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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich
Autoren: Becca Fitzpatrick
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an.«
    Er lachte kurz und ungläubig auf, aber das ängstliche Glimmen in seinen Augen verriet mir, dass er mir glaubte.
    »Ich frage mich, wie es für dich im nächsten Leben laufen wird«, murmelte ich. »Ich frage mich, ob du vielleicht gerade jetzt das Leben in Frage stellst, das du errichtet hast. Ich frage mich, ob du jede Entscheidung überdenkst und versuchst herauszufinden, ab wann es anfing, falsch zu laufen. Erinnerst du dich an die unzähligen Menschen, die du verletzt hast? Erinnerst du dich an jeden Namen? Siehst du das Gesicht meiner Mutter? Ich hoffe es. Ich hoffe, ihr Gesicht wird dich verfolgen. Die Ewigkeit ist eine lange Zeit, Hank.«
    Hank zog so gewaltsam an seinen Ketten, dass ich glaubte, sie würden reißen.
    »Ich will, dass du dich an meinen Namen erinnerst«, sagte ich zu Hank. »Ich will, dass du dich daran erinnerst, dass ich für dich getan habe, was du für mich hättest tun sollen. Ein bisschen Gnade walten lassen.«
    Sein wilder, rachsüchtiger Ausdruck war plötzlich von vorsichtiger Spekulation gezeichnet. Er war ein schlauer Mann, aber ich war mir nicht sicher, dass er meine Absichten schon erriet.
    »Ich werde deinen Nephilimaufstand nicht anführen«, sagte ich zu ihm, »weil du nämlich nicht sterben wirst. Tatsächlich wirst du noch eine ganze Weile länger leben. Zugegeben, du wirst nicht gerade im Ritz wohnen. Zumindest nicht, solange Patch nicht vorhat, dieses Zimmer zu renovieren.« Ich hob meine Augen in Patchs Richtung, bat ihn, sich einzuschalten.
    Was tust du, Engelchen? , murmelte er in meine Gedanken.
    Zu meinem Erstaunen kam die Fähigkeit, zu seinen Gedanken zu sprechen, ganz natürlich. Instinktiv legte sich ein Schalter in meinem Hirn um, und ich lenkte meine Gedanken mit reiner mentaler Kraft. Ich werde ihn nicht töten. Und du wirst es auch nicht tun. Komm also nicht auf dumme Gedanken.
    Und die Erzengel? Wir hatten einen Deal.
    Es ist nicht richtig. Sein Tod sollte nicht in unseren Händen liegen. Ich dachte, dass ich genau das wollte, aber du hast Recht. Wenn ich ihn töte, werde ich es niemals vergessen. Ich werde ihn auf ewig mit mir herumschleppen, und das ist nicht, was ich will. Ich will weitergehen. Ich treffe jetzt die richtige Entscheidung. Und obwohl ich es für mich behielt, wusste ich, dass die Erzengel uns nur dazu benutzten, ihre Drecksarbeit zu erledigen. Ich zumindest hatte genug davon, mir die Hände schmutzig zu machen.
    Zu meiner Überraschung widersprach Patch nicht. Er sah Hank an. »Mir gefällt es besser kalt, dunkel und eng. Und ich werde es schalldicht machen. Dann kannst du so lange und laut schreien, wie du willst, und hast doch nur dein eigenes Unglück, um dir Gesellschaft zu leisten.«
    Danke, sagte ich zu Patch und steckte all meine Aufrichtigkeit in meine Worte.
    Ein böses Lächeln kroch um seinen Mund. Der Tod war zu gut für ihn. So macht es mehr Spaß.
    Wenn die Stimmung nicht so ernst gewesen wäre, hätte ich gelacht.
    »Das bekommt man dafür, wenn man Dabria glaubt«, sagte ich zu Hank. »Sie ist keine Prophetin; sie ist eine Psychopathin. Lebe und lerne.«
    Ich gab Hank Gelegenheit, letzte Worte zu äußern, aber wie ich erwartet hatte, war er sprachlos. Ich hatte gehofft, dass er zumindest ungeschickt versuchen würde, sich zu entschuldigen, aber mein Herz hing nicht daran. Stattdessen bestand Hanks letzte Äußerung in einem merkwürdigen, blassen, erwartungsvollen Lächeln. Es beunruhigte mich etwas, aber ich nahm an, dass das genau das war, was er wollte.
    Ruhe erfüllte die kleine Zelle. Die Spannung, die in der Luft geknistert hatte, verging. Ich verbannte jeden Gedanken an Hank und wurde mir überaus bewusst, dass Patch hinter mir stand. Es gab einen entschiedenen Wechsel in der Atmosphäre, von Ungewissheit zu Erleichterung.
    Müdigkeit breitete sich in mir aus. Deren erstes Opfer waren meine Hände, die anfingen zu zittern. Meine Knie zitterten auch, dann meine Beine. Das erlösende Gefühl ging durch mich hindurch wie ein Schwindelanfall. Die Wände der Zelle, die abgestandene Luft, sogar Hank schien fortzuwirbeln. Das Einzige, was mich zurückhielt, war Patch.
    Ohne Vorwarnung warf ich mich in seine Arme. Er presste mich mit der Kraft seines Kusses an die Wand. Ein Schauder von Erleichterung ging durch ihn hindurch, und ich versenkte meine Finger in sein Hemd, zog ihn an mich heran und wollte ihn so nah bei mir haben wie noch nie zuvor. Sein Mund presste und schmeckte meinen. Es war nichts Gekonntes an der
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