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Roberts Schwester

Roberts Schwester

Titel: Roberts Schwester
Autoren: Hammesfahr Petra
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den Fahrer.»
    Dann horchte er und sagte:

    «Nein, Rob, wirklich nicht. Keinen Tropfen Wodka.»
    Und ehe er auflegte, sagte er:

    «Ach, ehe ich’s vergesse. Sie ist nicht mehr in der Bar. Ich hab sie in meine Wohnung gebracht, schien mir besser so. Es ist ziemlich voll unten, und Gerede muss es nicht unbedingt geben.»
    Robert kam, natürlich kam er sofort. Er kam immer sofort, wenn Serge ihn anrief. Er war auch nicht wütend auf mich, machte mir keine Vorwürfe, dass er wegen mir aus dem Schlaf gerissen worden war. Er fragte, ob ich noch Schmerzen hätte. Aber er war nicht richtig bei der Sache und gab mir eine Cliradon, noch ehe ich geantwortet hatte. Dann unterhielt er sich noch mit Serge. Worüber sie sprachen, darauf achtete ich nicht. Ich war nicht in der Lage, darauf zu achten. Schließlich nahm Robert meinen Arm und half mir die Treppe hinunter. Wir gingen zum Hinterausgang, daran erinnere ich mich noch. Und da hörte es auf. Blackout. Ein Drink zu viel, vermischt mit irgendeinem Teufelszeug, ein bisschen Ecstasy vielleicht. Danach noch eine Cliradon, die allein schon ausreichte, einen Menschen außer Gefecht zu setzen. Dass Wolberts Fragen nicht auf meinen Geisteszustand abzielten, begriff ich allmählich. Sie umkreisten behutsam das, was Isabell ausgesprochen hatte. Robert ist tot. Ich konnte es denken. Fühlen konnte ich es nicht. Isabell sprach immer noch mit dieser mühsam gefassten Stimme. Ihre Schluchzerei hatte sie inzwischen eingestellt. Stattdessen zerrupfte sie nun das Papiertaschentuch, mit dem sie sich zuvor die Augen getupft hatte. Sie erzählte von zwei Anrufen. Der erste habe Robert aus dem Bett geklingelt, kurz nach zwei in der Nacht. Er hätte ihn im Schlafzimmer entgegengenommen, sich angezogen und ihr nur gesagt, er müsse noch einmal weg. Der zweite Anruf sei gekommen, als Robert auf dem Weg nach unten war. Das Telefon in seinem Arbeitszimmer, der Geschäftsanschluss. Es gab mehrere Telefone im Haus und zwei Hauptan- schlüsse, privat und geschäftlich. Der Privatanschluss war in der Halle installiert, dazu gab es vier Nebenstellen. Eine in Roberts Schlafzimmer, eine in meinem Zimmer, eine in der Küche und eine in meinem Atelier. Für den Geschäftsanschluss gab es nur einen Apparat, das Telefon auf Roberts Schreibtisch. Es war mit einem Anrufbeantworter gekoppelt, den Robert automatisch einschaltete, wenn er den Raum verließ. Man hörte bei geschlossener Tür nämlich kaum, wenn dieses Telefon klingelte. Da musste man schon direkt an der Tür vorbeigehen. Allein deshalb war das, was Isabell behauptete, unmöglich. Dass sie im ersten Stock etwas gehört haben könnte, war völlig auszuschließen. Es konnte höchstens sein, dass Robert auf den Anruf aufmerksam geworden war, als er durch die Halle ging. Er sei ins Arbeitszimmer gegangen und hätte das Gespräch entgegengenommen, behauptete sie. Wer angerufen hatte, wusste sie angeblich nicht. Robert hätte das Haus ohne Erklärung verlassen. Wolbert fand das ungewöhnlich. Er wollte wissen, ob es häufiger vorgekommen sei, dass Robert nachts aus dem Haus gerufen wurde und am nächsten Morgen noch nicht zurück war.

    «Dass er morgens noch nicht wieder hier war, ist bisher nie vorgekommen», sagte Isabell.

    «Ich dachte, es hinge mit dem zweiten Anruf zusammen. Das musste etwas Geschäftliches sein. Und über Geschäfte sprach mein Mann mit mir nicht. Was den ersten Anruf betrifft, ja, das kam häufig vor. Robert fuhr immer sofort los. Wohin, sagte er nie. Aber das musste er auch nicht.»
    Beim letzten Satz hatte sie ihre Stimme ein wenig angehoben. Um das noch zu unterstreichen, warf sie mir einen Blick zu, aus dem Wolbert seine Schlüsse ziehen mochte oder nicht. Mir war so elend. Es war mühsam, das alles aufzunehmen und ein paar Gedanken zusammenzuraffen. Es war ein Drahtseilakt. Noch war ich oben auf dem Seil. Es schwankte beträchtlich, aber irgendwie schaffte ich es, die Balance zu halten. Den ersten Anruf nahm ich auf mich. Ich erklärte, dass ich den vergangenen Abend im «Cesanne» verbracht hatte, um einige Dinge mit dem Geschäftsführer zu besprechen. Das war glaubhaft. Sie konnten jederzeit nachprüfen, dass die Bar zur Hälfte uns gehörte. Ich sagte auch, dass ich den Geschäftsführer bat, meinen Bruder anzurufen, damit Robert seine Zustimmung zu einer kleinen personellen Veränderung geben konnte. Und weil es mir nicht gut gegangen sei, hätte Robert sich erboten, rasch persönlich vorbeizukommen und mich gleich mit
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