nearness Of You«: Diese Lieder waren so etwas wie der Soundtrack für die ersten Monate unserer Liebe, fast so, als ob sie für uns geschrieben worden wären – was mir das Material noch näher brachte und mich noch mehr motivierte, es richtig hinzukriegen.
    Irgendwann war das Album endlich fertig: It Had To Be You … The Great American Songbook . Jetzt musste ich nur noch die Öffentlichkeit davon überzeugen, dass der bis dahin in erster Linie als Rockstar bekannte Rod Stewart ebenso ein glaubwürdiger Sänger für 32-taktige Balladen war. Ich liebte es, diese Songs zu singen. Ihre Binnenreime, dieser ungezwungene, fast plaudernde Tonfall, mit dem der Text über der Melodie entlanggleitet, die große Kunst des Songaufbaus – für einen Sänger sind das wahre Geschenke.
    Aber in einem menschenleeren Studio mit geschlossenen Augen Songs, die Billie Holiday und Ella Fitzgerald berühmt gemacht haben, zu interpretieren war die eine Sache. Rauszugehen und es vor Publikum zu tun war etwas völlig anderes. Selten war ich in meinem Leben so nervös wie vor der Release Party zum Album im St. Regis Hotel in Los Angeles. Es gab Cocktails und Hors d’œuvres in einem riesigen, elegant dekorierten Ballsaal, in dem an kleinen kerzenbeleuchteten Tischen fünfhundert geladene Gäste aus Musikindustrie und Showgeschäft saßen. Clive hatte sich unermüdlich in die Promotion für die Platte gestürzt: Er hatte zahllose Interviews gegeben, hatte mit mir die Fernsehsender abgeklappert, um die Werbetrommel zu rühren (sehr nett von ihm, ich mache das nämlich nicht gerne), und versuchte generell der Sache den Anschein zu geben, als ginge es um nichts Geringeres als die Auferstehung der Beatles.
    An jenem Abend betrat er die Bühne und sprach voller Hingabe und Überzeugung über die Musik und spielte einige der Songs vor. Dann kam ich als Überraschungsgast dazu und sang vier Stücke live. Vor dem Auftritt kamen plötzlich wieder genau die Ängste in mir hoch, die ich nicht mehr verspürt hatte, seit ich mit der Jeff Beck Group im Fillmore East in New York auf der Bühne gestanden und den Amerikanern den Blues vorgesungen hatte. Ich hatte genau das gleiche Gefühl: dass man mir auf die Schliche kommen würde. Ich zischte Arnold etwas zu, was er von mir während der Entstehungsphase dieses Projekts ziemlich oft zu hören bekam: »Management, wenn das hier schiefläuft, dann geht das auf deine Kappe!« Und dann atmete ich tief durch, stürzte einen Cocktail herunter, trat vor das Publikum und sang »They Can’t Take That Away From Me«, »The Way You Look Tonight«, »These Foolish Things« und »You Go To My Head«. Eigentlich wollte ich doch nur beweisen, dass ich mich nicht mit fremden Federn zu schmücken beabsichtigte, sondern dass ich in der Lage war, diese Lieder mit der nötigen Ehrfurcht zu behandeln. Ich wollte ihnen nur eine Stimme verleihen und ihre Wahrhaftigkeit zum Ausdruck bringen.
    Und es lief gut. Bald darauf nahm ich an einem Samstagabend in den Sony Studios in New York einen Konzertauftritt mit diesen Songs für eine Fernsehausstrahlung auf, was ganz großartig für mein Selbstvertrauen war. Wir hatten die Show ausführlich geprobt, mit ausgewachsenem Orchester auf einer perfekt ausgeleuchteten Bühne und Notenständern mit RS-Logo und dazu mehreren Hundert Zuschauern: die ganz große Nummer. Ich wollte an diesem Abend einen weißen Frack tragen, und als ich ihn in der Garderobe anzog, meldete sich meine Nervosität wieder. Aber als ich draußen auf der Bühne stand, die Band spielen hörte und mich in die Songs fallen ließ, spürte ich, wie die Last von meinen Schultern genommen wurde. Und dann lief es wie geschmiert.
    Das Album holte Platin in Großbritannien und Doppel-Platin in den USA, verkaufte sich fünf Millionen Mal und bildete den Auftakt einer Serie. Sehr zu meinem Erstaunen war der Nachfolger As Time Goes By … The Great American Songbook 2 , der 2003 veröffentlicht wurde, genauso erfolgreich. Und es ging so weiter. Bis wir die Serie vollendet hatten, waren wir bei zweiundzwanzig Millionen verkaufter Exemplare
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