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Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule

Titel: Reiterhof Birkenhain 10 - Ende für die Reitschule
Autoren: Margot Berger
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garantiert Geld rübergeschoben...«, ihr Ton verschärfte sich, »damit Sie sein Testament für Birkenhain nicht prüfen.«
    Jule löste den Blick von der blauen Putzbox vor ihrem Bett, die sie bei ihrer flammenden Rede angestarrt hatte. Als Ersatz für den Richter.
    Nein, das ging nicht. Wenn sie einen Richter anschrie, würde der sie gleich ins Heim stecken.
    Jule wanderte in ihrem Zimmer auf und ab. Sie probte eine Rede. Nachher wollte sie mit Conny zum Nachlassgericht nach Hamburg fahren und dort von ihren Zweifeln an Markmanns Testament berichten. Das heißt, falls ihr jemals ein paar passende Sätze einfielen.
    Wie sprach man einen Richter an? Herr Richter? Euer Ehren? Zu dumm, dass sie keinen fragen konnte. Aber außer ihren engsten Freunden Bastian und Luisa wusste niemand von dem Plan, zum Gericht zu fahren.
    Die Idee dazu war Jule gestern gekommen, bei dem Gespräch mit Tierarzt Teichmüller und Ulrike Mühlberg. Was die Erwachsenen unternahmen, dauerte Jule viel zu lange. Jetzt sofort wollte sie gegen den Mann Vorgehen.
    Jule lehnte sich ans Fenster und überlegte. Vielleicht ging das: »Herr Richter!«, sagte sie streng zu ihrem Putzkasten. »Wenn Sie wüssten, welche Ungerechtigkeiten sich in Großmoorstedt abspielen, würde Ihnen schlecht...« Auf der Treppe hörte man Schritte. Jule verstummte und horchte. Ihre Mutter hatte heute frei und machte sauber. Sie putzte immer, wenn sie nicht im Job war. Die Tür ging auf.
    »Hast du gerufen, Julia?«
    Brigitte Ahrend blieb mit einem Eimer in der Hand im Türrahmen stehen und betrachtete ihre umherwandernde Tochter. »Was ist mit dem Richter?«
    »Ach nichts ... ich übe nur für Deutsch ... eine Nacherzählung.«
    »Was nehmt ihr denn mit Richtern durch? « »Richter, Richter ...«
    »Richter Adam? Der zerbrochene Krug?«
    »Stimmt genau, Mama.«
    »Schön, dass du endlich den richtigen Dreh zur Schule hast«, sagte Frau Ahrend, während sie mit einem Blick das Chaos im Zimmer wahrnahm. »Du könntest mal wieder aufräumen.«
    »Mach ich.«
    Frau Ahrend murmelte etwas, das so klang wie »Das glaube ich im Leben nicht«, und verschwand.
    Jule nahm ihre Wanderung wieder auf. Sollte sie im Gericht besser auf nettes Mädchen machen? Und auf die Tränendrüse drücken? Sie startete einen neuen Versuch. »Denken Sie doch an die Jugendlichen von Großmoor-stedt, lieber Herr Richter.«
    Jule sah ihren Putzkasten flehend an.
    »Birkenhain sollte immer ein Reiterhof bleiben, so wollte der alte Bauer das. Es kann gar nicht stimmen, dass er Markmann den Reiterhof vererbt hat. Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Sie sind doch so klug, Herr Richter. Sie finden bestimmt die Wahrheit heraus.«
    Jule schnurrte, als hätte sie Kreide gegessen.
    Na ja.
    Die schmeichelnde Rolle lag ihr weniger gut, stellte sie fest. Schmalztexte musste Conny übernehmen. Ihr glaubte man Nettigkeiten eher.
    Im Vorbeiwandern warf Jule einen Blick in den Spiegel. Ihr Karottenkopf sah immer frech aus, auch wenn sie noch so geschwollen redete. Conny dagegen mit ihrem blonden Haar wirkte richtig lieb. Jedenfalls vermutete bei ihr niemand, dass sie es faustdick hinter den Ohren hatte.
    Vielleicht fällt uns gemeinsam die zündende Ansprache ein, dachte Jule, als sie zu ihrer Thermojacke griff, um Conny abzuholen.
    Scharfer Ostwind biss Jule und Conny ins Gesicht, als sie wenig später den Holstenwall hinuntergingen. Sie kniffen die Augen zusammen und drehten den Kopf aus dem Wind. Zwischen Hafen und Alster blies es immer heftig. An einem eisigen Tag wie diesem mied jeder normale Mensch diese Ecke Hamburgs. Die Großmoorsted-ter Mädchen konnten sie aber nicht meiden, denn hier lagen die Gerichtsgebäude.
    »Ich glaube, ich stelle nie etwas richtig Schlimmes an«, stieß Jule gegen den Wind hervor und hielt ihre Kapuze mit beiden Händen fest. »Schon damit ich hier nicht zum Gericht muss. Brrr, ist das kalt.«
    Einmal hatten Conny und Jule sich schon verlaufen. Zuerst landeten sie im Ziviljustizgebäude, wo sie durch endlose Flure irrten, in denen jedes Wort von den Wänden hallte. An eine der Türen klopften sie schließlich und fragten. Eine Sekretärin schickte sie in eine Nebenstraße, in den Dammtorwall.
    Immerhin, die Freundinnen werteten es als gutes Zeichen, dass die Frau sie nicht hinauswarf. Insgeheim rechnete Jule jede Minute damit, dass eine schwarze Amtstracht auftauchte und verkündete: »Das Ziviljustizgebäude ist kein Spielplatz. Verschwindet - im Namen des Volkes.«
    Aber das war
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