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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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tyrannisiert!“
    Die junge Magd Josette hatte offenbar große Mühe das Lachen zu unterdrücken, denn sie hielt sich glucksend ein Küchentuch vor den Mund.
    Benetes Hals hatte sich tiefrot verfärbt. „Tyrannisiert?“ sagte sie, legte den hölzernen Löffel beiseite, wischte sich entschlossen die Hände an der Schürze ab, schob sich die Haube aus der Stirn - und blies zu Rixendes Überraschung ihre dicken Backen auf, die denen der Dame Carcas in nichts nachstanden. Derart baute sie sich nun, die Hände in die breiten Hüften gestemmt,vor dem alten Fabri auf, wobei ihre Augen weit hervortraten. Dann stieß sie die Luft mit einem Mal geräuschvoll wieder aus und rief fröhlich:
    „Mit dem Wind, den man selber macht, Herr Fabri, ist das Schiff nicht zu segeln!“
    Alle lachten hellauf, auch Benete selbst, deren Leib dabei bedrohlich wackelte, und Castel Fabri klopfte sich gar vor Vergnügen auf die Schenkel. Rixende konnte sich nicht genug über den leutseligen Ton wundern, der offenbar in diesem Hause herrschte. Der Bayle war ein strenger Mann gewesen, der nicht selten den Stock benutzte, und die Dienstboten hatten vor ihm Angst gehabt. Nur Benetes Sohn Aucassinne, der für Pferde und Wagen sowie für alles Grobe zuständig war, wie Fabri erklärte – man sah es an seinen schwieligen Händen - hatte sich offenbar beim Wetzen der Schlachtermesser von dem Gelächter gestört gefühlt, denn er sah ein wenig finster drein, als Rixende und Castel Fabri die Küche wieder verließen.
    „Und nun habe ich eine große Überraschung für Euch, meine Liebe“ sagte der Alte endlich und zog Rixende – die augenblicklich feuchte Hände bekam – mit sich.
    Würde sie jetzt Aimeric kennenlernen?
    Nein, der alte Mann stieß eine schmale Tür auf und meinte stolz: „Seht! Der Lieblingsplatz meiner verstorbenen Frau, der Herr sei mit ihr. Es wäre ihr gewiss eine Freude gewesen, wenn er auch Euch gefiele.“
    Rixende hielt den Atem an, als sie ins Freie trat. Gerade fielen die allerletzten Sonnenstrahlen des Tages in einen kleinen Innenhof, in dessen Mitte ein steinerner Brunnen lustig plätscherte. Der gesamte Hof wurde durch ein Geflecht von Weinranken beschattet, an dem schon fast reife Trauben hingen. Es war wahrhaftig ein herrlicher, völlig windgeschützter Ort, wo eine geschnitzte Bank, ein Tisch und zwei Stühle zum Verweilen einluden.
    Rixende drehte sich um und schenkte dem Alten ihr schönstes Lächeln.
    „Eure Überraschung ist gelungen, Herr Fabri, dieser Hof bietet sich geradezu an, um stundenlang zu träumen oder ein wenig zu lesen. Habt Dank für Eure Großzügigkeit. Nicht jede Frau findet solch herzliche Aufnahme in einem fremden Haus, wenn es ans Heiraten geht. Doch wo ist Euer ...“
    Rixende konnte ihre Neugierde nicht mehr bezwingen und hatte nach Aimeric fragen wollen, da unterbrach sie der Alte schon wieder.
    „Ihr lest gerne, Rixende?“
    Rixende nickte. „Ja, ich muss gestehen, das ist meine geheime Leidenschaft. Aber ich weiß natürlich, dass mir meine Aufgaben als zukünftige Herrin dieses Hauses dafür nicht viel Zeit lassen werden.“
    Fabri schmunzelte. „Nun, Ihr müsst Euch gewiss nicht überarbeiten hier, Ihr habt ja gerade unsere tüchtige Benete kennengelernt. Wenn Euch Aimeric nicht allzu sehr beansprucht – er ist ja viel auf Reisen -, so werdet Ihr genügend Zeit finden, Eurer Leidenschaft zu frönen. Kommt mit mir, ich will Euch noch etwas zeigen!“
    Fabri ließ die Tür zum Innenhof offenstehen, um die kühle Abendluft ins Haus zu lassen, und zog sich ächzend und stöhnend – er schien tatsächlich böse Schmerzen in den Knien zu haben - vor Rixende eine Treppe hoch, die zu einer kunstvoll geschnitzten Galerie führte. Im solier , dem Obergeschoß, angelangt, stieß er eine weitere Tür auf und trat in einen abgedunkelten Raum.
    „Wartet einen Augenblick“, sagte er. Er tastete sich in das Zimmer hinein, zündete ein wenig umständlich eine Öllampe an, stieß dann mit Schwung die Fenster mit Scheiben aus poliertem Horn auf und die vorgelegten hölzernen Läden. Dann drehte er sich zu Rixende um.
    „Hier sind meine geheimen Schätze und Leidenschaften, junge Frau!“ sagte er zufrieden, während er eine Truhe öffnete, in der sich eine große Anzahl Bücher und Folianten befand.
    „Leider kann ich nicht mehr viel damit anfangen“, klagte Castel Fabri. „Mein Augenlicht ...“
    Rixende hielt den Atem an. „O welch eine Pracht“, rief sie ein wenig heiser und nahm einen
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