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Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall

Titel: Reiterhof Birkenhain 09 - Spuk im Stall
Autoren: Margot Berger
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niedrigen Abstellraum zurück. »Außerdem ... die Sattelbande hat Luisa ziemlich verwirrt, auch wenn das erst nicht so aussah. Sie wird ihre Angst nicht los.« Jensen seufzte. »Schon ihretwegen wäre es wichtig, dass die Polizei die Satteldiebe schnappt. Luisa mag nicht mal mehr reiten. Sie macht mir richtig Sorgen. Guckt doch mal, wo sie steckt. Ich glaube, sie ist vorhin zur Friesenwiese gegangen.«
    Luisa Steffen saß auf einem Stapel ausgedienter Auto-reifen am Zaun der Friesenwiese, auf den Knien ihren Zeichenblock. Weiße Nebelfetzen waberten über die Gräben und hingen in den kahlen Holunderbüschen am Ufer. Die Pferdeweide sah aus wie in jedem November: übersät von tausenden Hufspuren, tiefe, runde Abdrücke, in denen Wasser stand. Abgerissene Grasstücke, beim Galoppieren aus dem Boden getreten, verrotteten auf der Koppel.
    Mit wenigen Bleistiftstrichen hielt Luisa den Eindruck auf ihrem Block fest. Dann, fast zwangsläufig, entstand unter ihren Händen etwas anders. Ein Bild, das sie nur in Gedanken sah - ein Gesicht. In die Mitte der Weide, zwischen Gräben und Holunder, zeichnete Luisa einen Männerkopf.
    Ein schmales Gesicht war es, umrahmt von vollen, schwarzen Haaren, die dem jungen Mann glatt über die Ohren fielen. Das Gesicht war zwar sehr ebenmäßig, aber nicht auffallend, höchstens durch das dichte Haar und durch die dunklen Augenbrauen.
    Seit ihrem Besuch bei der Polizei malte Luisa jeden Tag den schwarzhaarigen Satteldieb, den sie in der Lichtbildkartei nicht entdeckt hatte. Auf keinen Fall wollte sie sein Gesicht vergessen, vielleicht wurde sie ja noch ein zweites Mal zur Wieder er kennung geholt.
    »Hier steckst du also.«
    Luisa fiel fast vom Reifenstapel, als Jule sie ansprach. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie Conny und Jule nicht gehört hatte. Luisa bedeckte das Bild mit den Armen.
    »Zeig doch mal!«
    Jule zog ihr den Block aus den Händen. Jeder im Stall kannte Luisas Zeichentalent und bewunderte ihre Kunstwerke, die auf dem Reiterhof Birkenhain entstanden. Neugierig warfen Jule und Conny einen Blick auf das Bild.
    Der Aufschrei, der dann folgte, hörte sich an, als sähen sie eine Vogelspinne und nicht den Kopf eines Jungen. »Wer ist das, Luisa?«
    »Das? Also . . . ich habe versucht einen Satteldieb zu zeichnen, den dunkelhaarigen.«
    Hastig blätterte Conny einige Seiten zurück und hielt Ju-le die Blätter unter die Nase. »Hier, guck mal... und hier auch . .. mich trifft der Schlag.«
    Jule ließ sich neben Luisa auf die Gummireifen fallen. »Das traue ich ihm zu. Denkst du auch, was ich denke, Conny?«
    Conny nickte finster. »Los, wir sagen es gemeinsam ... ich zähle bis drei. Eins . .. zwei.. . drei.«
    Dann brüllten beide Mädchen einen Namen über die Weide.
    »Albrecht Steinberg!«
    Jetzt war es Luisa, die fast in Ohnmacht fiel.
    »Ihr meint, der sieht aus wie dieser Al? Der hier mal als Lehrling war? Den Herr Jensen rausgeworfen hat?« »Genau der. Gib noch mal den Block, Luisa. Zu blöd, dass du uns die Bilder nicht eher gezeigt hast!«
    »Konnte ich wissen, dass es Albrecht Steinberg ist? Ich habe den ja nie kennen gelernt. Was jetzt?«
    »Herr Jensen muss die Polizei anrufen«, sagte Conny aufgeregt. »Kommt mit nach oben!«
    Kai Jensen schnappte nach Luft, als er Luisas Zeichnung sah. Er schlug mit der Faust auf die Haferkiste. »Als wenn ich es nicht die ganze Zeit geahnt hätte!«
    Dann rannte er in sein Büro und kam mit einem grauen Aktenordner zurück. Jensen warf ihn auf die Futterkiste und blätterte den Briefstapel durch, um die Adresse von Albrecht Steinberg zu suchen. Er fand sie schneller, als er gedacht hatte. Große Leistung für jemand, der Büroarbeit so hasste wie ein Pferd eine Wurmkur.
    »Hier«, sagte er, während die Mädchen ihm an der Schulter hingen, »er wohnt Friedrich-Ebert-Damm 591 b. Das ist Hamburg-Wandsbek, glaube ich. Oder schon Farmsen? Egal. Hauptsache, sie überprüfen ihn schnell.« Jensen klappte den Ordner zu. »Wenn die Sättel noch bei Steinberg wären - zu schön, um wahr zu sein. Auf jeden Fall stelle ich den erst mal selbst zur Rede. Der kann sich auf was gefasst machen ...«
    Er wählte die Telefonnummer, die Albrecht Steinberg angegeben hatte, legte den Finger auf den Mund und lauschte in den Hörer.
    Am anderen Ende flötete eine amtliche Tonbandstimme. »Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht erreichbar.« »Der Vogel ist ausgeflogen«, sagte Jensen grimmig, tippte auf die Gabel und wählte erneut.
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