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Ringwelt 04: Brennans Legende

Ringwelt 04: Brennans Legende

Titel: Ringwelt 04: Brennans Legende
Autoren: Larry Niven
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hätte es in dreißig Sekunden öffnen oder die Tür mit einem einzigen Tritt aus den Angeln brechen können – doch es war ein psychologischer Trost, und Roy verspürte so etwas wie Dankbarkeit dafür.
    Er vermißte offene Räume. Auf der Erde konnte man an einem x-beliebigen Strand über den nassen harten Sand zwischen Wasser und Ufer zu rennen anfangen, bis einen sämtliche Kräfte verlassen hatten, bis man nichts anderes mehr tun konnte außer atmen. Auf der Erde konnte man endlos weitergehen. Hinter der verschlossenen Tür seiner Kabine an Bord der Protektor, ohne die Behinderung durch starke Beschleunigung, stapfte Roy endlos zwischen den Wänden hin und her.
    Manchmal verfluchte er Brennan dafür, daß er alle Radonbomben verbraucht hatte. Sonst hätte Roy diese Zeit in Stasis verbringen können. Er fragte sich, ob das vielleicht in Brennans Absicht gelegen hatte, weil er sich Gesellschaft wünschte.
    Manchmal verfluchte er Brennan dafür, daß der Protektor ihn überhaupt mitgenommen hatte. Ein albernes Unterfangen für ein Wesen von so hoher Intelligenz. Bei voller Beschleunigung wäre die Protektor durchaus imstande gewesen, dem zweiten und dritten Tandem von Pak-Scouts davonzulaufen. Dann wäre es gar nicht erst zum Kampf gekommen. Aber 3g hätten Roy Truesdale permanent geschädigt.
    Er war keine große Hilfe bei den Auseinandersetzungen gewesen. Hatte Brennan ihn vielleicht ausschließlich wegen seiner Gesellschaft mitgenommen? Oder als eine Art Maskottchen? Oder … ein anderer Gedanke schoß ihm durch den Kopf. Eine von Brennans Töchtern hatte den Namen Estelle getragen, oder nicht? Vielleicht hatte sie diesen Namen an ihre eigene Tochter weitergegeben? An Urgroßoma Stelly!
    Der Gedanke machte Roy wütend. Hatte Brennan ihn etwa nur mitgenommen, weil er zu den Nachfahren des menschlichen Protektors gehörte? Eine lebende Erinnerung, wofür Brennan kämpfte, um sein Interesse an diesem Krieg lebendig zu halten? Weil Roy richtig roch? Er fragte ihn nie danach.
    Er wollte es gar nicht wissen.
    »In gewisser Hinsicht leidest du unter einem Mangel an Sinneseindrücken«, hatte ihm Brennan einmal gesagt. Das war nicht lange vor der Kursänderung gewesen, nachdem sie etwas entschieden Idiotisches versucht hatten: Brennan hatte in einer Gesprächsrunde aus sechs Teilnehmern den Part von fünf Experten verschiedener Wissensgebiete übernommen. Das Thema hatte gelautet: Freier Wille versus Determinismus. Es hatte nicht funktioniert. Sie bemühten sich beide zu sehr um Ablenkung.
    Roy verlor dadurch das Interesse an Diskussionen.
    »Wir haben alle möglichen Arten von Unterhaltung an Bord«, sagte Brennan, »doch außer mir kannst du mit niemandem reden. Es gibt eine Grenze, wie viel Illusion ich dir bieten kann, Roy, doch wir können noch etwas ausprobieren.«
    Roy fragte nicht, worauf Brennan hinauswollte. Er fand es ein paar Tage später selber heraus, als er in seine Kabine zurückkehrte und plötzlich auf eine Gebirgslandschaft hinunterblickte.
    Nun verbrachte er mehr Zeit in seiner Kabine als je zuvor. Hin und wieder veränderte Brennan das Panorama. Die 270°-Holovisionen stammten aus den Computerspeichern, und sie zeigten ohne Ausnahme keine irdischen Landschaften. Nach ein paar Fehlversuchen vermied Brennan Szenen, in denen Menschen vorkamen. Die Menschen beachteten Roy nicht; sie verhielten sich, als existiere er überhaupt nicht, und das machte es noch schlimmer.
    Roy saß stundenlang reglos da und starrte nach draußen auf die nur entfernt erdähnlichen Landschaften, während er sich wünschte, in sie hinausspazieren zu können. Zu viel davon war ebenfalls nicht gut, und dann schaltete er die Projektion regelmäßig ab.
    Während einer dieser Phasen – die Wände seiner Kabine waren nichts als nackte Wände – fing er an, sich darüber Gedanken zu machen, was Brennan für Home plante.
    Die Pak-Scouts waren während der Kursänderung beim Neutronenstern weit zurückgefallen. Schließlich hatte ihre gewaltige Wendekurve sie ebenfalls auf Kurs nach Home gebracht, doch selbst ihre maximale Beschleunigung von 5,5g würde die verlorene Zeit nicht wettmachen. Sie waren aus dem Rennen, soweit es die Protektor betraf. Und Home würde zehn Monate Zeit haben, sich auf ihre Ankunft vorzubereiten. Eine friedliche Bevölkerung würde nicht so leicht davon zu überzeugen sein, daß sie sich gegen eine lebensgefährliche Bedrohung wappnen mußte. Und sie brauchten Zeit, um ihre Fabriken auf die Produktion von
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