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Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)

Titel: Rettet den Euro!: Warum wir Deutschland und Europa neu erfinden müssen (German Edition)
Autoren: Martin Hüfner
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aufzugeben und eine neue Währung einzuführen.
    Selbst wenn die Hyperinflation ein europaweites Phänomen wird, ist keineswegs sicher, dass sie auch europäisch bekämpft wird. Währungsfragen sind immer Fragen des Vertrauens. Solange es keine politische Union mit einer vom Volk gewählten Regierung auf europäischer Ebene gibt, kann das Vertrauen der Bevölkerung in das Geld nur auf nationaler Ebene wiederhergestellt werden. Da kann selbst eine hoch geachtete Europäische Zentralbank nicht helfen. Hyperinflationen sind auch nie nur monetäre Phänomene, häufig zwingen sie am Ende zur Einführung einer neuen Währung, was vermutlich aber keine neue europäische Währung sein würde.
    Das ist der schlimmste Fall, der Worst Case. Er kann, muss aber nicht eintreten. Es kann auch sehr viel besser werden. In Europa kann es zu den berühmten »blühenden Landschaften« kommen, die der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl einst – fälschlich – für die neuen Bundesländer in Deutschland prognostiziert hatte. Der Euro wird dann zu einer Erfolgsgeschichte, und 2044 wird kein Unglück passieren.
    Ich schätze die Wahrscheinlichkeit des positiven und des negativen Szenarios in etwa gleich ein. Ich glaube schon, dass die Integration bis 2044 noch weitergeht. Die Rettungsschirme werden bis dahin verbessert, verfeinert und vielleicht auch aufgestockt. Damit gibt es eine funktionierende Feuerwehr für alle Fälle. Das ist zur Bekämpfung von Krisen wichtig und notwendig, rettet aber nicht den Euro.
    Es ist auch denkbar, dass die Koordination der Fiskalpolitik besser wird. Die Staaten werden sich bei der Aufstellung ihrer Budgets mehr an die Vorgaben der Gemeinschaft halten. Vielleicht wird es auch eine Schuldenbremse für die Nationalstaaten geben. Es könnte auch sein, dass bei der Zusammenarbeit in der Wirtschaftspolitik Fortschritte im Sinne einer Wirtschaftsregierung erzielt werden. Warum sollte es dann nicht auch eine Behörde in Brüssel geben, die für die Wirtschaftspolitik der Euro-Länder zuständig ist und den Europäischen Rat in dieser Frage unterstützt?
    Was ich mir aber nur schwer vorstellen kann, ist, dass die Nationalstaaten bis dahin ihre Souveränität in wirtschaftlichen und finanziellen Fragen voll an die Gemeinschaft abgeben. Der Nationalismus ist bei den Menschen und in der Politik noch tief verhaftet. Es ist daher auch fraglich, ob es ein wirklich großes und handlungsfähiges Budget für die Gemeinschaft gibt. Selbst bei Ratspräsidenten vom Format einer Angela Merkel oder eines Nicolas Sarkozy wird dieser Prozess lange dauern.
    Das heißt: Der Euro bleibt so, wie er heute dasteht, verletzlich. Es ist möglich, den Crash von 2044 zu verhindern. Dafür aber müssen die Nationalstaaten in der Europäischen Währungsunion aufgehen.

3. Zwei weniger, acht mehr
     
    Und wie steht es mit der Zahl der Mitglieder im Euro-Raum bis 2025? Wenn es im Euro noch so viele Hausaufgaben zu machen gibt, dann wäre es das Sinnvollste, sich keine neuen Probleme aufzuhalsen. Man sollte die Zahl der Mitglieder möglichst reduzieren auf die, die sich an die neuen Regeln halten wollen. In keinem Fall sollten neue Mitglieder aufgenommen werden.
    Der erste Wunsch wird vermutlich erfüllt werden, der zweite nicht. Es ist zwar, wie gezeigt, völlig irrational, wenn ein Land aus dem Euro ausscheidet. Es handelt sich damit nur Nachteile ein. Auch für die Gemeinschaft insgesamt ist es nicht gut, da es den Zusammenhalt im Innern schwächt und die Glaubwürdigkeit nach außen beeinträchtigt.
    Das Leben verläuft aber nicht so rational. Es würde mich wundern, wenn bis 2025 nicht doch ein Austritt versucht würde. Jeder denkt dabei heute an Griechenland. Man kann sich aber auch andere Kandidaten vorstellen – aus wirtschaftlichen Gründen vielleicht Slowenien oder die Slowakei, aus politischen Gründen eventuell Finnland, vielleicht auch Irland. Vielleicht wäre es auch ganz klug, wenn ein Land den Austritt probt. Dann sehen alle anderen, was passiert. Es wäre sicher heilsam.
    Und warum sollte nicht ein zweites Land sagen: Die schlechten Erfahrungen des ersten Landes beruhen nur darauf, dass es beim Austritt Fehler gemacht hat. Wir können das besser. Erst wenn auch das zweite Land das Fiasko des Austritts erlebt, werden alle überzeugt sein, dass sich ein Austritt nicht lohnt.
    Bis 2025 werden aber sicher weitere Mitglieder dem Euro beitreten. Sie wollen von dem großen Markt und der Stabilität der Wechselkurse profitieren. Zu
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