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Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Rixende ... : Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Helene Luise Köppel
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„Gut, ich will tapfer sein!“ sagte sie und schluckte die erneut aufsteigenden Tränen hinunter.
    „Täubchen“, sagte die fremde Frau namens Mengarde wieder, als sie mithalf, das Kind anzukleiden, „wenn dich unterwegs jemand fragt, so sagst du, du heißt Rixende. Nichts weiter. Hast du verstanden? Wiederhole es!“
    Ava tat, wie ihr geheißen.
    „Gut, du bist also für eine Weile nicht mehr Ava, sondern Rixende Ripoll aus Gavarnie, meine Enkelin, und hier – auf der Burg derer zu Montaillou – nur zu Besuch. Wiederhole auch diese Worte!“
    Ava gehorchte erneut, doch plötzlich hielt sie mitten im Satz inne. Das Herz ward ihr schwer, als sie ihren Vater in der Tür stehen sah. Philippe von Planissoles sagte kein einziges Wort, aber die Tränen liefen ihm über das Gesicht. Sie stürzte in seine Arme, der Graf drückte seine Tochter ein letztes Mal an sich, und sie sog ganz tief seinen männlichen Geruch ein, um ihn für immer in Erinnerung zu behalten, denn im Grunde ihres Herzens wusste sie trotz ihres kindlichen Alters, dass sie ihren „starken Ritter“, wie sie ihn heimlich nannte, nie mehr wiedersehen würde.
    Die Mutter war tapferer gewesen. Sie hatte keine Träne vergossen, so lange sich Ava noch in der Burg befand.

    Viele Meilen hatten sie heute schon zurückgelegt. Die stolzen grauen Mauern wuchsen höher und höher vor ihnen auf, je näher sie herankamen. Carcassonne. Ihr neues Zuhause.
    Schon wieder ein neues Heim, dachte Rixende bitter. Sie fühlte sich plötzlich so hilflos und einsam wie damals, als sie nach Gavarnie gekommen war.
    Hatte Gott seine Hand im Spiel, oder bestimmte der Zufall die Richtung des Lebens?
    „Nun, habt Ihr Euch wieder ein wenig beruhigt?“ fragte Aton aufmerksam, nachdem sie eine Zeitlang schweigend nebeneinanderher geritten waren.
    Die junge Frau nickte. Sie wollte nicht klagen. Schließlich hatte sie in Aton einen tüchtigen Begleiter und Beschützer an ihrer Seite, dem sie zu großem Dank verpflichtet war. Und trug nicht jedermann einen heimlichen Groll im Herzen?
    Während sie sich noch mit ihren traurigen Gedanken herumschlug, nahm ihr ein plötzlicher Windstoß fast den Atem. Schlug das Wetter um? Der Rappe wieherte ärgerlich und begann zu tänzeln, so dass ihm Rixende beruhigend die Flanke klopfte.
    „Wisst Ihr, wo ich meinen Bruder finden kann, wenn ich ihn sprechen muss? Er wollte mir seinen Aufenthaltsort um nichts auf der Welt verraten!“
    „Seid ihm nicht gram, Rixende“, meinte Aton. „Simon hat sicher gute Gründe dafür. Schickt meiner Frau ein paar unverfängliche Zeilen, wenn Ihr Hilfe braucht!“
    „Aber ich kenne Eure Frau doch gar nicht“, warf Rixende ein und verzog unwillig das Gesicht. Katharer hin und Katharer her, langsam kam ihr die Geheimnistuerei lächerlich vor.
    „Das ist auch nicht nötig. Fragt Rosalie einfach danach, woher sie ihre Nähnadeln bezieht, dann weiß ich Bescheid und kann alles in die Wege leiten. Ihr könnt jederzeit auf meine Hilfe zählen.“
    Rixende sah sich zum Ochsenkarren um, der heftig hin- und herschaukelnd näher und näher kam. Sie hörte noch das Peitschenknallen des Fuhrmanns, als sie schon ihrem Pferd die Sporen gab.
    „Nun auf“, sagte sie eher trotzig zu sich selbst als zu dem Rappen und schob entschlossen die trüben Gedanken beiseite. „Was angefangen wurde, muss auch zu Ende gebracht werden!“
    Und sie brachte ihr Pferd sogleich in raschesten Trab.

    Kaum hatten sie die nur schwach befestigte Bastide, die Vorstadt, hinter sich gelassen, die – wenig einladend – allerlei gemeines Volk zu beherbergen schien, als schon die imposante Holzbrücke vor ihnen lag, die auf zwölf Pfeilern ruhte und die Aude sowie die breite Anschwemmung ihres Uferbereichs überspannte. Vor dem dicken grauen Ungetüm des äußeren Walles der Cité hielt Rixende erneut inne. Rechts vor der Barbakane, die in die Stadt hineinführte, stand eine ungewöhnlich große, steinerne Frauenbüste mit breitem, aber nicht unfreundlichem Gesicht.
    Aton lachte, als er die junge Frau eingeholt hatte. „Ihr befindet Euch Aug in Auge mit der edlen Dame Carcas“, sagte er zu Rixende und wies auf das steinerne Gesicht mit der Gebende.
    „ Die Dame Carcas? “
    „Ja, es gibt über sie eine Geschichte, die Ihr unbedingt kennen müsst, wenn Carcassonne Eure neue Heimat werden soll. Aber vielleicht wollt Ihr lieber rasch weiterreiten?“
    „Nein“, wehrte Rixende ab, nicht unfroh über einen kleinen Aufschub, „erzählt sie mir,
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