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Rendezvous in Tokio

Rendezvous in Tokio

Titel: Rendezvous in Tokio
Autoren: Jina Bacarr
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wie es sich gehörte, um den Ladenbesitzer nicht zu verletzen. Lächelnd beglückwünschte Steve mich, weil ich so schnell in der Lage war, die japanischen Bräuche anzuwenden.
    „Ich liebe Japan“, gestand ich, „und alles, was damit zu tun hat. Die Kirschblüten, die Tempel, die Geishas …“
    „Wusstest du, dass Geishas keine Höschen tragen?“, fragte er.
    Ich starrte ihn an, ohne ein Wort zu sagen. Auf keinen Fall würde ich ihn fragen, woher er wusste, was Geishas unter ihren Kimonos trugen. Aber mein Schweigen hielt ihn nicht davon ab, seine Hand unter den Tisch zu schieben und mit den Fingern über die Innenseite meines Oberschenkels zu fahren. Fragte er sich jetzt, ob ich Unterwäsche trug? Ich hatte von den nopankissas gehört. Das waren Kaffeehäuser, die in Japan sehr beliebt waren, weil die Bedienungen unter den kurzen Röcken keine Unterwäsche trugen. Aber bisher hatte ich noch keinen dieser Läden gesehen. Ich seufzte leise, als er meine Haut berührte. Er zupfte an meinem Höschen, wie ich es gehofft hatte. Doch er schob die Finger nicht unter das Bündchen des Baumwollslips. Ich seufzte und wünschte, ich würde keine Unterwäsche tragen.
    Niedergeschlagen starrte ich in die leere Suppenschüssel. Was würde ich tun? Mit ihm unter dem Tisch Sex haben? Ich wollte aber nicht bloß Sex, sondern mehr. Er strahlte eine gewisse Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit aus, die ich auch bei meinen japanischen Kollegen als typisch beobachtet hatte. Ich bewunderte das und fühlte mich ihm plötzlich unglaublich nahe. Vielleicht war es der Regen, die angenehmen Düfte der dampfenden Suppe, die Erschöpfung, weil ich überarbeitet war oder einfach das Gefühl der Kameradschaft, das mich überkam, weil ich weit weg von zu Hause und einem Landsmann begegnet war. Egal, was es war: Seine Berührung entwickelte einen unwiderstehlichen Zauber. Und ich wollte ihn.
    Aber es war nicht möglich. Nicht, wenn wir morgen Früh einen so wichtigen Dreh vor uns hatten. Zweifellos würde ich mindestens bis Mitternacht im Büro arbeiten müssen, ehe ich am nächsten Morgen früh raus musste. Es blieb keine Zeit für ein Date, selbst wenn er mich fragte. Oder ich würde darauf antworten, wie es die Japaner so oft während eines Meetings taten, wenn sie dir nicht zustimmen wollten. Dann sagten sie nämlich: „Das könnte schwierig werden …“
    Ich sehnte mich danach, mich gehen zu lassen. Mein ganzer Körper schrie nach ihm. Darum war ich dankbar, als Steve seine Hand unter meinem Rock wegzog und das Thema wechselte. Wir redeten über den Dreh. Darüber, wie er dem Kunden ausgeredet hatte, den Japander, wie wir berühmte, ausländische Schauspieler nannten, die in japanischen Werbespots auftraten, mit Cartoonfiguren zu kombinieren. Die schöne, chinesische Schauspielerin würde eine willkommene Abwechslung zu dem redenden Schinken sein, mit dem der Schauspieler beim letzten Werbespot im Bett gelegen hatte.
    „Wo wir schon von Betten reden“, begann Steve und hatte wieder dieses Funkeln in den Augen, an das ich mich langsam gewöhnte. „Wir könnten unsere Nachmittagsbesprechung vom Besprechungszimmer ins Schlafzimmer verlegen“, schlug er vor und drückte mein Bein.
    „Was hast du gesagt?“, fragte ich und rutschte auf meinem Stuhl herum. Ich sehnte mich nach seiner Hand, die meinen Schenkel hinaufglitt. Nach seinen Fingern, die er unter mein Höschen schob. Er tat nichts von alledem und frustrierte mich damit nur noch mehr.
    „Wir könnten in ein Hotel gehen.“ Seine Miene war ausdruckslos. Er grinste nicht, obwohl ich spürte, wie seine dunklen Augen langsam meinen Körper erkundeten.
    Ich konnte den Blick nicht von ihm wenden, obwohl meine Gefühle, nein, verdammt, meine wachsende Libido, mich zu sehr verunsicherte, um darauf etwas zu erwidern. War er verrückt? In mein Hotel konnten wir jedenfalls unmöglich gehen – ich teilte das Zimmer mit einer anderen Frau aus dem Büro – und er hauste in einem Wohnheim für alleinstehende Männer, das von der Agentur bezahlt wurde. Frauen waren dort nicht willkommen.
    „Die einzigen billigen Hotels in Tokio sind die Kapselhotels“, sagte ich und warf ihm einen fragenden Blick zu. Die Kapselhotels waren aufeinandergestapelte Plastikboxen. Nur Männern ohne Tattoos war der Zutritt erlaubt – so wollte man die örtlichen Yakuza – Mafiabanden – davon abhalten, diese Einrichtungen zu nutzen.
    Was ist wohl mit tätowierten Europäern oder Amerikanern? , fragte ich mich
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