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Richter 07

Richter 07

Titel: Richter 07
Autoren: Gulik
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wird.«
    »Mit Vergnügen will ich das tun! Der Betrüger hat schönes Porzellan, aber seine Preise sind verboten hoch. Er wird da ein wenig heruntergehen müssen, denk’ ich. Na schön, ich fühle mich tief in Eurer Schuld, Di. Schade, daß Ihr schon abreisen wollt. Ich für meinen Teil will noch ein bißchen bleiben, um ah … die Nachwehen der Fälle zu studieren. Habt Ihr schon die neue Tänzerin gesehen, die gestern hier eingetroffen sein soll? Nein? Man sagt, sie sei einfach wunderbar, bemerkenswert gelenkig und auch mit einer entzückenden Stimme begabt. Und eine Figur …« Mit Kennerlächeln zwirbelte er seinen Schnurrbart und hob geziert den kleinen Finger. Dann aber blickte er den Richter forschend an. Er zog die Augenbrauen hoch und fügte etwas kühl hinzu: »Ich bin enttäuscht, immerhin, daß Ihr diesem Geheimnis im Roten Pavillon nicht auf den Grund gingt, Di. Beim Himmel ja, Mann, Ihr steht doch im Ruf, der gerissenste Richter der ganzen Provinz zu sein! Da meinte ich, Ihr löstet Mordfälle und solche Sachen zwischen zwei Schalen Tee, sozusagen!«
    »Ein solcher Ruf gründet eben nicht immer auf Tatsachen!« entgegnete der Richter mit feinem Lächeln. »Aber nun muß ich fort, auf nach Pu-yang. Kommt und besucht mich das nächstemal, wenn Ihr dort vorbeikommt. Lebt wohl!«

NACHWORT
    Richter Di ist eine historische Person. Er lebte von 630 bis 700 n. Chr. zur Zeit der Tangdynastie. Nicht nur als berühmter Detektiv kam er zu Ruhm, sondern auch als hervorragender Staatsmann spielte er in der zweiten Hälfte seiner Laufbahn eine bedeutende Rolle in der inneren und äußeren Politik des Tangreiches. Die hier erzählten Abenteuer sind hingegen vollkommen romanhaft und frei erfunden, obwohl ich manche Wesenszüge aus alten chinesischen Originalquellen schöpfen konnte.
    Eine treffende Beschreibung von Richter Dis späterem Leben findet man in den Kapiteln 37 bis 41 des Buches »Lady Wu, a true story« von Lin Yutang, London 1957. Dort wird sein Name als Di Renjiay umschrieben.
    Die Zeichnungen fertigte ich im Stil von chinesischen Bilddrucken des 16. Jahrhunderts an; sie zeigen daher die Trachten und Bräuche der Mingperiode anstelle jener unter der Tangdynastie. Man beachte, daß zu des Richters Di Lebzeiten die Chinesen keine Zöpfe trugen. Diese Sitte wurde in China erst nach der Eroberung des Landes durch die Mandschus 1644 n. Chr. eingeführt. Die Männer steckten ihr Haar in einem Kopfknoten oben auf, dazu trugen sie Kappen innerhalb und außerhalb des Hauses. Sie rauchten nicht, denn Tabak und Opium wurden erst viele Jahrhunderte später in China eingeführt.

    1. März 1961 Robert van Gulik
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