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Rette mich

Rette mich

Titel: Rette mich
Autoren: Becca Fitzpatrick
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Art, wie er mich jetzt küsste; in der kühlen Dunkelheit der Zelle verband uns nur heiße Dringlichkeit.
    »Lass uns von hier weggehen«, murmelte er mir ins Ohr.
    Ich wollte gerade zustimmen, als ich aus dem Augenwinkel Feuer sah. Zuerst dachte ich, eine Fackel wäre aus ihrer Halterung gefallen. Doch die Flamme tanzte in Hanks Hand, ein faszinierendes, unirdisches, blaues Glühen. Ich brauchte einen Augenblick, um zu verstehen, was meine Augen zwar sahen, sich aber zu glauben weigerten.
    Das Begreifen kam Stück für Stück. Hank jonglierte einen Ball aus zischendem blauen Feuer in einer Hand und Patchs schwarze Feder in der anderen. Zwei völlig verschiedene Objekte; eines hell, das andere dunkel. Die sich untrennbar aufeinander zubewegten. Ein Fähnchen Rauch wand sich von der Spitze der Feder nach oben.
    Ich hatte keine Zeit mehr, noch eine Warnung zu rufen. Ich hatte für gar nichts mehr Zeit.
    In einem Sekundenbruchteil hob ich die Waffe. Ich drückte ab.
    Der Schuss warf Hank gegen die Mauer, die Arme ausgestreckt, den Mund offen vor Erstaunen.
    Er bewegte sich nie wieder.

Dreiunddreissig
    P atch machte sich nicht die Mühe, ein Grab für die Leiche zu schaufeln. Es war dunkel, eine Stunde oder zwei vor Sonnenaufgang, und er schleifte sie zur Küste, direkt vor den Eingang des Delphic, und rollte sie mit einem Fußtritt die Klippen hinunter und in die wütenden Wellen darunter.
    »Was wird mit ihm geschehen?«, fragte ich und kuschelte mich an Patch, um mich zu wärmen. Die eisigen Winde rissen an meinen Kleidern, aber das wirkliche Kältegefühl kam von innen und ging bis auf die Knochen.
    »Die Flut wird ihn hinausziehen, und die Haie werden eine leichte Mahlzeit haben.«
    Ich schüttelte den Kopf, um ihm klarzumachen, dass er mich missverstanden hatte. »Was wird mit seiner Seele geschehen?« Ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, ob die Dinge, die ich zu Hank gesagt hatte, stimmten. Würde er in Ewigkeit leiden? Und ich schüttelte alle Gewissensbisse ab, die ich fühlte. Ich hatte Hank nicht töten wollen, aber am Ende hatte er mir keine Wahl gelassen.
    Patch schwieg weiter, doch es entging mir nicht, dass er mich fester hielt, seine Arme beschützend um mich schloss. Er rieb seine Hände heftig über meine Arme. »Du frierst. Lass mich dich nach Hause zurückbringen.«
    Ich bestand auf einer Antwort. »Was geschieht jetzt?«, flüsterte ich. »Ich habe Hank getötet. Ich muss seine Männer anführen, aber was werde ich mit ihnen tun?«
    »Das denken wir uns noch aus«, sagte Patch. »Wir lassen uns einen Plan einfallen, und ich werde an deiner Seite bleiben, bis wir damit fertig sind.«
    »Glaubst du wirklich, dass es so einfach wird?«
    Patch lachte leise auf. »Wenn ich es leicht hätte haben wollen, dann würde ich mich in der Hölle neben Rixon anketten. Dann könnten wir es uns bequem machen und im Warmen liegen.«
    Ich blickte auf die Wellen hinunter, die sich gegen die Felsen warfen. »Als du den Handel mit den Erzengeln abgeschlossen hast, waren sie da nicht besorgt, dass du es ausplaudern würdest? Das lässt sie nicht gut aussehen. Alles, was du tun musst, ist das Gerücht in Umlauf zu setzen, dass Teufelskraft nutzbar gemacht werden kann, und du kannst unter Nephilim und gefallenen Engeln einen Goldrausch auslösen.«
    »Ich habe geschworen, nichts auszuplaudern. Das war ein Teil des Handels.«
    »Hättest du im Tausch für dein Schweigen um etwas bitten können?«, fragte ich ruhig.
    Patch erstarrte, und ich spürte, dass er die Richtung kannte, die meine Gedanken nahmen. »Kommt es denn darauf an?«, sagte er vage.
    Das tat es. Jetzt, wo Hank tot war, verbrannte der Nebel, der mein Gedächtnis eingehüllt hatte, wie Wolken unter der Sonne. Ich konnte mir noch keine vollständigen Erinnerungen ins Gedächtnis rufen, aber es gab Bilder. Blitze und flüchtige Eindrücke, die jede Minute stärker wurden. Hanks Macht und seine Kontrolle über mich starben mit ihm, was mich weit dafür öffnete, mich an all das zu erinnern, was Patch und ich zusammen durchkämpft hatten. Die Tests auf Betrug, Loyalität, Vertrauen. Ich wusste, was ihn zum Lachen brachte, was ihn verärgerte. Ich kannte seine tiefste Sehnsucht. Ich sah ihn so klar. So atemberaubend klar.
    »Hättest du sie bitten können, dich zum Menschen zu machen?«
    Ich spürte, wie er langsam ausatmete, und als er sprach, lag eine raue Ehrlichkeit in seiner Stimme. »Die kurze Antwort auf diese Frage ist: Ja, das hätte
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