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Remember

Remember

Titel: Remember
Autoren: Roland Jungbluth
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Morgen hast du einen Termin bei Dr. Parker. Er wird herausfinden, was dein kleines Problem ist, da bin ich mir sicher. Und sobald in den nächsten Tagen ein Bett in einem der größeren Zimmer frei wird, hast du auch nachts ein bisschen Gesellschaft. Nun träum was Schönes. Gute Nacht.«
    Die Schwester rückte das Holzkruzifix zurecht, das an der Wand hing, schaltete das Licht aus und verschwand.
    Spar dir deine falsche Freundlichkeit.
    Annabel wartete eine Minute. Dann stand sie auf, schnappte sich Hemd und Hose, die sie über den Stuhl gelegt hatte, und ging trotz der Dunkelheit erstaunlich sicher vor bis zur Tür.… dreizehn, vierzehn.
    Sie kniete sich hin und verdeckte mit den Sachen sorgfältig den Spalt zwischen Tür und Boden. Dann knipste sie das Licht wieder an. Es flackerte.
    Ich mag’s lieber, wenn das Licht anbleibt, Schwester Frankenstein.
    Frankenstein. Annabel dachte an den Hausmeister. Und an den Vorfall auf der Treppe. Wäre er nicht gewesen… Sie hatte Angst, den Gedanken zu beenden.
    Sie legte sich auf das Bett, doch der Schlaf wollte nicht kommen. Immer wieder zogen die Ereignisse des Tages an ihr vorbei und marterten sie mit Fragen, auf die sie keine Antworten fand. Außerdem konnte sie selbst durch die geschlossene Tür das laute Radio des Wachmannes hören.
    Annabel lief es kalt über den Rücken, als sie die traurige Parade von gestörten Menschen, denen sie heute begegnet war, noch einmal vor ihrem geistigen Auge vorübermarschieren sah. War das ihre Zukunft?
    Sie drehte sich auf die Seite und rollte sich zusammen. Trotz der sommerlichen Temperaturen zog sie die leichte Bettdecke bis an die Nasenspitze.
    Nur eine einzige Sache gab es, die ihr ein bisschen Mut machte. Ein paar Zimmer weiter lagen die drei Jungen, denen es genauso ging wie ihr. Auch sie hatten Angst, das hatte sie in ihren Augen deutlich lesen können. Dass sie nicht alleine war, beantwortete zwar keine ihrer Fragen, im Gegenteil. Aber es machte die Situation erträglicher.
    Besonders Eric vermittelte ihr ein Gefühl von Vertrautheit und Normalität. Er war witzig, auch wenn er es manchmal übertrieb. Und sogar Michael, den sie bisher für einen ziemlichen Schnösel gehalten hatte, schien ihr ein richtig netter Kerl zu sein.
    Natürlich war ihr der breitschultrige Junge mit den schwarzen Haaren schon in der Schule aufgefallen. Doch sie hatte nie die dunklen Schatten um seine Augen bemerkt oder die Traurigkeit in seinem Blick. Selbst wenn er lächelte, verschwand sie nicht.
    Annabel wälzte sich im Bett und dachte an George. Er war ihr ein völliges Rätsel. Sie konnte kaum mehr über ihn sagen, als dass er da war und dass er Eric aus irgendeinem Grund nicht zu mögen schien. Er saß die meiste Zeit nur da und beobachtete, was um ihn herum vorging. Annabel fragte sich, ob es einfach nur Angst und Schüchternheit war oder ob er etwas vor ihnen verbarg.
    Das Abendessen – eine Tüte Milch, drei Scheiben Brot, Wurst, Käse und ein paar Weintrauben – hatten sie gemeinsam im Aufenthaltsraum eingenommen. Anschließend hatten sie versucht, ihre Situation zu analysieren, so wie reife Erwachsene das tun würden. Doch insgeheim hatte sich Annabel die ganze Zeit gefühlt wie ein kleines Kind, das man in einen dunklen Keller gesperrt hat. Besonders Erics schräge Theorien über skrupellose Erbschleicher, Kidnapping, verrückte Ärzte oder ein Zeugenschutzprogramm waren so beängstigend, dass sie sich am liebsten die Ohren zugehalten hätte.
    Sie richtete sich in ihrem Bett auf und schüttelte wütend das Kissen zurecht. Der Bezug war frisch gewaschen. Doch wenn sie mit der Nase nahe genug heranging, konnte sie das muffige Innere riechen.
    Annabel war noch immer davon überzeugt, dass die blonde Frau und der schlanke Mann von heute Mittag nicht ihre Eltern waren – aber wer waren sie dann? Warum sollte jemand die Identität ihrer Eltern annehmen? Führten sie diese Maskerade auch außerhalb der Anstalt auf? Oder steckte die Klinik sogar mit ihnen unter einer Decke?
    Sie dachte an ihr Haus in der Church Road und die alte Mrs Huxley von nebenan, deren Katze ständig ausbüxte. Ihr würde doch auffallen, wenn plötzlich Fremde im Haus wohnten. Aber wenn zu Hause alles in Ordnung war, dann mussten ihre echten Eltern doch nach ihr gesucht und die Polizei verständigt haben. Oder waren sie vielleicht selbst entführt worden? Und was war mit Verwandten, mit Beth, ihrer besten Freundin?
    Annabel stöhnte. Sie steckte in einer Sackgasse. All
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