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Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt

Titel: Rentner-WG - ein Best-Ager-Roman aus Frankfurt
Autoren: mainbook
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Thomas nicht mehr stimmte. Aber sie war bequem gewesen, hatte es nicht sehen wollen.
    „Wir sind in einer Sackgasse gelandet.“
    „Was wird jetzt? Was wird aus dir?“
    Leni schaute sich in dem hellen, freundlichen Wohnzimmer um.
    „Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Das hier ist jetzt mein Zuhause. Das andere war die letzten Jahre nur noch eine komfortable Einzelzelle, in die ich mich selbst eingeschlossen habe.“
    „So schlimm?“
    Leni stand auf und ging zur offenen Terrassentür.
    „Schau dir das mal an.“
    Im Garten transportierten Arthur und Linse angekohlte Bilder aus dem Gartenhäuschen und legten sie auf den Rasen. Linse lachte und fuhr Arthur mit ihren rußgeschwärzten Fingern ins Gesicht. Eine kleine Rangelei begann, bis beide außer Puste waren.
    Auf dem Rasen saß Barbara mit ein paar Mädchen. Alle waren eifrig dabei, Kränze aus Gänseblümchen zu basteln. Man sah Barbara an, wie viel Spaß sie dabei hatte.
    Auf der Schaukel saß Charly und beobachtete, wie seine Fußballjungs Tortraining machten. Ein verzogener Ball flog zu den Mädchen rüber, die kreischend hochfuhren.
    Leni legte die Arme um ihre Tochter. Sie musste ein bisschen hoch schauen, um ihr ins Gesicht zu sehen. Was für eine erwachsene, schöne Frau aus ihr geworden war.
    „Ich habe Glück gehabt. Ich darf noch einmal von vorn anfangen.“
    „Du hast dich verändert“, stellte Moni fest.
    „Danke“, sagte Leni. „Ein schöneres Kompliment hättest du mir nicht machen können.“
    Ein Sonnenstrahl fiel Leni ins Gesicht und kitzelte sie wach. Sie sah auf die Uhr, es war erst kurz nach sechs. Sie räkelte sich genüsslich und überlegte, was für heute anstand. Seit langem hatte sie einmal keine Termine, es hatte sich auch kein Besuch angemeldet. Es würde ein schöner Tag werden.
    Auf bloßen Füßen tapste sie zur Tür. Da sah sie einen Zettel auf dem Boden liegen. Sie hob ihn auf und faltete ihn auseinander.
    „Liebe Leni“, stand dort in Linses schwungvoller Handschrift. Sie setzte sich wieder aufs Bett. Bitte keine schlechten Nachrichten, nein, heute war einfach nicht der Tag dafür!
    „Sei mir nicht böse, wenn ich mich einfach so verdrücke. Aber für mich wird es Zeit, weiter zu wandern, bevor ich noch aus Versehen Wurzeln schlage. Ich hoffe, ihr könnt mir das verzeihen. Denn irgendwann würde ich gerne wieder zurück kommen. Aber bis dahin muss ich mich einfach noch ein bisschen herumtreiben. Leute kennen lernen, Fotos machen, mich durchschlagen, so wie ich es immer getan habe. Es liegt mir einfach nicht, mich zu eng an andere zu binden, auch wenn ich zugeben muss, dass eure kleine WG schon etwas Faszinierendes hat.
    Du brauchst nicht lange zu suchen, um jemand zu finden, der in den Pavillon passt. Ich verlasse mich da ganz auf dein Gefühl. Grüße die anderen von mir! Linse“
    Es war kein scharfer Schmerz, eher ein Gefühl von großem Verlust. Linse hatte eine Leichtigkeit mitgebracht, die Leni vorher nicht gekannt hatte. Sie lächelte, als ihr all’ die Ereignisse der letzten Zeit durch den Kopf gingen.
    Da entdeckte sie noch ein Post Scriptum.
    „Er wartet.“ Daneben stand eine Telefonnummer.
    Beim Mittagessen erzählte Leni, dass Linse abgereist war. Sie war erstaunt, dass niemand wirklich überrascht war.
    „Das war doch klar, dass sie irgendwann wieder gehen wird“, meinte Barbara. „Sie hat etwas von einer Zigeunerin. Aber einer mit Tiefgang.“
    Leni musste ihr Recht geben. Neben der Fröhlichkeit, die Linses Naturell war, hatte sie auch ihre nachdenklichen Momente, die sie aber stets mit einem Lachen oder einer flapsigen Bemerkung zu überspielen wusste.
    Arthur stand auf, um das Geschirr in die Küche zu tragen.
    „Sagst du gar nichts dazu? Wirst du sie denn gar nicht vermissen?“, fragte Leni erstaunt.
    „Die kommt wieder. Eines Tages steht sie einfach wieder vor der Tür. Wenn sie einen Platz finden will, an dem sie bleiben kann.“
    Er sah sie so intensiv an, dass ihr ganz komisch wurde.
    „Hast du deinen Platz gefunden?
    Sie zuckte verlegen mit den Schultern.
    „Ich wüsste nicht, wohin ich sonst gehen sollte.“
    „Das ist keine richtige Antwort.“
    Aber mehr konnte sie ihm dazu nicht sagen.
    „Solange ich die Miete bezahlen kann und du nicht jeden Tag kochst, halte ich es hier schon eine Weile aus.“
    Sie mussten beide lachen. Leni war erleichtert. Für einen Augenblick war da eine merkwürdige Spannung zwischen ihnen gewesen, über deren Ursache sie sich jetzt keine
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