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Riley - Im Schein der Finsternis -

Riley - Im Schein der Finsternis -

Titel: Riley - Im Schein der Finsternis -
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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großen Rats überwacht, die mir mitteilten, dass ich eine Aufgabe zu erfüllen hatte. Diese gründete sich auf die Zeit, die ich auf der Erdebene vertrödelt hatte und mich hartnäckig geweigert hatte, die Brücke ins Hier und Jetzt zu überqueren. Ich blieb lieber zurück, um meine Schwester, einige berühmte Persönlichkeiten, ehemalige Lehrer und Freunde auszuspionieren. Und auch alle anderen Personen, die mir irgendwie interessant erschienen, aber ansonsten ahnungslos waren. Nun sollte ich also zögernde Geister überzeugen und dazu überreden, die Brücke zu ihrem neuen Zuhause zu überqueren und sozusagen als Seelenfängerin agieren. Und, was noch schlimmer war, man hatte mir einen Führer, Lehrer, Trainer, Berater, Boss zugeteilt – so beschrieb sich Bodhi zumindest gern selbst –, dem ich nicht nur Rechenschaft ablegen musste, sondern von dem ich möglicherweise auch noch etwas lernen sollte.
    Obwohl er seine Streberklamotten gegen viel coolere Sachen getauscht hatte, obwohl er seine Haare jetzt fransig und locker trug, so dass sie ihm in einer coolen Welle ins Gesicht fielen, und obwohl ich bei jedem Blick in seine strahlend blauen Augen an das Poster von Zac Efron denken musste, das in meinem alten Zimmer hing, fand ich es nicht in Ordnung, dass er mich auf diese Art und Weise auslachte.
    Ich blieb einfach liegen und wünschte mir mit jeder Faser meines Körpers, er würde damit aufhören und endlich weitergehen. Aber mir wurde klar, dass er das nicht vorhatte – er versuchte lediglich, genug Luft zu holen, um mich dann auch noch mit Worten zu verspotten. Ich sprang rasch auf, zog mein weißes Baumwollkleid zurecht, zupfte an den Trägern meines rosa-türkisen Badeanzugs, den ich darunter trug, und starrte ihn an. »Ja, ja, lach nur, so viel du willst.« Ich warf erst ihm und dann Buttercup einen finsteren Blick zu. Buttercup senkte sofort den Kopf, klemmte den Schwanz zwischen seine Beine und sah mit diesen großen Augen, denen man unmöglich widerstehen konnte, zu mir auf. »Aber wenn du gesehen hättest, was ich gesehen habe … na ja, dann … Ich bin mir sicher, dass du dann auch geschrien hättest«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Ich machte mich auf einen Streit gefasst, auf eine dieser nicht immer ganz gutartigen Hänseleien, doch er legte nur eine Hand auf meine Schulter und sah mich auf die für ihn typische ernsthafte Art an.
    »Ich habe geschrien.« Er hielt meinem Blick stand. »Aber anstatt stehen zu bleiben, mich hinzuwerfen und zusammenzurollen, wie du es getan hast, bin ich gerannt wie der Blitz.«
    Ich kniff die Augen zusammen und zuckte meine Schulter, um seine Hand abzuschütteln. Ich war nicht sicher, worauf er hinauswollte, und noch nicht davon überzeugt, dass er sich nicht doch über mich lustig machen wollte.
    »Wenn ich mich recht erinnere, war ich zurück in England – in Devon.« Er blinzelte, als versuchte er, sich an das genaue Datum zu erinnern, so als läge es Jahrhunderte zurück. Dabei wussten wir beide, dass er erst vor etwa einem Jahrzehnt im Jahr 1999 dank einer Krebserkrankung den Löffel abgegeben hatte, und das auch noch einige Tage vor dem Millennium. »Wie auch immer, man sieht sie häufig in Devon, Norfolk, Suffolk und Essex, aber trotzdem …«
    »Warte mal – was meinst du mit sie ?«, fragte ich, während Buttercup zu mir herankroch und mein Bein mit der Nase anstupste, in dem verzweifelten Versuch, vor meinen Augen wieder Gnade zu finden. »Soll das heißen, es gibt nicht nur einen davon?«
    »Von den Snarly Yows?« Bodhi neigte den Kopf so, dass sein Pony ihm in die Augen fiel. »Ja, davon gibt es jede Menge.« Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und schob sich einige Strähnen aus der Stirn.
    »Snarly … was?«, fragte ich mit kieksender Stimme. Das Wort ergab für mich keinen Sinn.
    »Snarly Yow, Black Shuck, Phantomhund, Galley-trot, Shug Monkey, Hateful Thing, Höllenhund …« Er zuckte die Schultern, manifestierte rasch einen grünen Strohhalm und begann darauf herumzukauen, während er sich nach allen Seiten umschaute. Seine Miene war angespannt, als würde er damit rechnen, dass eine ganze Meute über den Strand auf ihn zugestürmt kommen könnte. Als er jedoch nicht mehr als dichten Nebelschleier sah, wandte er sich wieder mir zu. »Sie haben viele verschiedene Namen. Und obwohl sich die Legenden leicht voneinander unterscheiden, wenn man sich genauer damit beschäftigt, läuft es im Grunde genommen immer auf
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