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Rendezvous um Mitternacht

Rendezvous um Mitternacht

Titel: Rendezvous um Mitternacht
Autoren: Victoria Laurie
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und natürlich konnte ich nicht wissen, dass das Sie sind …«
    »Ich habe mit dem Krankenhaus telefoniert. Es gab ein Problem bei einem Patienten.«
    »Das tut mir wirklich sehr, sehr leid.« Ich hätte mir in den Arsch beißen können. »Wenn ich einen Termin habe und spät dran bin, werde ich grantig.«
    »Ene mene meck, und du bist weg«, gurrte Doc.
    Ich nahm mir ganz fest vor, Docs Stange so bald wie möglich in Gilleys Zimmer zu räumen.
    »Wenn Sie nicht wollen, dass ich mitkomme, Miss Holliday, dann sehe ich keinen Grund, weiter mit Ihnen zu sprechen«, sagte Steven plötzlich sehr förmlich und schroff.
    Einige Sekunden lang blickte ich ihn starr an. Es machte mich wütend, dass er versuchte, mich in die Enge zu treiben. Endlich streckte ich ihm über den Schreibtisch hinweg die Hand hin und sagte resolut: »Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen, Dr. Sable. Vielen Dank für Ihr Interesse. Ich hoffe, Sie finden jemanden, der Ihnen weiterhelfen kann.«

2
     
     
    Nachdem Sable weg war und ich mich erfolgreich um Gilley und den Tobsuchtsanfall herumgedrückt hatte, den er wegen des Verlusts so bedeutender Kundschaft im Begriff war zu kriegen, beschloss ich, dass ich erst mal dringend einen guten Kaffee brauchte. Das führte mich einen Block weiter zu Starbucks und von dort aus über die Straße zu Mama Dell’s, dem gemütlichsten Plätzchen, das ich kenne.
    Theoretisch ist Mama Dells ein Cafe. Aber dass es immer brechend voll ist, liegt definitiv nicht an der Kaffeequalität. Keiner der Gäste weiß genau, warum Mamas Geheimrezept wie Teer schmeckt, aber die Tatsache, dass niemand es je wagen würde, ihr das ins Gesicht zu sagen, gibt einen der besten Insiderwitze in Arlington ab.
    Mama Dell kommt aus South Carolina und hat einen reizenden Südstaaten-Akzent, in den ich auch verfalle, sobald ich sie höre. Sie kam vor über dreißig Jahren mit einem Vollstipendium für Harvard hierher, um Biotechnologie zu studieren, und traf dabei ihren Seelenfreund, einen hochgewachsenen, freundlichen Mann, der nur als der Captain bekannt ist.
    Die beiden arbeiteten gemeinsam irgendein Biophysik-Projekt aus, das ein Patent und einen Haufen Geld zur Folge hatte. Darauf nahmen sie die ganze Kohle und investierten sie in ein Cafe. Im Mama Dells ist es superkuschelig. Es gibt viele einladende kleine Sitzgruppen aus üppigen Zweiersofas und weichen Sesseln, genau das Richtige, um nach einem Stadtbummel entspannt abzuhängen und zu schwatzen.
    Auf einem Regal neben der Tür steht eine riesige Sammlung origineller, teils urkomischer Kaffeebecher aus den gesamten Vereinigten Staaten und einigen anderen Ländern. Wenn ein Stammgast reinkommt, schüttet er üblicherweise diskret seinen Starbucks-Kaffee in seinen Lieblingsbecher, holt sich an der Theke ein süßes Teilchen und macht es sich für den Nachmittag oder Abend gemütlich.
    Ich hatte Dell und den Captain vor zwei Jahren kennengelernt. Sie gehörten zu meinen ersten Kunden – sie wandten sich damals an mich, um das Cafe von einem hyperaktiven Poltergeist zu befreien, der einfach nicht aufhörte, die Sammlerbecher in Stücke zu hauen. Ich brauchte fast eine Woche, aber schließlich bekam ich den Geist eines britischen Soldaten zu fassen, der hier seit dem Unabhängigkeitskrieg festsaß, und schickte ihn seiner trostlosen Wege. Und in einer Stadt, in der man sonst nur New-England-Platt hörte, war Dells Gesellschaft so was wie ein Stückchen Heimat für mich, sodass ich schnell zum Stammgast wurde.
    Den Starbucks-Kaffee unter dem Mantel verborgen, trat ich schwungvoll durch die Tür, suchte meinen Becher im Regal und runzelte die Stirn, weil ich ihn nicht fand.
    »Morgen, M.J.!«, rief Mama Dell fröhlich, als sie mich sah.
    »Hi, Dell«, grüßte ich zurück, während ich weiter im Regal nach dem Halloween-Becher mit der schwarzen Katze und dem Gespensterhenkel fahndete. »Hast du meinen Becher gesehen?«
    »Er ist in der Spülmaschine; vorhin war jemand da und hat ihn benutzt. Ist sicher gleich fertig. Setz dich doch, ich bringe ihn dir, wenn er sauber ist. Du trinkst den Kaffee schwarz, ja?«, fragte sie.
    Verdammt! Ich hatte vergessen, im Starbucks die zusätzliche leere Tasse zu bestellen, die ich normalerweise vorsichtshalber mitnahm, für den Fall, dass Dell es schaffte, meinen Becher mit ihrer dicken schwarzen Brühe zu füllen, ehe ich die Chance hatte, meinen eigenen Kaffee hineinzuschütten. »Jep. Schwarz. Danke. Ich bin da drüben«, sagte ich und zeigte auf
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