Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
Enttäuschung durchfuhr mich wie ein Stich.
    Die Kinder sprangen gleichzeitig auf. »Kommst du oft zum Spielen hierher?«, fragte der Junge. Es klang ein wenig zu eifrig.
    »Ach, so einsame kleine Welpen.« Ich lachte. »Hat euch niemand beigebracht, dass man nicht mit Fremden spricht?«
    Natürlich hatte das niemand getan. Sie sahen sich an und tauschten sich mit Hilfe dieser sonderbar wortlosen und magielosen Kommunikation, die nur Zwillinge besitzen, aus. Der Junge schluckte und sagte zu mir: »Du solltest wiederkommen. Wenn du es tust, spielen wir auch mit dir.«
    »Ach wirklich?« Das letzte Mal, dass ich gespielt hatte, war wirklich lange her. Zu lange. Wegen all dieser Sorgen war ich dabei, zu vergessen, wer ich war. Es war besser, die Sorgen hinter sich zu lassen, sich nicht mehr um das, was wichtig war, zu kümmern, und Spaß zu haben. Wie alle Kinder, so war auch ich leicht zu verführen.
    »Also gut«, sagte ich. »Vorausgesetzt natürlich, dass eure Mutter es nicht verbietet …« –  was garantierte, dass sie es ihr nie erzählten  –, »… werde ich nächstes Jahr am selben Tag, zur selben Zeit hierhin zurückkehren.«
    Sie sahen entsetzt aus und riefen gleichzeitig aus: »Nächstes Jahr?«
    »Die Zeit wird vergehen, ohne dass ihr es merkt«, ließ ich sie wissen und reckte mich auf Zehenspitzen. »Wie eine Brise durch eine Lichtung an einem unbeschwerten Frühlingstag.«
    Es würde interessant sein, sie wiederzusehen, sagte ich mir, denn sie waren noch jung. Es würde noch eine ganze Weile dauern,
bis sie so verdorben waren wie der Rest der Arameri. Außerdem waren sie mir schon ein ganz kleines bisschen ans Herz gewachsen. Ich trauerte, denn der Tag, an dem sie zu wahren Arameri wurden, war höchstwahrscheinlich der Tag, an dem ich sie tötete. Aber bis dahin würde ich mich an ihrer Unschuld erfreuen, solange sie währte.
    Ich ging zwischen die Welten und verschwand.
     
    Im nächsten Jahr reckte ich mich, kletterte aus meinem Nest und durchquerte wieder einmal den Raum. Ich erschien oben auf der Nirgendwotreppe. Es war noch früh, also amüsierte ich mich damit, kleine Monde herbeizurufen und sie die Treppe rauf- und runterzujagen. Ich war außer Atem und verschwitzt, als die Kinder eintrafen und mich sahen.
    »Wir wissen, was du bist«, platzte es aus Deka heraus, der etwa einen Zoll gewachsen war.
    »Ach wirklich? Ups …« Der Mond, mit dem ich gespielt hatte, unternahm einen Versuch, zu entkommen, und schoss auf die Kinder zu, die zwischen ihm und dem Korridor standen. Ich schickte ihn nach Hause, bevor er noch einen der beiden durchlöcherte. Dann grinste ich und ließ mich auf den Boden fallen. Meine Beine waren weit gespreizt, damit sie möglichst viel Platz wegnahmen. Allmählich kam ich wieder zu Atem.
    Deka hockte sich neben mich. »Wieso bist du außer Atem?«
    »Reich der Sterblichen, Regeln der Sterblichen«, sagte ich und wedelte unbestimmt mit einer Hand im Kreis. »Ich habe Lungen, ich atme, das Universum ist zufrieden, juchhu.«
    »Aber du schläfst nicht, oder? Ich habe gelesen, dass Gottkinder nicht schlafen oder essen.«
    »Ich kann, wenn ich es will. Schlafen und Essen sind nicht so interessant, also lasse ich es normalerweise. Aber es sieht etwas merkwürdig aus, wenn ich nicht atme. Das macht Sterbliche sehr ängstlich. Also tue ich das wenigstens.«

    Er piekte mich mit dem Finger in die Schulter. Ich starrte ihn an.
    »Ich habe nur überprüft, ob du echt bist«, sagte er. »Das Buch sagte, du könntest jedes Aussehen annehmen.«
    »Nun … ja, aber all diese Dinge gibt es«, antwortete ich.
    »Das Buch sagte, du könntest Feuer sein.«
    Ich lachte. »Auch das gibt es.«
    Erneut piekte er mich. Ein scheues Grinsen glitt über sein Gesicht. Ich mochte sein Lächeln. »Aber ich könnte das hier bei Feuer nicht tun.« Er piekte mich ein drittes Mal.
    »Pass bloß auf«, sagte ich und warf ihm einen warnenden Blick zu. Doch dieser war nicht ernst gemeint, und er spürte es. Er piekte mich ein weiteres Mal. Sofort sprang ich auf ihn und kitzelte ihn, da ich einer Einladung zum Spielen nicht widerstehen kann. Also balgten wir; er quiekte und versuchte, sich zu befreien, beschwerte sich, dass er sich in die Hosen machen würde, wenn ich so weitermachte. Dann bekam er eine Hand frei und kitzelte mich zurück. Es kitzelte sogar furchtbar, und ich rollte mich zusammen, um dem zu entgehen. Das war, als ob man betrunken war … als ob man sich in einem von Yeines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher