Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir
Autoren: Tahereh H. Mafi
Vom Netzwerk:
mein Herz einen Trommelwirbel schlägt, wenn ich mein hastiges Atmen verbergen will, wenn ich hundert Mal schlucken muss, weil er so lange braucht, um mich zu küssen. Ich kann ihn nicht einmal anschauen, ohne jeden einzelnen Moment mit ihm noch einmal zu durchleben, jede Erinnerung an seine Lippen, seine Berührungen, seinen Duft, seine Haut. Das ist alles so extrem, so überwältigend, so vielfältig, so neu, all diese erlesenen Wahrnehmungen, die ich nicht kannte, nie gefühlt habe, nie erleben durfte.
    Manchmal fürchte ich, dass sie mich umbringen werden .
    Ich reiße mich los; mir ist heiß und kalt zugleich, und ich hoffe nur, dass ich mich beherrschen kann, hoffe, dass er vergisst, wie leicht er mich um den Verstand bringt. Weiß, dass ich mich konzentrieren muss, um mich zu fassen. Ich stolpere rückwärts; verberge das Gesicht in den Händen, will etwas sagen, aber alles zittert, und ich sehe, wie er mich anschaut – als wolle er mich mit einem einzigen Atemzug in sich einsaugen.
    Nein , scheint er zu flüstern.
    Und dann spüre ich nur noch seine Arme, höre, wie er verzweifelt meinen Namen murmelt, und ich zerfalle in seiner Umarmung, löse mich auf, bemühe mich nicht mehr, das Zittern in mir zu zähmen, und er ist so heiß, seine Haut ist so heiß, und ich weiß nicht mehr, wo ich bin.
    Seine rechte Hand gleitet über meinen Rücken und zieht den Reißverschluss meines Anzugs hinunter, bis er halb geöffnet ist, und es ist mir einerlei. Ich habe 17 Jahre nachzuholen, und ich will alles spüren. Ich werde nicht abwarten und mit Wer-weiß und Was-wenn und später mit schrecklichem Bedauern leben. Ich will alles spüren, damit ich nicht plötzlich feststellen muss, dass dieser Zustand Vergangenheit ist, dass meine Chance da war und fortging und nie mehr wiederkommen wird. Dass meine Hände diese Wärme nie wieder spüren werden.
    Das wird nicht passieren.
    Das werde ich nicht zulassen.
    Ich merke nicht, dass ich mich so eng an ihn schmiege, dass ich unter seinen dünnen Baumwollsachen jede Kontur seines Körpers spüre. Meine Hände gleiten unter sein Hemd, und ich höre seinen stockenden Atem, spüre, wie sich seine starken Muskeln straffen, und ich sehe, dass er die Augen zusammenkneift, als habe er Schmerzen, und plötzlich durchwühlen seine Hände mein Haar, verzweifelt, und seine Lippen sind so nah. Er lehnt sich an mich, und meine Füße heben ab, und ich schwebe, ich fliege, bin nur noch verankert durch den Orkan in meinen Lungen und dieses Herz, das zu schnell pocht pocht pocht.
    Unsere Lippen
    finden sich
    und ich weiß, ich werde zerspringen. Er küsst mich, als habe er mich verloren und wieder gefunden, als entgleite ich ihm und er wolle mich für immer festhalten. Schreien will ich, immer wieder, zerbrechen will ich, immer wieder, sterben will ich in dem Wissen um diesen Kuss, dieses Herz, diese weiche Explosion, die sich anfühlt, als hätte ich einen Schluck Sonne getrunken, als hätte ich mir den achten, neunten und zehnten Himmel einverleibt.
    Das.
    Es löst überall Sehnsucht aus.
    Adam löst sich, schwer atmend, seine Hände tasten sich unter den dünnen Stoff meines Anzugs, und Adams Haut ist heiß, so heiß, und ich bin so durcheinander, dass ich ihn nicht verstehe, als er spricht.
    Aber er sagt etwas.
    Worte, tief und rau in meinem Ohr, aber ich verstehe nur Kauderwelsch, Konsonanten und Vokale und gebrochene Silben. Das Klopfen von Adams Herzen bricht aus seiner Brust und taumelt in meine. Seine Finger folgen Geheimbotschaften auf meiner Haut. Seine Hände gleiten im satinglatten Stoff meines Anzugs nach unten, streicheln die Innenseiten meiner Schenkel, meine Kniekehlen und wandern nach oben oben oben, und ich frage mich, ob man zugleich wach und ohnmächtig sein kann, und so fühlt es sich wohl an, wenn man hyperventiliert, zu viel Sauerstoff in die Lunge be kommt. Adam zieht mich mit sich, sinkt an die Wand. Packt meine Hüften. Reißt mich an sich.
    Ich keuche.
    Seine Lippen kosen meinen Hals. Seine Wimpern streifen die Haut unter meinem Kinn, und er sagt etwas, etwas, das sich wie mein Name anhört, und er küsst mein Schlüsselbein und meine Schultern, und seine Lippen, seine Lippen und seine Hände erkunden die Wölbungen und Flächen meines Körpers, und seine Brust hebt und senkt sich, und er flucht leise und hält inne und sagt, Gott, du fühlst dich so gut an
    und mein Herz ist ohne mich zum Mond geflogen.
    Ich liebe es, wenn er das zu mir sagt. Ich liebe es, weil es so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher