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Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
Autoren: Savannah Russe
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sich das Wetter schlagartig geändert und der März noch einmal seine Krallen ausgefahren. Durch eine massive Kaltfront fielen die Temperaturen wieder in den Minusbereich. Und meine Stimmung, der die Aussicht auf Frühling Auftrieb verliehen hatte, sank analog zur Anzeige des Thermometers. Ich schlug den Mantelkragen hoch und zog den Kopf ein, um mich vor dem eisigen Wind zu schützen.
    Eine Phalanx aus Menschen marschierte über die Bürgersteige zu beiden Seiten der Straße, doch jeder machte einen weiten Bogen um Jade, während wir den kleinen Hundepark am Hudson River ansteuerten. Ich erschauerte bei der Vorstellung, wie viel kälter die feuchte Luft dort sein würde. Zu meinen Füßen rumpelte eine U-Bahn unter dem Broadway entlang. Autos hupten. Dampf stieg aus Lüftungsschächten empor. Der Geruch nach gekochtem Fleisch drang aus dem Feinkostladen an der Ecke. Nachdem wir zügig einige Blocks hinter uns gebracht hatten, überquerten Jade und ich eilig die mit Autos vollkommen verstopfe West End Avenue. Plötzlich blieb ich mit dem Stiefel am Bordstein hängen, stolperte und wäre beinahe hingefallen. Immer auf der Hut, stetig geplagt von Verfolgungswahn, sah ich mich forschend um, doch niemand um mich herum schien Notiz von mir zu nehmen. Als wir endlich am Riverside Park ankamen, hatte sich die Menschenmenge auf einige wenige der Kälte trotzende Gestalten reduziert. Der Park war verhältnismäßig schmal und erstreckte sich am Ufer des Hudson Rivers. Feuchte, frostige Luft brannte auf meiner Haut und ließ meine Finger zu Eisklumpen erstarren. Ich versuchte, nicht allzu sehr über den vor mir liegenden Abend nachzugrübeln – oder über die vergangenen Tage, in denen ich so viel verloren hatte. Da die Besprechung mit Team Dark Wing bereits in einer Stunde stattfinden sollte, trödelte ich nicht herum, während Jade nach ihren üblichen Stellen suchte und ihr Geschäft verrichtete.
    Eisig fuhr der grausam kalte Wind durch mein dunkles Haar. Ich beschimpfte mich dafür, dass ich keine Mütze mitgenommen hatte. Ich komme nicht gut mit Kälte zurecht. Liegt am dünnen Blut. Ich verlangsamte meine Schritte, und obwohl ich versuchte, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, wanderten meine Gedanken zu der bevorstehenden Besprechung und den Gefahren, die uns erwarteten. Von den Aufgaben meines Teams und meines direkten Vorgesetzten einmal abgesehen, wusste ich genauso wenig über Amerikas Antiterror-Einheiten wie jeder andere auch. Die Gründung der Abteilung für Innere Sicherheit hatte zwar einen riesigen bürokratischen Aufwand verursacht, es aber nicht geschafft, die verschiedenen Geheimdienste Amerikas unter einen Hut zu bringen. CIA und FBI blieben nach wie vor Rivalen. Die örtliche Polizei wurde nicht eingeweiht, selbst wenn die eigene Stadt in Gefahr war. Die MCIA, DIA, NSA und andere Buchstabensuppen-Geheimdienste bemühten sich zwar alle um dasselbe, standen sich aber nur gegenseitig im Weg. Und schließlich gab es noch die geheimen Unterabteilungen, wie das Team Dark Wing. Nur eine Handvoll Leute wussten von unserer Existenz. Der Kongress gehörte mit Sicherheit nicht dazu. Der Präsident vielleicht, aber auch das bezweifelte ich. Man erinnere sich nur an die Diskussion über die UFO-Sichtung bei Roswell. Clinton hatte selbst zugegeben, dass man ihm kein Sterbenswörtchen davon erzählt hatte. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich hatte zwar einen Verdacht, aber keinerlei Gewissheit darüber, welchem Geheimdienst die Dark Wings angehörten oder wer noch mit uns draußen an der Front kämpfte. Ich machte mir bei der Vorstellung, dass lediglich eine Gruppe von Vampiren zwischen einer normalen Rushhour in Manhattan und der völligen Katastrophe stand, jedenfalls beinahe in die Hose.
    Plötzlich erschauerte ich am ganzen Körper. Ich war in Gedanken versunken gewesen – ein Zustand, der tödliche Konsequenzen für mich haben konnte – und deshalb vollkommen überrascht, als mich jemand im Vorbeilaufen anstieß und mich beinahe umwarf. Knurrend sprang Jade auf den Mann zu, der mich angerempelt hatte und jetzt erschrocken zurückwich. Ich versuchte, mein Gleichgewicht wiederzufinden und Jade davon abzuhalten, den Mann mit gebleckten Zähnen anzugreifen. Der stämmige Kerl in dem langen, schwarzen Mantel stolperte rückwärts und stammelte: »Lady, halten Sie den Hund zurück!«
    »Passen Sie gefälligst auf, wo Sie hinlaufen!«, erwiderte ich wütend, doch der Mann hatte sich bereits umgewandt und
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