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Retter einer Welt

Retter einer Welt

Titel: Retter einer Welt
Autoren: Harry Harrison
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kann mich bestimmt nicht für deine Ideen begeistern, wenn sie dir gestatten, daß du einen Kranken beleidigst, der sich nicht wehren kann.«
    »Tut mir leid«, gab Ihjel zurück. »Aber die Probleme, um die es sich dabei handelt, sind etwas wichtiger als deine verletzten Gefühle. Wir haben nicht mehr sehr viel Zeit, deshalb möchte ich dich mit einer Idee vertraut machen.«
    »Mit einer Idee, die mich dazu bringt, daß ich Anvhar mit dir verlasse? Du erwartest aber viel!«
    »Nein, die Idee allein wird dich bestimmt nicht überzeugen – aber du wirst darüber nachdenken, bis du ebenfalls meiner Auffassung bist. Wenn du dich wirklich damit befaßt, wirst du feststellen, daß sie einige deiner Illusionen zerstört. Wie alle anderen Bewohner von Anvhar bist du ein wissenschaftlicher Humanist, der fest von dem erzieherischen Wert der Spiele überzeugt ist. Ihr alle habt noch nie einen Gedanken an die unzähligen Milliarden verschwendet, die ein miserables Leben führen mußten, damit ihr heute ein so bequemes führen könnt. Hast du schon jemals an die Menschen gedacht, die elend verkommen mußten, damit unsere Zivilisation wieder eine Stufe weiterrücken konnte?«
    »Selbstverständlich gebe ich mich damit nicht ab«, antwortete Brion. »Weshalb auch? Kann ich die Vergangenheit ändern?«
    »Aber du kannst die Zukunft ändern!« stellte Ihjel fest. »Du bist es deinen Vorfahren sogar schuldig, ohne die du heute noch nicht so weit wärst. Wenn der wissenschaftliche Humanismus für dich mehr als ein bloßes Schlagwort bedeutet, mußt du ein gewisses Verantwortungsbewußtsein besitzen. Möchtest du nicht einen Teil dieser Schuld zurückzahlen, indem du anderen hilfst, die heute noch so primitiv und unterentwickelt leben, wie Urgroßvater Höhlenmensch gelebt hat?«
    Das Klopfen an der Tür wurde lauter. Brion zuckte bei jedem Schlag zusammen. »Im Grunde genommen bin ich selbstverständlich deiner Meinung«, stimmte er zögernd zu. »Aber du weißt, daß eine logische Entscheidung ohne persönlichen Einsatz fast wertlos ist.«
    »Dann haben wir den Kern der Sache bereits erreicht«, meinte Ihjel bedächtig. Er stemmte sich mit dem Rücken gegen die Tür, die jetzt von draußen mit einem schweren Gegenstand bearbeitet wurde. »Ich habe keine Zeit zu langen Erläuterungen, aber ich gebe dir mein Wort als Sieger, daß du wirklich entscheidend helfen kannst. Nur du – kein anderer. Wenn du mir hilfst, können wir vielleicht sieben Millionen Menschen retten. Das ist eine Tatsache.«
    Das Schloß gab nach, und die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Ihjel drückte sie noch einmal zu.
    »Hier ist die Idee, über die du nachdenken sollst. Warum sollten ausgerechnet nur die Menschen auf Anvhar ihre gesamte Existenz mit komplizierten Spielen zu rechtfertigen versuchen, obwohl das Universum voll kriegerischer und unterentwickelter Planeten ist?«
     

 
3.
     
    Diesmal konnte er die Tür nicht mehr zuhalten. Ihjel trat einen Schritt zur Seite, und zwei Männer stolperten in den Raum. Dann ging er wortlos hinaus.
    »Was hat er getan?« erkundigte sich der Arzt aufgeregt, als er den Raum betrat. Er warf einen besorgten Blick auf die Registriergeräte vor Brions Bett. Atmung, Körpertemperatur, Herztätigkeit, Blutdruck – alles normal. Der Patient starrte zur Decke hinauf und antwortete nicht.
    Während der nächsten Stunden dachte Brion intensiv nach. Das war nicht leicht, denn er stand unter dem Einfluß zahlreicher Medikamente und Beruhigungsmittel, die seinen Kontakt mit der Wirklichkeit schwächten. Aber trotzdem kam er nicht zur Ruhe. Was hatte Ihjel nur sagen wollen? Was war das für ein Unsinn über Anvhar gewesen? Anvhar war eben so, weil – nun, es war einmal nicht anders. Das Ergebnis einer natürlichen Entwicklung. Oder etwa nicht?
    Der Planet hatte eine sehr nüchterne Vergangenheit. Von Anfang an hatte es dort nichts gegeben, was das Interesse von Händlern hätte erregen können. Anvhar lag weitab von allen interstellaren Handelsrouten und besaß keine Mineralien, die einen Abbau und den Transport zu anderen Welten gelohnt hätten. Die Pelztierjagd erwies sich zwar als gewinnbringend, wurde aber mehr als Sport betrieben. Deshalb war der Planet nie regelrecht besiedelt worden, sondern immer nur von wissenschaftlichen Forschungsgruppen aufgesucht worden, die dort Beobachtungsstationen einrichteten. Im Lauf der Zeit waren aus diesen Stationen kleinere Siedlungen geworden, weil die Wissenschaftler ihre Familien
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