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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous
Autoren: Amanda Quick
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wiedereröffnet werden, ehe mein Sohn und Erbe geboren ist. Ist das klar?«
    Augusta senkte den Blick und erschien als der Inbegriff der sittsamen, tugendhaften Frau. »Ja, Harry.«
    Harry stöhnte. »Ich habe keine Chance.«
    Harrys Sohn, ein gesundes Baby mit einer kräftigen Stimme, die nur von der Northumberland-Seite der Familie stammen konnte, wurde fünf Monate später geboren.
    Harry warf einen einzigen Blick auf den Säugling und lächelte dann seine ermattete, aber glückliche Frau an. Er war an diesem Morgen fast so erschöpft wie sie. Die letzte Nacht war qualvoll gewesen, obwohl ihm die Hebamme versichert hatte, dass alles routinemäßig abgelaufen war.
    Harry hatte die ganze Zeit am Bett seiner Frau verbracht, während sie in den Wehen lag. Jedesmal, wenn er Augusta einen feuchten Waschlappen auf die schweißnasse Stirn gepresst oder gefühlt hatte, wie ihre Nägel sich in seine Handfläche gruben, hatte er sich ewiges Zölibat gelobt. Jetzt hatte sie es unbeschadet überstanden, und ihm wurde klar, dass er nie in seinem ganzen Leben für irgend etwas dankbarer gewesen war.
    »Ich glaube, wir sollten ihn Richard nennen, falls es dir recht ist, Augusta.«
    Sie schaute von den Kissen strahlend zu ihm auf. Harry fand, nie hätte sie schöner ausgesehen.
    »Das würde mich sehr freuen. Danke, Harry.«
    »Ich habe eine kleine Überraschung für dich.« Er setzte sich auf die Bettkante und öffnete den kleinen Samtbeutel, den er nach oben mitgebracht hatte. »Die Kette deiner Mutter ist heute morgen von dem Juwelier zurückgebracht worden. Wie du selbst sehen kannst, hat der Mann seine Sache ganz ausgezeichnet gemacht und sie wirklich gründlich gereinigt und poliert. Ich, äh, ich dachte mir, du würdest es dir vielleicht gern selbst ansehen.«
    »Oh, ja. Ich bin froh, dass ich sie wieder habe.« Augusta sah zu, wie er die Rubinkette auf die Bettdecke legte. In der Morgensonne funkelten die leuchtend roten Steine in all ihrem Glanz. Sie lächelte und war sichtlich erfreut. »Die Juweliere haben ihre Sache wirklich ganz ausgezeichnet gemacht. Die Kette ist wunderschön geworden.« Dann zog sie die Stirn in Falten.
    »Stimmt etwas nicht, Liebling?«
    Augusta nahm die Kette mit den funkelnden Steinen in die Hand. »Etwas ist anders an dieser Kette, Harry.« Sie schnappte nach Luft. »Gütiger Himmel, ich glaube, man hat uns betrogen.«
    Harry kniff die Augen zusammen. »Betrogen?«
    »Ja.« Augusta wiegte ihren Sohn in einem Arm und untersuchte dabei die Kette ganz genau. »Das sind nicht die Rubine meiner Mutter. Sie sind dunkler, und sie haben mehr Glanz.« Sie blickte grimmig auf. »Harry, der Juwelier hat die Steine ausgetauscht.«
    »Beruhige dich, Augusta.«
    »Nein, ich bin ganz sicher«, sagte sie. »Ich habe gehört, dass solche Dinge vorkommen.«
    »Augusta...«
    »Man gibt eine einwandfreie Kette zur Reinigung oder zur Reparatur aus dem Haus, und der Juwelier ersetzt die echten Steine durch geschliffenes Glas. Harry, du musst augenblicklich den Juwelier aufsuchen. Du musst ihn dazu bringen, dass er uns die Rubine zurückgibt.« Harry fing an zu lachen. Er war machtlos dagegen. Die ganze Geschichte war zu absurd, um sie in Worte zu fassen.
    Augusta sah ihn finster an. »Kannst du mir vielleicht sagen, was daran so amüsant ist?«
    »Augusta, ich versichere dir, dass diese Rubine echt sind.«
    »Das ist völlig ausgeschlossen. Ich werde den Juwelier persönlich aufsuchen und von ihm verlangen, dass er mir die Rubine meiner Mutter zurückgibt.«
    Harry lachte noch lauter. »Ich würde zu gern seinen Gesichtsausdruck sehen, wenn du dich darüber beklagst, dass er die Steine ausgetauscht hat. Er wird glauben, dass du den Verstand verloren hast, meine Liebe.«
    Augusta musterte ihn unsicher. »Harry, versuchst du vielleicht, mir etwas zu sagen?«
    »Ich wollte dir kein Wort darüber sagen, aber da du wild entschlossen bist, eine große Sache daraus zu machen, solltest du besser doch die Wahrheit wissen. Einer deiner illustren Vorfahren hat schon vor vielen Jahren die Rubine der Northumberland-Ballingers verpfändet, mein Liebling. Sally war diejenige, die bemerkt hat, dass deine Rubine in Wirklichkeit geschliffenes Glas waren.«
    Augusta riss die Augen vor Schock weit auf. »Bist du ganz sicher?«
    »Hundertprozentig. Um ganz sicherzugehen, habe ich die Kette schätzen lassen, ehe ich etwas Voreiliges unternehme. Ich habe geglaubt, ich könnte sie unbemerkt austauschen, aber offensichtlich bist du mir auf
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