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Rendezvous

Rendezvous

Titel: Rendezvous
Autoren: Amanda Quick
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schlecht. «
    Augusta erkannte augenblicklich die erschreckend ruhige und emotionslose Männerstimme und stöhnte lautlos in sich hinein, als ihre ärgsten Befürchtungen sich bestätigten. Es war Graystone.
    Typisch, dieses Pech, dass unter all den Gästen, die dieses Wochenende in Lord Enfields Landhaus untergekommen waren, ausgerechnet der enge Freund ihres Onkels derjenige war, der sie ertappte, Harry Fleming, Earl of Graystone, war der einzige Mann im ganzen Haus, der wahrscheinlich keine der schlagfertigen Ausreden glauben würde, die sie sich sorgsam zurechtgelegt hatte.
    Graystone rief aus mehreren Gründen ein Unbehagen in Augusta wach, und einer davon war der, dass er die verwirrende Angewohnheit hatte, einem direkt in die Augen zu sehen, als schaute er seinem Gegenüber bis in die Seele und klagte die Wahrheit ein. Ein anderer Grund dafür, dass sie vor ihm auf der Hut war, war der, dass er schlichtweg zu klug war.
    Augusta ging in rasender Eile die diversen Geschichten durch, die sie sich für den Fall eines solchen Vorkommnisses zurechtgelegt hatte. Sie würde eine verflucht kluge Ausrede brauchen. Graystone war kein Narr. Er war würdig und distinguiert, sein Benehmen war so pedantisch korrekt, dass es einem einen Schauer überlaufen ließ, und manchmal war er reichlich aufgeblasen, wenn man Augusta fragte, doch ein Dummkopf war er nicht.
    Augusta beschloss, sie hätte keine andere Wahl als die, sich in ihrer peinlichen Lage mit großer Unverfrorenheit zu behaupten. Sie zwang sich zu einem strahlenden Lächeln, als sie zu ihm aufblickte und vorgab, erstaunt zusammenzuzucken.
    »Oh, guten Abend, Mylord. Ich hätte nicht erwartet, um diese Tageszeit jemanden hier in der Bibliothek zu finden. Ich war gerade auf der Suche nach einer Haarnadel. Anscheinend ist mir eine heruntergefallen.«
    »Mir scheint, in dem Schloss des Schreibtischs steckt eine Haarnadel.«
    Augusta gelang ein weiteres verblüfftes Zusammenzucken, ehe sie aufsprang. »Gütiger Himmel. Da also steckt sie. Merkwürdig, dass sie dort gelandet ist. Wirklich ein seltsamer Ort dafür.« Ihre Finger zitterten, als sie die Nadel aus dem Schloss zog und sie in die Tasche ihres Morgenmantels aus Chintz fallen ließ. »Ich bin nach unten gekommen, um mir etwas zum Lesen zu holen, weil ich nicht schlafen konnte, und ehe ich mich versah, hatte ich eine Haarnadel verloren.«
    Ernst musterte Graystone im matten Schein der Kerze ihr strahlendes Lächeln. »Es überrascht mich, dass Sie nicht schlafen konnten, Miss Ballinger. Sie hatten heute wahrhaft viel Bewegung. Sie haben an dem Wettkampf im Bogenschießen teilgenommen, der heute Nachmittag für die Damen organisiert worden ist, und dann dieser lange Spaziergang zu den römischen Ruinen und das Picknick. Und all das gekrönt von einem Abend, an dem Sie reichlich getanzt und Whist gespielt haben. Man sollte meinen, Sie seien reichlich erschöpft.«
    »Ja, nun, ich vermute, es liegt daran, dass mir meine Umgebung so unvertraut ist. Sie wissen ja, wie es ist, Mylord, wenn man in einem fremden Bett schläft.«
    Seine kühlen grauen Augen, die Augusta immer an ein kaltes, winterliches Meer denken ließen, schimmerten matt. »Was für eine interessante Beobachtung. Schlafen Sie in vielen fremden Betten, Miss Ballinger?«
    Augusta starrte ihn an und war unsicher, wie sie diese Frage auffassen sollte. Einerseits war sie nahezu geneigt zu glauben, Graystones anscheinend so höfliche Bemerkung hätte eine bewusst sexuelle Anspielung enthalten. Doch das war ausgeschlossen, entschied sie gleich darauf. Schließlich handelte es sich hier um Graystone . Er hätte niemals in Gegenwart einer Dame etwas gesagt oder getan, was auch nur im entferntesten ungehörig gewesen wäre. Natürlich konnte es sein, dass er sie nicht als eine Dame ansah, rief sie sich freudlos ins Gedächtnis zurück.
    »Nein, Mylord, ich habe nicht viel Gelegenheit zu reisen, und daher habe ich mich noch nicht an die Vorstellung gewöhnt, häufig die Betten zu wechseln. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich sollte besser wieder nach oben gehen. Meine Cousine könnte wach werden und mein Verschwinden bemerken. Dann würde sie sich Sorgen machen.«
    »Ach, ja. Die reizende Claudia. Wir wollen doch unter allen Umständen vermeiden, dass sich der Engel um diesen Wildfang von einer Cousine sorgt, mit dem er gestraft ist, stimmt's?«
    Augusta zuckte zusammen. Offensichtlich war sie in der Wertschätzung des Earls reichlich tief gesunken.
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