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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 2 (German Edition)
Autoren: Janine Höcker
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ihres Traumes in Wohlgefallen auf.
    „Guten Morgen! Rhavîn, ich freue mich, dich zu sehen!“ Fröhlich lief Auriel dem Dunkelelfen entgegen. Doch als sie ihn mit weit ausgebreiteten Armen empfangen und sich an ihn drücken wollte, spürte sie, wie sich der Körper des Mannes versteifte. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Rhavîn einen zögernden Blick zu Nymion warf. Einen Moment hielt er inne, dann schob er Auriel beiseite, ging, ohne sie eines Blickes zu würdigen, an ihr vorüber.
    „Lass uns etwas essen. Ich habe einen Hasen erlegt und Käfer gefangen. Wir dürfen nicht zu lange hier verweilen. Die Zeit ist knapp.“ Sein hübsches Gesicht zeigte keinerlei Regungen und er würdigte Auriel keines weiteren Blickes mehr.
    „Was? Aber ...“ Der Hexerin stockte der Atem. Sie begriff nicht, was in Rhavîn gefahren war, konnte sich seine plötzliche Abweisung nicht erklären. Gleichzeitig war sie sich sicher, einen inneren Zwiespalt zu spüren, den der Dunkelelf mit jeder seiner Bewegungen auszustrahlen schien.
    „Rhavîn? Was ist denn geschehen?“ Als Auriel ihm bereits nachsetzen wollte, um den Sícyr´Glýnħ zur Rede zu stellen, erreichte auch Nymion den Lagerplatz. Dicht neben Auriel blieb er stehen, blickte sie aus seinen tiefen, schwarzen Augen ernst an. Mit seinem großen Körper versperrte er der zierlichen Frau den Weg.
    Das Einhorn verfügte über solch eine imposante Ausstrahlung, dass Auriel unweigerlich zurückwich. Die finstere Macht des magischen Wesens ging auf sie über wie ein unsichtbarer Nebel und zerrte an ihr. Eine unsichtbare Klaue legte sich um ihren Hals, drückte ihr gnadenlos die Luft ab. Die Hexerin fürchtete sich ob der überragenden Macht, über die das schwarze Einhorn verfügte, blieb aber dennoch mutig stehen.
    „Du wirst uns verlassen, sobald ihr gegessen habt“, offenbarte Nymion mit klangvoller Stimme. Er beobachtete mit Genugtuung, dass die feingliedrige Frau bleich wurde. Ihre Augen weiteten sich aufgrund der unerwarteten Kunde, ihr Körper wurde von einem leichten Schaudern überzogen.
    „Weshalb?“, presste Auriel so ruhig wie möglich hervor, wenngleich ihr in diesem Moment eher danach gewesen wäre, dem Einhorn ihren Dolch in die Kehle zu stoßen. Stattdessen ballte sie ihre Hände zu Fäusten und zischte: „Was meint Ihr damit, Nymion?“
    „Nun, es ist unübersehbar, dass du uns die grausame und herzlose Hexerin nur vorgespielt hast, um Rhavîn zu täuschen und ihn auf deine Seite zu ziehen“, gab Nymion zurück. Er versperrte Auriel mit würdevoller Haltung den Weg, als sie zu dem Dunkelelfen hinüberlaufen wollte. „Ich war von Anfang an dagegen, dass du uns begleitest, doch Rhavîn war der Ansicht, dass du uns mit deiner Magie unterstützen könntest, da unser Auftrag nicht ohne Risiken und Gefahren zu bestehen ist. Allein deswegen haben wir dich mit uns ziehen lassen. Aus purem Eigennutz und nicht aus menschlicher Nächstenliebe, solltest du das geglaubt haben. Da du uns nicht von Wert bist und deine magischen Fähigkeiten die meinen nicht einmal entfernt erreichen, haben wir uns darauf geeinigt, uns deiner zu entledigen.“
    Auriels atmete hörbar aus. Mit aufgerissenen Augen starrte sie Nymion an. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, Wut kroch ihren Nacken empor. Die Hexerin konnte nicht glaube, was sie gerade gehört hatte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und richtete ihren herausfordernden Blick abwechselnd auf die Augen des Einhorns und sein Brustbein. Dort hinein, so flammte es ihr durch den Kopf, wollte sie ihren Dolch rammen. Das Blut kochte in Auriels Adern. In diesem Moment hätte sie es mit Nymion aufgenommen, um ihm seine Überheblichkeit aus den Rippen zu schneiden – selbst wenn es ihr Ende bedeutet hätte.
    Auriel wusste nicht, weshalb er auf diese Weise mit ihr sprach und eigentlich war es ihr gleichgültig, welche Meinung das Einhorn hatte. Sie verspürte lediglich das Verlangen, mit Rhavîn zu sprechen und seinen Standpunkt zu erfahren. Beleidigt schob sie die Unterlippe vor.
    „Ich spürte schon vom ersten Moment an, dass du wankelmütig bist. Du bist weitaus mehr dem lichten Weg zugetan denn dem der Finsternis“, fuhr das schwarze Einhorn fort.
    „Und wenn es so wäre, wie Ihr sagt“, zischte Auriel herausfordernd, „was täte es denn zur Sache?“
    „Nun, eine Hexerin, die sich als Zauberin der schwarzen Künste ausgibt, eine Novizin auf dem Weg zur finsteren Macht, darf keine Zweifel hegen. Sie kann nicht zweifeln,
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