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Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)

Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)

Titel: Riyala - Tochter der Edelsteinwelt 3: Unter dem Eis funkelt die Nacht: Fantasy-Serial (German Edition)
Autoren: Antje Ippensen
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gewaltige Schneewolke bildete wie ein düsteres Versprechen, und Ayrun sprach: „Möge ich nie mehr Frieden finden, bis ich seine verlorene Seele gefunden und erlöst habe.“
    Nachdem sie diesen Schwur getan hatte, ging sie zu einem der fünf herrenlosen Schlitten und bettete Lanis Körper darauf.

    *

    Ruskan biss sich auf den Handballen. Er war völlig verstört. Immer wieder irrte sein Blick zu der Kugel, die nun edelsteinhell leuchtete und vor sich hin knirschte. Was war nur schiefgelaufen? Die Kugel hatte ihn dabei unterstützt, diese Ayrun ausfindig zu machen – und jetzt entzog sie sich allen seinen Befehlen?
    Ruskans selbstgezimmertes Weltbild geriet in Wanken.
    Ein Diener stürzte herein, ohne anzuklopfen, und er wedelte mit den Armen. „Aufruhr, Herr!“, rief er zitternd. „Das Volk sammelt sich! Es ruft voll Wut nach Euch!“
    Ruskan begann ebenfalls zu zittern.
Ich muss mich den Leuten zeigen,
dachte er. Mit bebender Hand griff er nach der Kugel. Sie zog ihn augenblicklich zur Tür hin. Er konnte sich dieser Macht nicht entziehen.
Sie kommt hierher,
ging es ihm verworren durch den Sinn.
Ayrun.
Seine Gedanken stockten.
    Wenn ich vor ihr stehe, werde ich – sie mit Hilfe – der – Kugel – töten.
    Warum nur fühlte er sich so schwach?

    *

    Mit noch langsameren Bewegungen als sonst machte Ayrun sich daran, Stiefel und Umhang eines toten Gardisten anzuziehen. Einer der Schneepanther stupfte Ayrun von hinten an. Sein silberweißer Schnurrbart und sein Maul tropften von Blut.
    - Du hättest früher rufen sollen, Ayrun.
    - Ich weiß.
    - War der Junge auch ein Hexaner?
    - Nein. Aber dennoch mein Bruder.
    - Du weißt, was nun zu tun ist, Einzige. Alle Kräfte sind bereit. Wende sie gut an.
    - Mein Schmerz ist zu frisch. Ich kann nicht.
    - Du musst, Einzige. Und willst du denn gar keine Rache nehmen?
    „Ruskan!“, sprach Ayrun mit furchtbarer Stimme. Sie schwang sich auf den Schlitten und trieb die Hunde an.

    *

    Niemand wusste, woher die Nachricht stammte, aber sie setzte sich in Windeseile in allen Köpfen und Herzen des Eisrandvolkes fest.
    Lug und Trug nur hatte der König verbreitet – Rettung kam allein von jener Rasse, die so gnadenlos verfolgt worden war! Alles Blendwerk fiel ab, war nichts mehr. Viele tausend Verzweifelte sammelten sich vor Burg Schneefels, überschwemmten die Stadt. Und sie alle kannten rätselhafterweise den Namen der Einzigen, die sie jetzt noch retten konnte.
    Ruskan hielt sich die Ohren zu, aber der brausende Schrei der Menge erreichte ihn dennoch.
    AYRUN! AYRUN! AYRUN!
    Er rief nach seinen Ministern und begab sich mit ihnen zum Burgtor. Hoch oben auf der marmorweißen Freitreppe warteten die Mächtigen von Eisrand.
    Längst schon verspürte Ruskan nicht mehr den Wunsch, Ayrun zu töten. Er fühlte sich verbraucht und leer. Seine Hand umkrampfte die Kugel.

    *

    Noch eine ganze Weile war Ayruns Herz ein schneeiger Berggipfel, in dem einzig und allein die Flamme der Rache loderte, einem Eisvulkan gleich. Allmählich aber entfalteten sich sämtliche Kräfte in ihr, auch jene von ihr kaum erahnten, die noch wie Knospen in ihr geschlummert hatten.
    Ihre volle hexanische Zauberkraft erwachte vom Ruf der freien Eisrandnatur. Und so regte sich auch Ayruns Liebe zu Eisrand wieder, verdrängte den bitteren Hass auf Ruskan.
    Sie hörte eine ferne, wunderbare Musik, welche geradewegs aus Burg Schneefels kam.

    *

    In Ruskans Hand knirschte die Kugel abermals. Ruskan schauderte bei diesem Geräusch.
    Mächtiger Jubel brandete aus der Menge auf.
    Ein Gardeschlitten jagte über den festgestampften Schnee der Straßen. Ehrfürchtig machten die Leute eine Gasse für ihn frei.

    Innerlich scheute Ayrun ein wenig vor diesen vielen, vielen Männern. Frauen und Kindern. Sie fuhr auf die breitgeschwungene Treppe der etwas erhöht liegenden, gewaltigen Burg zu, ohne nach links und rechts zu schauen.

    Ruskan schluckte, als er die hochgewachsene junge Gestalt, eingehüllt in einen eisblauen Gardistenmantel, abspringen und näher kommen sah.
    Er bemerkte Suzans Lächeln.
Der Alte hat von Anfang an Recht gehabt! Aber es kann doch nicht sein, dass ich … Was wird jetzt aus mir? Wie hat sie es nur geschafft …
Seine Gedanken verknäulten sich hilflos.

    *

    Ayrun erstieg die Treppe ohne Zaudern.
    Kurz sah Ruskan den Leichnam eines Knaben auf ihrem Schlitten, ohne weiter darüber nachzudenken.
    Ich muss sie so vieles fragen!,
dachte Ruskan, und ein Hoffnungsschimmer glomm in ihm auf.
Sie kann
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