Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen
Autoren: Sylke Brandt
Vom Netzwerk:
das Kostüm des Helden übertragen.
Willst du wissen, wen ich für fähig halte, das Artefakt zu bändigen?
Sieh dir den Helden an, mein geschwätziges Ebenbild ...«
    »Die Crew der Ikarus ?«, wiederholte Ruklei überrascht.
Dann, keine Sekunde später: »Die sitzen auf Vortex Outpost im Raumcorps, nicht wahr? Das sollte nicht so schwer zu finden sein.«
    Kentnok schwieg und bewegte sich nicht. Hatte er richtig gehört? Konnte
Ruklei das wirklich gesagt haben, ohne Spott und ohne Lachen? Er räusperte
sich unsicher, mit aller Behutsamkeit, um diesen eigentlich irrealen Moment
nicht zu beschädigen.
    »Wir haben kein Raumschiff«, gab er widerstrebend zu bedenken.
    »Das stimmt.« Die schöne Stirn in Falten gelegt dachte Ruklei
kurz nach, aber dann seufzte sie, als gäbe es ohnehin nur eine Lösung
für dieses Problem.
    »Fahr los«, sagte sie, und ein sonderbares Gemisch von Gefühlen
klang in ihrer Stimme mit: Entschlossenheit, Bedauern, etwas Angst? »Wir
haben noch einen langen Weg vor uns und keine Zeit zu verlieren.«
    Gehorsam startete Kentnok den Gleiter.
    »Wohin?«
    »Aus der Stadt raus, zur Asteroidenschürferstation, in der ich arbeite.«
Ruklei verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. »Ich werde meine Matrone bestehlen
müssen.«
    Die Station, zu der Rukleis astronomische Abteilung gehörte, war erstaunlich
schwer zu erreichen. Die einzige gut ausgebaute Straße hatte der Vulkanausbruch
zerstört, die Bahnverbindung lag wegen des herzhaften Appetits des Großen
Verschlingers noch immer lahm. Zu sehen, was das Artefakt innerhalb eines einzigen
Tages angerichtet hatte, um einen Helden heldenhaft aussehen zu lassen, malte
tiefe Sorgenfalten in Kentnoks Gesicht. Nicht zum ersten Mal verfluchte er seine
überschäumende Phantasie. Hätte jemand wie Tandruk das Artefakt
gefunden und aktiviert, wäre vermutlich nichts Spannenderes passiert, als
dass ein noch nachlässigerer Arbeiter als Kentnok in der Fabrik aufgetaucht
wäre, den der Oberaufseher noch regelmäßiger genussvoll hätte
zusammenbrüllen können. Keine angenehme Idee, aber im Vergleich zu
weltumspannenden Katastrophen ziemlich verlockend. Während Kentnok den
Gleiter vorsichtig über schlecht ausgebaute Wege lenkte, die zu wirtschaftlich
wenig bedeutenden Anlagen wie Restmüllverwertung, Invalidenheimen und verschämten
kleinen Diätpillen-Fabriken führten, hatte er viel Zeit zum Nachdenken,
da auch Ruklei stumm und in sich gekehrt blieb. Es war bereits später Abend,
als sie endlich das große Eingangstor der Anlage erreichten, das sie mit
Rukleis Ausweis mühelos passierten. Der Wachroboter am Eingang informierte
sie, dass sie 47 Nachrichten verschiedener Priorität hätte, darunter
zwei der Matrone, bei der sie sich umgehend melden sollte. Hinzu kämen
drei gesungene Musiknachrichten mit Einladungen zum Essen, die abzuspielen seine
Programmierung jedoch verbieten würde. Ruklei ignorierte die Maschine,
legte aber ein in ein schmuddeliges Taschentuch gewickeltes kleines Päckchen
auf einen Mauervorsprung.
    Dann wies sie hinüber zu einem kleinen, flachen Gebäude, das am Rande
des riesenhaften Landefeldes stand und neben den enormen Schatten der Fabrikationshallen
und des Hauptgebäudes verschüchtert und geduckt wirkte.
    »Dort müssen wir hin. Es ist der Privathangar der Matrone mit ihren
Shuttles.«
    »Sollten wir nicht besser aussteigen und uns ... anschleichen?«, schlug
Kentnok verunsichert vor, aber Ruklei zuckte nur mit den Schultern.
    »Wozu? Fahr einfach hier am Rand des Landefeldes entlang. Der nächste
Erzfrachter kommt erst in zwei Stunden. Wenn man so lange hier gearbeitet hat
wie ich, kennt man die Flugpläne auswendig.«
    »Aber der Hangar wird sicher bewacht sein, was sollen wir den Leuten erzählen?«
    »Bewacht?« Ruklei lachte, aber es klang nicht belustigt. »Da
gibt es keine Wachen, vielleicht einen Techniker oder jemanden vom Reinigungsdienst.
Warum sollte der Hangar bewacht sein? Wer würde schon seine eigene Matrone
bestehlen?«
    Die Bitterkeit in Rukleis Stimme war wie ein Stich und zum ersten Mal begriff
Kentnok, was dieser Vertrauensbruch für seine Gefährtin bedeutete.
    »Vielleicht können wir einfach ein anderes Shuttle nehmen? Hier stehen
bestimmt noch welche herum«, versuchte er eine Alternative zu finden.
    »Kannst du fliegen? So richtig in einem weltraumtauglichen Shuttle? Durch
ein Sprungtor und alles?«
    Kentnok
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher