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Richter 07

Richter 07

Titel: Richter 07
Autoren: Gulik
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heimlichen Pläne in die Tat umzusetzen. Ich werde geeignete Maßnahmen treffen, durch die Wen ein für allemal daran gehindert wird, unanständige Pläne gegen Euch zu schmieden und wehrlose Mädchen zu mißhandeln.
    Zwei Kapitalverbrechen wurden hier im Roten Pavillon begangen. Da indessen weder Ihr noch Eure Tochter oder selbst Wen Yüan irgendwelchen Anteil daran hatten, will ich diese dunklen Taten nicht weiter diskutieren. Das ist alles, was ich Euch zu sagen habe.«
    Feng erhob sich und kniete vor Richter Di nieder. Seine Tochter folgte seinem Beispiel. Sie wollten ihre Dankbarkeit für seine Milde beteuern, doch schnitt er ihnen ungeduldig das Wort ab. Er hieß sie vom Boden aufstehen und sprach:
    »Ich mißbillige die Paradiesinsel, Feng, und alles, was hier vorgeht. Aber ich sehe ein, daß solche Vergnügungsstätten ein notwendiges Übel sind. Und ein guter Vorsteher wie Ihr bietet die Sicherheit dafür, daß es wenigstens ein kontrolliertes Übel bleibt. Ihr könnt gehen.«
    Bei der Verabschiedung stellte Feng, ein wenig verschüchtert, die Frage:
    »Werdet Ihr, Herr, es wohl für vermessen halten, wenn ich frage, welche zwei Kapitalverbrechen Euer Gnaden eben meinten?«
    Eine Zeitlang dachte der Richter über diese Frage nach. Dann antwortete er:
    »Nicht vermessen. Nein. Schließlich seid Ihr der Vorsteher hier; Ihr habt ein Recht zu wissen. Etwas zu früh eigentlich. Denn mein Verdacht ist noch nicht bestätigt. Sobald ich diese Bestätigung erhalten habe, gebe ich Euch Bescheid.«
    Feng und seine Tochter vollzogen ihren Kotau und gingen.

Neunzehntes Kapitel
    Am nächsten Morgen, als Richter Di noch bei seinem Morgenreis auf der Veranda saß, meldete sich Ma Jung sehr zeitig zum Dienst. Ein dünner Nebel hing über dem verschwiegenen Park, und die feuchten Girlanden aus bunter Seide baumelten zwischen den Bäumen.
    Der Richter schilderte seinem Gehilfen in kurzen Zügen den Verlauf seiner Besprechung mit Feng und dessen Tochter. Abschließend sagte er: »Wir wollen Fräulein Ling gleich aufsuchen. Bestell dem Geschäftsführer, zwei Pferde für uns bereitzuhalten. Falls Fräulein Ling nicht in ihre Hütte zurückgekehrt ist, werden wir einen ziemlich weiten Ritt landeinwärts nördlich der Insel zu machen haben.«
    Als Ma Jung von seiner Bestellung zurück war, legte Richter Di gerade seine Eßstäbchen beiseite. Er stand auf, ging ins Zimmer und verlangte von Ma Jung sein braunes Reisegewand. Während dieser ihm beim Ankleiden half, fragte Ma Jung:
    »Ich nehme an, Kia Yu-po ist nicht in alle diese Machenschaften verwickelt, Herr?«
    »Nein. Warum?«
    »Zufällig hörte ich gestern abend, daß er plant, die Insel mit dem Mädel, das er gern hat, zu verlassen. Seine Verlobung mit Fräulein Feng war ihm mehr oder weniger aufgezwungen, meine ich.«
    »Laß sie ziehen! Ich brauche sie nicht. Ich glaube, wir können ebenfalls noch heute abreisen, Ma Jung. Hast du das erhoffte Vergnügen in deinen freien Stunden gefunden? Ich denke doch!«
    »Das möchte ich meinen! Aber ein teures Pflaster ist diese Paradiesinsel!«
    »Daran ist kein Zweifel«, sagte der Richter, indem er sich die schwarze Schärpe umband. »Immerhin hattest du ja zwei Silberbatzen, die sicher ausreichten.«
    »Um Euch die Wahrheit zu gestehen, Herr, sie reichten nicht! Ich hatte einen Riesenspaß, aber das ganze Geld ging drauf.«
    »Egal, wenn du nur auf deine Kosten kamst. Und das Kapital ist dir geblieben, ich meine das Gold, das du von deinem Onkel erbtest.«
    »Ist auch hin, Herr«, gab Ma Jung zu.
    »Wieso das? Die beiden Goldbarren, die du für später aufhobst? Das ist doch nicht zu glauben!«
    Ma Jung nickte nur bedauernd mit dem Kopf.
    »Die Wahrheit ist, Euer Gnaden, daß ich hier zu vielen hübschen Mädchen in die Arme lief, viel zu vielen! Und teuren außerdem!«
    »Eine Schande ist das!« entrüstete sich Richter Di. »Zwei ganze Goldbarren mit Wein und Weibern zu verprassen!« Er rückte seine schwarze Kappe ärgerlich zurecht. Dann seufzte er und sagte, resigniert die Achseln zuckend: »Du wirst nie vernünftig, Ma Jung.«
    Schweigend gingen sie zum Vorderhof und bestiegen ihre Pferde.
    Vorausreitend zeigte Ma Jung dem Richter den Weg durch die Hintergassen und über das Stück ödes Buschland. Bei der Einmündung des unter den Bäumen sich hinwindenden Pfades hielt er sein Pferd an und bedeutete seinem Herrn, daß er und seine zwei Freunde an dieser Stelle überfallen worden waren. Er fragte:
    »Wußte Feng, was hinter
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