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Retter einer Welt

Retter einer Welt

Titel: Retter einer Welt
Autoren: Harry Harrison
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nachkommen ließen. Einige der Pelztierjäger hatten sich in diesen Siedlungen niedergelassen und so die Bevölkerung vermehrt. Das waren die Anfänge gewesen.
    Aus dieser Zeit existierten keine zuverlässigen Berichte, so daß die ersten sechs Jahrhunderte der Geschichte von Anvhar mehr auf Vermutungen als auf Tatsachen beruhten. Zu dieser Zeit ereignete sich der Zusammenbruch der Weltenföderation, die von der Erde aus regiert worden war. Als das geschah, stellten die Wissenschaftler fest, daß sie Institutionen vertraten, die nicht mehr existierten. Die Jäger konnten ihre Pelze nicht mehr verkaufen, weil Anvhar über keine eigenen Raumschiffe verfügte. Allerdings hatte der Zusammenbruch keine unmittelbaren Auswirkungen auf Anvhar, denn der Planet war schon immer völlig autark gewesen. Als die Bewohner sich erst einmal mit dem Gedanken vertraut gemacht hatten, daß sie jetzt über einen souveränen Planeten herrschten, verlief das Leben wie gewöhnlich weiter. Nicht leicht, aber immerhin ohne wesentliche Veränderungen an der Oberfläche.
    Die Vorstellungen und Ideale der Menschen unterlagen jedoch einem gewissen Wandel. Zahlreiche Versuche wurden unternommen, um eine stabile Gesellschaftsordnung zu schaffen. Auch darüber gab es keine zuverlässigen Berichte. Bekannt war nur, daß schließlich die Spiele ins Leben gerufen wurden.
    Um die Spiele zu verstehen, muß man etwas über die ungewöhnliche Umlaufbahn wissen, die Anvhar um seine Sonne – 70 Ophiuchi – beschreibt. Dieses System enthält mehrere Planeten, die alle mehr oder weniger eine ellipsenförmige Bahn einhalten. Anvhar ist offensichtlich eine Ausnahme, wahrscheinlich der eingefangene Planet einer anderen Sonne. Das Jahr auf Anvhar dauert siebenhundertachtzig Tage, aber während siebenhundert Tagen ist der Planet so weit von seiner Sonne entfernt, daß auf ihm tiefster Winter herrscht. Der kurze Sommer, der nur achtzig Tage dauert, ist dafür ungewöhnlich heiß. Dieser verblüffende Wechsel hat in den hier auftretenden Lebensformen Veränderungen hervorgerufen, mit deren Hilfe sie die Temperaturwechsel überstehen. Fast alle Tiere halten einen Winterschlaf, die Pflanzen überleben als Samen oder Sporen. Einige pflanzenfressende Warmblüter leben auch im Winter in dem mit Schnee bedeckten tropischen Gürtel und dienen damit den Raubtieren als Nahrung. Aber trotzdem ist der Winter im Vergleich zum Sommer eine überaus friedliche Jahreszeit.
    Denn im Sommer wächst und vermehrt sich alles wie rasend. Pflanzen wachsen so schnell, daß man ihr Wachstum mit bloßem Auge verfolgen kann. Die Schneefelder schmelzen, und innerhalb weniger Tage erheben sich dort Dschungel hoch in die Luft. Alles wächst, schwillt, gedeiht, vermehrt sich. In diesem kurzen Sommer spielt sich alles Leben ab, denn wenn der Winter wieder hereinbricht, müssen neunzig Prozent des Jahres vergehen, bevor die Sonne dieses Planeten abermals genügend Wärme ausstrahlt.
    Auch die Menschen müssen sich anpassen, wenn sie überleben wollen. Nahrungsmittel müssen gesammelt und gelagert werden – in solchen Mengen, daß sie über die Kälteperiode hinaus reichen. Generation auf Generation hat sich an diesen Zustand gewöhnt, bis die Menschen schließlich den Sommer als normal empfanden. Sowie sich die ersten Anzeichen des beinahe nicht vorhandenen Frühlings bemerkbar machen, tritt auch bei den Menschen eine tiefgreifende Veränderung ein. Das subkutan abgelagerte Fett verschwindet, und bisher nicht oder nur selten gebrauchte Schweißdrüsen nehmen ihre Tätigkeit auf. Andere Veränderungen sind nicht so offensichtlich, aber trotzdem kaum weniger bedeutend. Das Schlafzentrum des Gehirns wird teilweise lahmgelegt. Ein längerer Schlaf in Abständen von drei oder vier Tagen genügt plötzlich. Das Leben dieser Menschen wird hektischer und paßt sich der veränderten Umwelt an. Wenn dann der erste Frost kommt, ist die Getreideernte eingebracht, sind riesige Fleischvorräte tiefgefroren und alle möglichen Gemüsearten konserviert. Durch diese Anpassungsfähigkeit sichern die Menschen ihre Existenz während der langen Winter.
    Die physische Existenz ist gesichert. Aber wie steht es mit der geistigen? Primitive Eskimos versinken für längere Zeit in einen halb bewußtlosen Zustand. Auch zivilisierte Menschen wären dazu fähig, aber nicht über längere Zeiträume hinweg. Ganz bestimmt nicht in einem Winter, der fast zwei Erdenjahre dauert. Nachdem alle körperlichen Bedürfnisse befriedigt
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