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Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz

Titel: Richard Lukastik Bd. 2 - Mariaschwarz
Autoren: Heinrich Steinfest
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euch rede«, meinte Lukastik mit ermüdender Stimme. »Ich könnte darauf bestehen, mich ausschließlich mit einem der Chefs zu unterhalten. Ich könnte euch links liegenlassen. Andererseits finde ich es gut, hier in diesem wohlgestalten Büro zu sitzen und die Sache zu klären, soweit das möglich ist. Aber bitte kein Wort mehr über meine Schwester. Könnten wir uns darauf einigen, Kollegen?«
    Die beiden sahen sich an. Sie hatten sich wohl tatsächlich eine Inzest-Vorhaltungsstrategie überlegt, eine Moralkeule. Na, mal sehen. Sie fragten Lukastik, wie er eigentlich an Dr. Grünberg herangekommen sei. Der Mann habe eher als ein Phantom denn als ein Advokat gegolten.
    Lukastik erklärte, daß ein gewisser Pichler, der Direktor der Hiltroffer Manufaktur, ihm Grünbergs Nummer gegeben habe.
    »Sie haben diesen Pichler befragt, nicht wahr?« sagte der Mann, der wie ein Bauplan seiner selbst aussah.
    »Das habe ich. Zusammen mit Herrn Olander.«
    »Wie sollen wir das verstehen? Ich dachte, Herr Olander gehört zu den Verdächtigen. Und jetzt ist er plötzlich… Ihr Assistent?«
    »Sie wissen ja sicher um meine berüchtigten Methoden. Es ist richtig, ich habe Olander in die Ermittlung eingebunden. Zuerst, weil ich ihn für schuldig, dann, weil ich ihn für unschuldig hielt. Die Tote im See…das war kein Verbrechen. Diese Frau war krank, sie ist gestorben und hat sich in diesem See begraben lassen. Wenn ich könnte, würde ich das Skelett dorthin zurückbringen, um der armen Seele ihren Frieden wiederzugeben.«
    »Na, vielleicht können Sie dafür ein anderes Begräbnis auf See organisieren.«
    »Ich denke nicht, daß ich mich um Dr. Grünbergs Beisetzung kümmern werde.«
    »Aber vielleicht um die des Dr. Pichler. Sie scheinen ja eine Vorliebe für Hiltroff und die Hiltroffer zu haben.«
    »Aha, Pichler ist also tot«, stellte Lukastik fest. Er wollte sich und den beiden Männer das Theater, aus allen Wolken zu fallen, ersparen. Ganz so überraschend war das Ableben des Fabrikdirektors ja nun wirklich nicht.
    »Mit derselben Waffe wie Grünberg«, sagte der Größere.
    »Zehn Millimeter, vermute ich«, kam es von Lukastik her.
    »Richtig.«
    »Auf Pichlers Schreibtisch lag eine Waffe dieses Kalibers«, erklärte Lukastik. »Eine GLOCK. Er hatte vor, sich damit umzubringen.«
    »Er hat sich ganz sicher nicht umgebracht«, erwiderte der Beamte. »Zu große Entfernung. Zwei Kugeln – Herz, Lunge. Kein Kopfschuß also. Was uns sagt, daß wir es mit einem kultivierten Täter zu tun haben. Jemand, der diese ekelhafte Hirnspritzerei ablehnt, die neuerdings in jedem blöden Kinofilm gezeigt wird. Ich finde, Herr Chefinspektor, daß eine solche Zurückhaltung sehr gut zu Ihnen paßt.«
    »Da haben Sie absolut recht. Ich kann diese Kopfschüsse wirklich nicht ausstehen. Andererseits bin ich kaum der einzige kultivierte Mensch, der durch diesen Fall geistert. Das wäre vermessen.«
    »Nicht so bescheiden, bitte.«
    Erneut lächelte Lukastik auf diese schiefe Art, als seien sämtliche Zähne in die rechte Backe gerutscht. Während er so lächelte, fiel ihm etwas ein, das die Sache aber nicht besser machte. Gleichwohl mußte es erwähnt werden. Also sagte er: »Wenn Pichlers Waffe auftaucht, werden Sie meine Fingerabdrücke darauf finden. Ich habe die Pistole kurz angefaßt, um sie zur Seite zu schieben. Ein kleiner symbolischer Akt, um Dr. Pichler klarzumachen, daß ich Selbstmord in meiner Gegenwart nicht wünsche.«
    »So ein Fehler hätte Ihnen nicht passieren dürfen«, fand der Kleinere.
    »Solche Fehler passieren mir andauernd«, entgegnete Lukastik ungerührt, verwies aber darauf, gleich nach dem Besuch bei Pichler nach Wien gefahren zu sein.
    »Wie günstig. Pichlers Leiche wurde in Wien gefunden. In einer Pension…wie hieß die doch gleich?«
    Der kleinere Polizist hatte den größeren fragend angesehen. Aber es war Lukastik, der die Antwort gab: Pension Leda.
    »Nein«, sagte der Kleinere, »das ist die Pension, in der Sie übernachtet haben. So verrückt sind Sie nicht, diesen Pichler in dasselbe Hotel zu locken, um ihn dort umzubringen.«
    »Das war nur so ein Gedanke«, meinte Lukastik leichthin, »weil sich doch alles so schön gegen mich fügt. Da hätte es bestens dazu gepaßt, wenn Pichler… Aber stimmt schon, das wäre zuviel des Guten gewesen. Selbst für die Leute, die mir diese Morde anhängen wollen.«
    »Welche Leute wären das?«
    »Vielleicht dieselben, die einen erstaunlich unfähigen Killer nach
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