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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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schrecklicher, anhaltender Winsellaute von sich gab und verloren jaulte, während er uns nachjagte. Er war sicher, dass ihn ein grausames Schicksal ereilt hatte und er für immer vollkommen verlassen auf der Erde zurückbleiben musste.
    Wir warteten beide und hofften, dass Buttercups Wunsch endlich so stark wurde, dass er auf magische Weise hochgehoben und angetrieben wurde, bis er neben uns landete.
    Und gerade als ich davon überzeugt war, es nicht länger auszuhalten, schon beinahe mein eigenes Versprechen gebrochen und im Sturzflug zu meinem verzweifelten Hund hinuntergeschossen wäre, um ihn in die Arme zu nehmen …
    Da sah ich ihn.
    Er legte die Ohren an und wedelte wie verrückt mit dem Schwanz. Er schoss durch die Luft, drehte sich seitwärts und legte sogar ein paar Mal einen Sturzflug hin. Bei dem Anblick krampfte sich mir der Magen zusammen. Doch dann hatte er den Dreh raus, bekam sich unter Kontrolle und lernte, seinen Schwanz als Steuerruder zu benützen und so den Kurs zu halten, bis er uns eingeholt hatte und neben uns herschwebte, als hätte er seit Tagen nichts anderes getan.
    Und obwohl ich seine Gedanken nicht lesen konnte und nicht hören konnte, was in ihm vorging, sah ich an seinem Gesichtsausdruck, dass er jede Minute genoss.
    Es gefiel ihm besser als ein warmes Fleckchen in der Sonne, eine Schüssel mit Hundekuchen und eine besonders lange Autofahrt bei geöffneten Fenstern.
    Er liebte es noch mehr, als alle diese Dinge zusammen.
    Buttercup hatte eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden.
    Und er bewegte sich in der Luft so natürlich und elegant wie ein Vogel.

 
    DREIUNDZWANZIG
     
    W ir schwebten durch flauschige Nebelwolken.
    Wir flogen über schneebedeckte Berggipfel, über Gebäude und Flüsse und Seen.
    Wir schossen vorbei an großen Vögelschwärmen. Buttercup bellte sie an und jagte ihnen hinterher, wild entschlossen, sich einen Vogel zu schnappen und ihn stolz als Trophäe zurückzubringen, so wie er es oft getan hatte, als er noch am Leben war. Jedes Mal, wenn er anstatt einen Vogel zu fangen, direkt durch den Schwarm hindurchflog, warf er Bodhi und mir einen völlig verwirrten Blick zu.
    Als wir London erreichten, wusste ich sofort, dass wir da waren.
    Bodhi musste es mir nicht sagen – nicht mit einem einzigen Wort.
    Ich warf einen Blick auf den breiten, gewundenen Fluss mit Brücken und Schiffen, an dessen Ufer hohe Bauten standen, und ich erkannte sofort, wo wir waren.
    Die Themse, die Westminster Bridge, das House of Parliament – über all das flogen wir hinweg. Wir flogen sogar ganz nah an der obersten Gondel des London Eye vorbei, das, falls ihr das nicht wisst, das coolste Riesenrad auf der Erdebene ist. Wir ließen uns nach unten sinken, hängten uns ganz vorsichtig an und ließen uns nach oben in den Himmel ziehen.
    Danach wandten wir uns den Straßen zu, glitten über einen dieser roten Doppeldeckerbusse, für die London berühmt ist, vorbei an bunten Vorhängen an den Fenstern von Apartmenthäusern oder Mietshäusern, wie die Einheimischen dazu sagen.
    Dann gingen wir noch tiefer, bis wir die Kronen der hohen Bäume streiften, und dann noch ein Stück nach unten, so dass wir uns direkt über den Köpfen der Leute befanden.
    Ich streckte einen Finger aus, tippte leicht an die Hutkrempe eines verblüfften Mannes und schubste ihm den Hut vom Kopf. Bodhi drehte sich zu mir um, warf mir einen missbilligenden Blick zu und verzog das Gesicht. Aber ich lachte nur und streckte ihm die Zunge heraus, bevor ich das Ganze gleich noch einmal wiederholte, um das Maß vollzumachen.
    Wir flogen weiter zu einem belebten Platz, den ich, wie ich glaubte, bereits auf Bildern gesehen hatte und als Picadilly Circus wiedererkannte. Und dann sah ich es.
    Oder besser gesagt sah ich sie.
    Eine riesige Menschenmenge.
    Alle hasteten ins Büro, in die Schule oder wohin auch immer Menschen gehen, wenn sie gefrühstückt und sich angezogen haben.
    Alle hatten etwas gemein – sie waren alle irgendwohin unterwegs und entschlossen, so schnell wie möglich dorthin zu gelangen.
    All diese Menschen hatten ein Ziel, und keiner von ihnen bemerkte mich.
    Sie hatten keine Ahnung davon, dass ich direkt über ihnen schwebte.
    Keinen blassen Schimmer, dass sie die leichte Berührung im Nacken und den Lufthauch an ihren Wangen mir zu verdanken hatten.
    Und sie konnten mich nicht wahrnehmen, so wie ich sie sehen konnte.
    Klar.
    Deutlich.
    Bis zum letzten Detail.
    Sie waren lebendig, atmeten und waren für mich
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