Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)

Titel: Rendezvous mit Biss: Roman (German Edition)
Autoren: Savannah Russe
Vom Netzwerk:
Meine beste Freundin und Kollegin bei den Dark Wings, Benjamina Polycarp, brach in schallendes Gelächter aus. Neben ihr saß Cormac O’Reilly, ein ehemaliger Broadwaytänzer und mein anderer Teamgefährte, und verdrehte die Augen. Und am Kopf des Tisches nahm das Gesicht von J, meinem Boss, der ganz dringend einen Wutbewältigungskurs benötigte, die Farbe von alten Ziegelsteinen an. Er zog die Augenbrauen zusammen und zischte: »Agentin Urban, Sie sind zu spät. Bitte setzen Sie sich.«
    Ich ignorierte J. Am Ende unseres letzten Auftrags hatte es eine größere Meinungsverschiedenheit zwischen uns gegeben, und mir spukte die Idee, das Team zu verlassen, immer noch im Kopf herum. Ich bemerkte eine Aktenmappe vor einem leeren Stuhl auf dem Tisch und nahm an, dass sie für mich bestimmt war. Ich zog den Stuhl zurück und stellte dabei sicher, dass er über den Fußboden kratzte. Dann nahm ich meinen Rucksack ab, zog in aller Ruhe den Mantel aus und hängte ihn über die Rückenlehne des Stuhls. Meine Mütze ließ ich auf, setzte mich und rutschte mit dem Stuhl geräuschvoll zurück an den Tisch.
    So bin ich nun mal. Mein Verhalten war kindisch, aber ich wollte J so viel wie möglich ärgern und Eindruck bei dem neuen Typen schinden. Eindruck schinden, dass ich nicht lache. Wahrscheinlich hält er mich für eine komplette Vollidiotin. Aber das ist mir egal.
    So ein Quatsch! Natürlich war es mir nicht egal, aber weder J noch sonst jemand würde es merken.
    Kaum hatte ich meine kleine Vorstellung beendet, als sich Benny, die neben mir saß, zu mir herüberbeugte und »Der gehört mir« in mein Ohr flüsterte.
    Soll mir recht sein, dachte ich. Sie hatte ihn zuerst gesehen, und ich konnte gerade ohnehin keine neue Beziehung gebrauchen. Daher zwinkerte ich ihr zu und erwiderte mit gedämpfter Stimme: »Geht klar.« Benny war eine attraktive Blondine mit großen braunen Augen, recht klein, jedoch mit großen Brüsten, die einen unwillkürlich an Dolly Parton denken ließen. Sie verkörperte den perfekten Männermagnet, doch unglücklicherweise zog sie immer wieder die falschen Kerle an. Dieses Missgeschick hatten wir beide wohl gemeinsam. Vielleicht war dieser Typ ja endlich der Richtige für sie.
    »Kommen wir zur Sache.« Js strenge Stimme durchbrach meine Gedanken. »Die Informationen, die uns zur Verfügung stehen, sind von höchster Dringlichkeit. Doch zuerst will ich zugunsten von Agentin Urban erneut unser neuestes Teammitglied vorstellen, Agent Tallmadge.«
    »Vorname?«, fragte ich und hob eine Augenbraue.
    »Einfach nur Tallmadge «, erwiderte der Neuankömmling mit einem verführerischen Grinsen, bei dem Grübchen in seinen schmalen Wangen zum Vorschein kamen und das bestimmt schon viele Herzen zum Schmelzen gebracht hatte. Benny mochte ja vielleicht ein Auge auf ihn geworfen haben, aber er flirtete ganz offensichtlich mit mir.
    »Daphne Urban«, sagte ich, stand auf und streckte ihm eine Hand entgegen. Als er sie ergriff und ich seine warme Hand in meiner spürte, schoss ein Prickeln an meinem Arm hinauf und entzündete ein Feuer in meinem Innern. Tallmadge war heiß, und diese Hitze sprang auf mich über.
    J räusperte sich, und ich ließ Tallmadges Hand los. »Fahren wir fort«, sagte J. Sein hageres Gesicht wirkte angespannt. »Unser neuer Auftrag lautet, ein Attentat zu verhindern.« Wir starrten ihn an, doch nachdem er nun endlich unsere ungeteilte Aufmerksamkeit erregt hatte, schwieg er.
    »Auf wen?«, fragte ich ungeduldig.
    »Joe Daniel«, erwiderte er.
    Das war ein Schocker. Ich hätte damit gerechnet, dass der Präsident in Gefahr war oder ein ähnlich hohes Tier wie beispielsweise der Befehlshaber der Truppen. Aber Joe Daniel? Die meisten der Millionen von Menschen, die in den letzten sechs oder sieben Monaten seine Antikriegs-Kampagne im Fernsehen verfolgt hatten, liebten ihn, ganz egal, welchem politischen Lager sie angehörten. Daniel war ein dekorierter Kriegsveteran, der sich zum Antikriegs-Aktivisten gewandelt hatte, zudem Kongressabgeordneter aus Illinois und eine Art moderner Gandhi mit einem großen Sinn für Humor und einem warmherzigen Lachen.
    Im letzten September war Joe Daniel praktisch über Nacht zu der populärsten politischen Figur in den Vereinigten Staaten geworden. Die nationale Presse wurde auf ihn aufmerksam, als er mit einem Dutzend weiterer Kriegsveteranen vor der Sommerresidenz von Bush senior in Maine Zelte aufschlug und dort kampierte. Sie sangen Friedenslieder, fuhren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher