Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe

Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
eine starke, innere Unruhe erkennbar. Sie wirkte wie ein in den Bogen
gespannter Pfeil, jederzeit bereit, aufzuspringen und ihren Dienst zu beginnen,
um eine Schuld abzuzahlen, die sie niemals begleichen konnte. Das Angebot des
Corps, eine neue Stelle anzunehmen, hatte sie nicht erwartet. Doch als sie erfahren
hatte, worum es sich handelt, hatte sie keinen Augenblick gezögert. Das
Bild des verstorbenen Captains, der sie aus der Oremi geholt hatte, lag
immer wieder wie ein Schleier über ihr, wenn sie sich zu entspannen suchte.
Seitdem suchte sie keine Entspannung mehr, sondern nur eine Chance, das Schicksal
zu besänftigen. Ihre schlohweiße Haarpracht trug sie kurz geschnitten,
aber ohne Färbung, sie trug ihre Frisur wie einen Schutzschild vor sich
her: Seht, was ich durchgemacht habe – aber sprecht nicht darüber!
Sie würdigte ihren Teamkollegen keines Blickes.
    Arthur Trooid, der robotische Navigator und Mädchen für alles, saß
mit einem freundlichen, sympathischen Lächeln am anderen Ende des Tisches,
dem Captain gegenüber. Er unterhielt sich ebenso leise wie angeregt mit
seinem Konstrukteur, der als Bordtechniker dem Chief zur Hand gehen sollte,
jedoch von DiMersi mit völliger Nichtachtung bestraft wurde. Weenderveen
war sehr schnell nach der Einführung zu dem Schluss gekommen, es hier mit
einer sehr seltsamen Truppe zu tun zu haben, eine Einschätzung, die ohne
Zweifel auch nicht ganz abwegig war. Er hatte sich jedoch gefügt, als ehemaliger
Chef eines Unternehmens wusste er, Leute zu nehmen und eher an ihre Potentiale
zu denken. Er akzeptierte Sentenzas Autorität und Erfahrung, DiMersis Sachverstand
und inneren Antrieb, Anandes überragende Fähigkeiten und seine Nachdenklichkeit
über ihre Herkunft und schließlich seine eigene Unerfahrenheit. Weenderveen
hielt sich im Hintergrund und wartete ab.
    Thorpa schließlich stand in einer Ecke neben dem Versorgungsautomaten
und beobachtete nur. Für ihn war diese Gruppe von Humanoiden mit sehr unterschiedlicher
Vergangenheit ein ideales Forschungsgebiet, und er hatte sein neues »Praktikum«
mit großer Energie begonnen. Er registrierte jede Bewegung, die Mimik,
die gesprochenen wie die nicht gesprochenen Worte, die Spannungen und die Motivationen
aller Beteiligten und begann, für sich erste Psychogramme seiner Schiffskollegen
zu erstellen. Bereits kurz nach ihrer ersten Begegnung hatte er Files erstellt
und ein Tagebuch zu führen begonnen. Er hatte keinen Zweifel an seinen
Fähigkeiten und ließ sein Selbstbewusstsein zu jedem passenden und
unpassenden Zeitpunkt deutlich werden. Dass er trotzdem von der Mannschaft akzeptiert
wurde, lag wohl im Wesentlichen an seinem Eifer sowie an der trockenen Art,
in der er seine Vorträge hielt, nur seine gestelzte Ausdrucksweise ging
den meisten auf die Nerven.
    Es war Dr. Ekkri, der Leiter der Krankenstation auf Vortex Outpost, der jedes
Gespräch zum Verstummen brachte, als er den Besprechungsraum betrat. Er
betrachtete alle Beteiligten kurz und nickte ihnen freundlich zu, ehe er das
Wort ergriff.
    »Meine Damen und Herren, nachdem Sie nun drei Monate durch unser Trainingsprogramm
gegangen sind, hatten Sie Gelegenheit, nicht nur sich selbst, sondern auch Ihr
Schiff besser kennen zu lernen. Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können,
dass nach Durchsicht aller Trainingsunterlagen einer offiziellen Indienststellung
der Ikarus nichts mehr im Wege stehen dürfte. Das Raumcorps hat
damit die Aufnahme unserer Arbeit offiziell abgesegnet und ...«, Ekkri
warf einen Blick auf seine Uhr, »ab sofort beginnt unser Bereitschaftsdienst.«
    »Wann starten wir?«, stieß Chief DiMersi hervor. Die Ankündigung
hatte ihre innere Anspannung nur noch verstärkt. Sie presste ihre Fäuste
um die Sesselgriffe, sodass die Gelenke weiß hervortraten.
    Dr. Ekkri musterte die Frau prüfend.
    »Früh genug, Chief. Wir haben die Flugleitungen im Einflussbereich
von Vortex Outpost über unsere Indienststellung berichtet, sodass Notrufe
direkt an uns weitergeleitet werden. Wir werden bald mehr als genug zu tun haben,
da machen Sie sich mal keine Sorgen.«
    DiMersi entspannte sich unmerklich.
    Captain Sentenza ergriff das Wort.
    »Der Doktor hat Recht. Wir sollten die Gelegenheit nutzen, uns noch etwas
auszuruhen. Ich habe einen Dienstplan ausgearbeitet. Natürlich müssen
wir alle rund um die Uhr einsatzbereit sein, doch werden wir uns in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher