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Rette mein Herz

Rette mein Herz

Titel: Rette mein Herz
Autoren: Cathy McAllister
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erst ein wenig erholt hätte, dann …
    „Taheton“, sagte er unerwartet und sie zuckte ungewollt zusammen.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er plötzlich zu sprechen anfangen würde. Was hatte er gesagt? Es war offensichtlich irgendeine Indianersprache. Vielleicht konnte er außer Danke doch kein Englisch. Wenn sie bloß Französisch sprechen könnte. Sie hatte gehört, dass viele Indianer Französisch verstanden.
    „Taheton!“, sagte er deutlicher und zeigte auf sich selbst.
    Es war sein Name. Taheton war sein Name.
    Sie zeigte auf sich.
    „Marie!“
    „Marie“, flüsterte er und lächelte. Es schien ihm zu gefallen.
    „Du wirst mir nichts tun, wenn ich näher komme?“, fragte sie und blickte ihn direkt an, um seine Mimik lesen zu können, wenn er ihr antwortete.
    „Nein“, sagte er schwach und schüttelte den Kopf. „Ich tu dir nichts.“
    „In Ordnung“, erwiderte sie nervös und schluckte ihre Angst tapfer hinunter.
    Langsam ging sie auf ihn zu und kniete neben ihm nieder. Er sah etwas wacher aus, doch seine Augen waren glasig vor Schmerz.
    „Ich will dein Hemd ausziehen. Kannst du dich richtig aufsetzen, wenn ich dir helfe?“
    Er nickte und sie half ihm, sich gerade hinzusetzen. Dann zog sie ihm den Fellmantel aus, was sich als recht schwierig erwies und ihm einige Schmerzen zu bereiten schien, wenngleich er keinen Laut von sich gab. Nachdem das geschafft war, atmeten sie beide schwer.
    „Tut mir leid!“, keuchte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Ist schon gut.“
    Sie blickte ihn besorgt an. Schweiß stand auf seiner Stirn. Hoffentlich bekam er kein Fieber. Eigentlich müsste er bei der Kälte frieren.
    „Jetzt das Hemd.“
    Sie machte sich mit dem ruiniertem Hemd keine Mühe und zerriss es, um es ihm leichter mit dem Ausziehen zu machen. Der Verband hielt gut und er war nicht durchgeblutet. Offenbar hatte die Wunde aufgehört zu bluten. Sie half ihm, vorsichtig das frische Hemd anzuziehen. Da es eines von Bhreacs Hemden war, war es etwas weiter geschnitten, was ihr unter den gegebenen Umständen sehr gelegen kam. Es war einfacher anzuziehen und würde ihn nicht so behindern. Sie hatte ein schön Warmes ausgesucht. Nach dem Hemd half sie ihm, den Mantel wieder anzuziehen und legte ihm auch noch die Decke um.
    „Ist es gut so?“
    Er nickte, sie unentwegt anstarrend. Es machte sie nervös, wie er sie so direkt musterte. Seine Augen waren dunkel, geheimnisvoll. Sie hatte nie zuvor einen Wilden gesehen. Er sah ganz anders aus, als sie sich vorgestellt hatte. Sie hatte von Bhreac und Lucio gehört, dass die Irokesen und ihre Unterstämme ihre Haare rasiert trugen und nur einen langen Zopf hatten. Taheton hingegen hatte lange, glatte und tiefschwarze Haare, die er offen trug. Ein Stirnband aus Leder war das Einzige, was seinen Kopf zierte. Ein goldener Ring war durch sein rechtes Ohr gestochen und um den Hals trug er eine Art Talisman. Jedenfalls hielt sie es für einen. Er bestand aus Leder, Reißzähnen von irgendeinem Tier und kleinen Federn.

    Sie kam nicht umhin, zu bemerken, dass dieser Taheton auf eine ungewohnte, unzivilisierte Art und Weise attraktiv aussah. Selbst seine Adlernase gab ihm etwas Markantes, ebenso wie das breite Kinn und die hohen Wangenknochen.
    Sie räusperte sich befangen und wandte den Blick ab. War es die Aufregung, die ihr Herz plötzlich rasen ließ oder etwas anderes? Etwas, was sie geglaubt hatte, nie wieder zu verspüren. Sie war kein unschuldiges Mädchen mehr. Dieses Kribbeln in der Magengegend, die Hitze, die ihren Schoß flutete, konnte sie all dies leugnen?
    Seine Hand fasste nach ihrem Handgelenk und sie zuckte zusammen. Sie wagte nicht, ihn anzusehen. Sich seinem forschenden Blick zu stellen. Ihre Brust hob und senkte sich unter ihren schweren Atemzügen. Konnte er ihr Herz klopfen hören. Sie hörte es dröhnend in ihren eigenen Ohren.
    Langsam glitten seine langen Finger über ihren Handrücken, zeichneten jeden Knöchel nach und sie erzitterte, hielt den Atem an. Wie in Trance hob sie den Blick, begegnete seinen dunklen Augen. Etwas anderes, als der Schmerz von zuvor, stand in ihnen geschrieben. Ein Hunger, der ihr Angst machte. Es war ein wilder Hunger, der mit Zärtlichkeit nichts zu tun hatte. Sein Gesicht war hart, nicht sanft, wie James Gesicht gewesen war.
    Ruckartig entzog sie ihm ihre Hand und sprang auf, den Becher mit Tee umwerfend. Ohne ihn noch einmal anzusehen, floh sie zur Leiter, wäre beim Runterklettern fast abgerutscht und
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