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Retter einer Welt

Retter einer Welt

Titel: Retter einer Welt
Autoren: Harry Harrison
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allmählich einsehen, daß du ein Leben führst, das von Soziologen geplant und durchgesetzt wurde.«
    »Unsinn!« warf Brion ein. »Man kann doch nicht einfach ein Gesellschaftssystem erfinden und es dann den Leuten aufzwingen. Jedenfalls nicht, ohne auf entschiedenen Widerstand zu stoßen und Blutvergießen hervorzurufen.«
    »Selbst Unsinn«, erwiderte Ihjel. »In früheren Zeiten mag das so gewesen sein, aber heutzutage ist alles anders. Die Menschheit lebt von dem ständigen Wechsel, der ihr neue Dinge beschert, die nach einiger Zeit allgemein anerkannt werden. Und eine dieser neuen Erfindungen ist der Versuch, die bestehenden Gesellschaftsordnungen so zu verändern, daß sie den Menschen nützlicher sind.«
    »Der Götterkomplex«, stellte Brion fest. »Die Menschen werden in eine Lebensform gezwängt – ob es ihnen paßt oder nicht, interessiert dabei niemand.«
    »Das kann unter Umständen der Fall sein«, stimmte Ihjel zu. »Zu Anfang scheiterten einige Versuche, weil die Menschen sich an eine Ordnung gewöhnen sollten, die nicht für ihre Bedürfnisse und Wünsche geschaffen war. Aber nicht alle Experimente dieser Art schlugen fehl – Anvhar ist das beste Beispiel dafür, wie erfolgreich diese Methode sein kann, wenn sie richtig angewendet wird. Allerdings ist diese Art unterdessen überholt, denn wir haben Mittel und Wege entdeckt, die zu dem gleichen Ziel führen. Wir versuchen fremde Kulturen nicht mehr auf ein bestimmtes Ziel hinzuführen, weil wir nicht immer entscheiden können, welche Ziele sich am besten eignen. Statt dessen bemühen wir uns, bestehende Entwicklungen gegen äußere Einflüsse abzuschirmen und stagnierenden Kulturen neue Impulse zu geben. Als damals Anvhar an der Reihe war, befand sich die Methode erst im Entwicklungsstadium. Die ziemlich komplizierte Bestimmung der Eigenschaften, nach denen eine Kultur in eine der Klassen zwischen I und V eingeteilt wird, war damals noch nicht anwendungsreif. Früher entwickelte man einfach eine Gesellschaftsordnung, die höchstwahrscheinlich den Bedürfnissen des jeweiligen Planeten entsprach, und brachte die Menschen dazu, daß sie sich daran hielten.«
    »Wie läßt sich das durchführen?« erkundigte sich Brion.
    »Du machst allmählich Fortschritte – du fragst schon ›wie‹. Die hier angewandte Methode erforderte eine große Anzahl von Mitarbeitern und einen beträchtlichen finanziellen Aufwand. Zunächst wurde das Ehrgefühl der Menschen so sehr bestärkt, daß die Duelle zunahmen, wodurch das allgemeine Interesse an jeder Art von Selbstverteidigung stieg. Dann tauchte plötzlich Giroldi auf, der den Menschen zeigte, daß organisierte Wettkämpfe zufälligen Begegnungen vorzuziehen waren. Alle übrigen Disziplinen der Spiele waren nicht so leicht einzuführen, aber auch dieses Hindernis wurde nach einiger Zeit überwunden. Einzelheiten brauchen uns nicht zu interessieren; wir beschäftigen uns nur mit dem Endprodukt. Und das bist du. Wir brauchen dich, sehr sogar.«
    »Warum ausgerechnet mich?« fragte Brion. »Weil ich die Spiele gewonnen habe? Das kann ich nicht glauben. Objektiv gesehen besteht nur ein äußerst geringer Unterschied zwischen mir und den nächsten zehn nach mir. Warum wendet ihr euch nicht an einen von ihnen? Die anderen wären der Aufgabe ebenso gut gewachsen.«
    »Nein, das wären sie nicht. Ich werde dir später erklären, warum ich nur dich gebrauchen kann. Aber wir haben nicht mehr sehr viel Zeit, deshalb muß ich dich so bald wie möglich überzeugen.« Ihjel warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Nicht mehr ganz drei Stunden. In dieser Zeit muß ich dir genügend von unserer Arbeit erklärt haben, daß du in der Lage bist, dich dafür zu entscheiden, ob du freiwillig für uns tätig sein willst.«
    »Ein ehrgeiziges Vorhaben«, meinte Brion. »Du könntest mir vor allem zuerst erklären, wer oder was hinter diesem ›wir‹ steht, das du ständig benützt.«
    »Die Gesellschaft für kulturelle Beziehungen. Eine private Organisation, die sich das Ziel gesetzt hat, für das Wohl unabhängiger Planeten zu sorgen, damit alle friedlich miteinander leben und Handel treiben können.«
    »Klingt wie ein Zitat«, stellte Brion fest.
    »Ich habe zitiert – aus der Satzung der Gesellschaft. Das klingt alles ganz schön und gut, aber im Augenblick befassen wir uns mit speziellen Problemen. Mit dir. Du bist das Erzeugnis einer straff organisierten und sehr fortgeschrittenen Gesellschaft. Deine Erziehung war von Anfang an
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