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Rendezvous mit einem Mörder

Rendezvous mit einem Mörder

Titel: Rendezvous mit einem Mörder
Autoren: J.D. Robb
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will, dass du das tust. Ich will, dass du – «
    Ein lauter Knall, und Eve schreckte zurück. Ihr Magen zog sich schmerzlich zusammen, als sie sah, wie die Frau wie eine kaputte Puppe rücklings auf die Laken flog, während aus ihrer Stirn das Blut spritzte. Der zweite Schuss war weniger schockierend, aber Eve musste sich zwingen, weiter auf den Monitor zu sehen. Nach dem letzten Treffer herrschte Stille. Man hörte nur noch die dezente Hintergrundmusik und ein leises Keuchen. Das Keuchen des Killers.
    Die Kamera rückte aus der Totalen auf den grässlich verstümmelten Körper der toten jungen Frau, und plötzlich lag, durch die Magie des Videos, DeBlass so auf dem Bett, wie Eve sie vorgefunden hatte, mit zu einem X gespreizten Gliedern auf dem blutgetränkten Bett. Der Film endete mit einer Aufnahme des Zettels.
     
    EINE VON SECHS
     
    Beim zweiten Mal war es schon leichter, die Bilder zu ertragen. Oder zumindest redete sich Eve es ein. Dieses Mal bemerkte sie nach dem ersten Schuss ein leichtes Wackeln der Kamera, hörte, wie der Täter leise zischend Luft holte. Sie ließ den Film zurücklaufen, lauschte genau auf jedes Wort, studierte genau jede Bewegung, in der Hoffnung, es fände sich vielleicht irgendein Hinweis. Doch dafür war der Mörder viel zu clever. Das wussten sie beide ganz genau.
    Er hatte sie sehen lassen wollen, wie clever er war. Wie kaltblütig.
    Und er hatte sie wissen lassen wollen, dass er wusste, wo er sie finden könnte. Wann auch immer er es wollte.
    Wütend über das Zittern ihrer Hände erhob sie sich von ihrem Stuhl. Statt wie geplant Kaffee zu kochen, nahm Eve eine Weinflasche aus der kleinen Kühlzelle und schenkte sich ein halbes Glas voll ein.
    Sie leerte es in einem Zug und versprach sich, auch die zweite Hälfte bald zu trinken, doch zunächst gab sie den Code ihres Commanders in ihren Computer ein.
    Es war die Frau des Vorgesetzten, die auf dem Bildschirm erschien, und angesichts ihrer glitzernden, tropfenförmigen Ohrringe und ihrer perfekt frisierten Haare war sich Eve beinahe sicher, dass sie mit ihrem Anruf eine der berühmten Dinnerpartys der Frau gestört hatte.
    »Lieutenant Dallas, Mrs. Whitney. Tut mir Leid, Sie abends noch zu stören, aber ich muss unbedingt mit dem Commander sprechen.«
    »Wir haben gerade Gäste, Lieutenant.«
    »Ja, Ma’am. Tut mir Leid.« Verdammte Politik, dachte Eve und zwang sich gleichzeitig zu einem Lächeln. »Aber es ist wirklich wichtig.«
    »Ist es das nicht immer?«
    Sie war dankbar, dass sie weder mit grässlicher Hintergrundmusik noch mit den neuesten Nachrichten berieselt wurde, während sie volle drei Minuten darauf warten musste, bis der Commander auf dem Monitor erschien.
    »Dallas.«
    »Commander, ich muss Ihnen etwas über eine gesicherte Leitung zuschicken.«
    »Ich hoffe, es ist wirklich wichtig, Dallas. Meine Frau wird mich diese Unterbrechung ganz sicher teuer bezahlen lassen.«
    »Ja, Sir.« Bullen, dachte sie, während sie sich daranmachte, die Bilder auf seinen Monitor zu übermitteln, sollten besser ledig bleiben.
    Sie faltete ihre ruhelosen Hände auf der Tischplatte, wartete einen Augenblick, verfolgte abermals, wie die grässlichen Bilder vor ihren Augen heruntergespult wurden, unterdrückte das Flattern tief in ihrem Magen, und als alles vorbei war, erschien wieder Whitney auf dem Bildschirm. Seine Augen blickten grimmig.
    »Wo haben Sie das her?«
    »Er hat es mir geschickt. Als ich vorhin nach Hause kam, lag die Diskette hier in meiner Wohnung.« Sie verlieh ihrer Stimme einen betont neutralen Klang. »Er weiß ganz offensichtlich, wer ich bin, wo ich bin und was ich tue.«
    Einen Augenblick lang sagte Whitney keinen Ton. »Mein Büro, null siebenhundert. Bringen Sie die Diskette mit, Lieutenant.«
    »Zu Befehl, Sir.«
    Als das Gespräch beendet war, tat sie die zwei Dinge, die ihr Instinkt ihr riet. Sie zog eine Kopie von der Diskette und genehmigte sich das zweite Gläschen Wein.
    Zitternd, schweißnass und kurz davor zu schreien fuhr sie um drei Uhr aus dem Schlaf. Ein leises Wimmern drang aus ihrer Kehle, als sie mit krächzender Stimme das Licht angehen ließ. Im Dunkeln waren Träume noch beängstigender.
    Noch immer zitternd lehnte sie sich gegen ihr Kissen. Dieser Traum war schlimmer, viel schlimmer gewesen als alle Träume, die sie zuvor geplagt hatten.
    Sie hatte den Mann getötet. Sie hatte keine Wahl gehabt. Er war derart high gewesen, dass sie ihn nicht einfach hatte betäuben können. Himmel, sie
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