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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder
Autoren: J.D. Robb
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studierte den nervösen kleinen Mann, der eintrat und den fünften Stock nannte.
    Ziemlich schreckhaftes Kerlchen, dachte sie, und verfolgte halb belustigt, wie er an seinem Hemdkragen zerrte und sich ein Pfefferminz zwischen die Lippen schob. Wahrscheinlich hatte er eine Frau und zwei Kinder und einen ruhigen Job am Schreibtisch, der es ihm erlaubte, sich einmal die Woche für einen mittäglichen Quicky aus dem Büro zu stehlen.
    In der fünften Etage stieg er aus.
    Dann geschah mehrere Stunden lang so gut wie gar nichts. Hin und wieder fuhr eine Prostituierte mit dem Lift nach unten, während andere mit Einkaufstaschen und gelangweilten Gesichtern in ihre Wohnungen zurückkehrten. Ein paar wenige Kunden kamen und gingen, bis schließlich gegen acht ein wenig Leben in das Gebäude kam. Einige Bewohner gingen aus, elegant gekleidet für ein Essen in einem teuren Restaurant, andere kamen, weil Termine riefen.
    Um zehn betrat ein elegantes Paar gemeinsam den Fahrstuhl, und die Frau gestattete dem Mann, ihren Pelzmantel zu öffnen, unter dem sie nichts trug außer Stöckelschuhen und der Tätowierung einer Rose, deren Stiel in Schritthöhe begann und deren Blüte spielerisch die linke Brustwarze lieb koste. Er knetete ihren Busen, was in überwachten Bereichen gesetzlich verboten war, und als der Fahrstuhl in der achtzehnten Etage schließlich hielt, zog die Frau ihren Mantel wieder zusammen, sie stiegen aus und begannen, angeregt über die Theatervorstellung zu plaudern, die sie zuvor besucht hatten.
    Eve würde den Mann am nächsten Tag befragen. Er war der unmittelbare Nachbar und gleichzeitig Kollege des Mordopfers.
    Dann sprang plötzlich, genau um null Uhr fünf, beinahe unmerklich, mit nur einem kleinen Blinken, die Zeitanzeige auf 2.46 Uhr.
    Es fehlten zwei Stunden und einundvierzig Minuten.
    Die Überwachungsdiskette aus dem Korridor der achtzehnten Etage wies dieselbe Lücke auf. Auch auf ihr hatte man beinahe drei Stunden gelöscht. Eve griff nach ihrer Tasse mit inzwischen kaltem Kaffee und grübelte darüber nach, was diese Löschungen verrieten. Der Kerl hatte eine gewisse Ahnung von Sicherheitsanlagen und kannte sich gut genug in dem Gebäude aus, um zu wissen, wo und wie er die Disketten manipulieren konnte. Außerdem hatte er sich Zeit gelassen. Der Autopsie zufolge war der Tod des Opfers gegen zwei Uhr eingetreten.
    Er hatte vor ihrer Ermordung beinahe zwei und anschließend noch einmal fast eine Stunde in der Wohnung verbracht. Und trotzdem gab es nicht die geringste Spur.
    Wirklich clever, dieser Bursche.
    Falls Sharon DeBlass einen privaten oder beruflichen Termin für Mitternacht notiert hatte, so hatte er auch diesen Vermerk geschickt gelöscht.
    Aus einem Gefühl heraus beugte sich Eve erneut über den Schreibtisch. »Gorham Komplex. Broadway, New York. Eigentümer.«
    Gorham Komplex, Eigentum von Roarke Industries, Firmensitz 500, Fifth Avenue. Präsident und Vorstandsvorsitzender Roarke. New Yorker Adresse: 222, Central Park West.
    »Roarke«, murmelte Eve. »Sie tauchen einfach immer wieder auf, nicht wahr? Roarke«, wiederholte sie ein wenig lauter. »Sämtliche Daten, auf dem Monitor und als Ausdruck.«
    Ohne auf das Blinken des neben ihr stehenden Tele-Links zu achten, nippte Eve erneut an ihrem Kaffee und überflog den Text auf ihrem Bildschirm.
    Roarke – Vorname unbekannt – geboren 6.10.2023, Dublin, Irland. Passnummer 33.492-ABR-50. Eltern unbekannt. Familienstand ledig. Präsident und Vorstandsvorsitzender von Roarke Industries, gegründet 2042. Hauptfilialen New York, Chicago, New Los Angeles, Dublin, London, Bonn, Paris, Frankfurt, Tokio, Mailand, Sydney. Außerplanetarische Filialen Station 45, Bridgestone-Kolonie, Vegas II, Free-Star One. Beteiligungen an Immobiliengeschäften, Import-Export-Unternehmen, Reedereien, Unterhaltungsindustrie, Fertigungsbetrieben, pharmazeutischen Unternehmen, Speditionen. Geschätzter Bruttowert drei Milliarden achthundert Millionen.
    Geschäfstüchtiger Knabe, dachte Eve und zog, als ein Verzeichnis seiner Unternehmen auf dem Monitor erschien, die Brauen in die Höhe.
    »Ausbildung«, wollte sie wissen.
    Unbekannt.
    »Strafregister?«
    Keine Angaben.
    »Zugang Datei Roarke, Dublin.«
    Keine zusätzlichen Angaben.
    »Scheiße. Der große Herr Geheimnisvoll. Beschreibung und Bild.«
    Roarke. Schwarze Haare, blaue Augen, Größe ein Meter fünfundachtzig, Gewicht 78,5 kg.
    Eve stöhnte, als sie die Beschreibung und anschließend das Foto sah. Sie
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