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Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Reise Um Die Erde in 80 Tagen

Titel: Reise Um Die Erde in 80 Tagen
Autoren: Jules Verne
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    – Warten wir noch und sprechen uns nicht aus, erwiderte Samuel Fallentin. Sie wissen, daß unser College im höchsten Grad excentrisch ist. Seine Pünktlichkeit in Allem ist uns bekannt. Niemals kommt er zu spät, [243] aber auch nicht zu früh, und es wäre möglich, daß er in der letzten Minute sich hier einfände, was mich gar nicht wundern würde.
    – Und ich, sagte Andrew Stuart, der, wie stets, sehr nervös war, ich würde, wenn ich ihn sähe, doch nicht daran glauben.
    – Wirklich, versetzte Thomas Flanagan, Phileas Fogg's Unternehmen war unsinnig. So pünktlich er auch sein mochte, er konnte unvermeidliche Verspätungen nicht hindern, und eine Verspätung von nur zwei oder drei Tagen reichte hin, seine Reise zu vereiteln.
    – Bemerken Sie übrigens, fügte John Sullivan bei, daß wir gar keine Nachricht von unserem Collegen erhalten haben, und doch fehlte es auf seinem Wege nicht an Telegraphen.
    – Er hat verloren, meine Herren, fuhr Andrew Stuart fort, hundertmal verloren! Sie wissen übrigens, daß das Packetboot
China
aus New-York, das einzige, mit welchem er zeitig genug in Liverpool eintreffen konnte, gestern hier angekommen ist. Nun sehen Sie die Passagierliste an, welche die ›Shipping Gazette‹ veröffentlicht, und der Name Phileas Fogg kommt auf derselben nicht vor. Nehmen wir die allergünstigsten Umstände an, so ist unser College kaum in Amerika! Ich schätze, daß er wenigstens um zwanzig Tage zu spät kommen wird, und der alte Lord Albermale wird ebenfalls seine fünftausend verlieren!
    – Das liegt auf der Hand, erwiderte Walther Ralph, und wir brauchen morgen nur die Anweisung des Herrn Fogg den Gebr. Baring vorzulegen.«
    In dem Augenblick schlug die Saaluhr acht Uhr vierzig Minuten.
    »Noch fünf Minuten«, sagte Andrew Stuart.
    Die fünf Collegen sahen sich einander an. Es ist wohl glaublich, daß ihre Pulse ein wenig schneller schlugen, denn schließlich war die Partie, selbst für gute Spieler, stark! Aber sie wollten's nicht merken lassen, denn auf Samuel Fallentin's Vorschlag nahmen sie an einem Spieltisch Platz.
    »Ich gäbe mein Antheil von viertausend Pfund nicht
al pari
, sagte Andrew Stuart, indem er sich setzte, wenn man mir auch dreihundertneunundneunzig böte!«
    Der Zeiger wies in diesem Augenblick acht Uhr zweiundvierzig Minuten.
    Die Spieler hatten die Karten in die Hand genommen, aber ihre Blicke waren jeden Augenblick auf die Uhr gerichtet. So sicher sie der Sache waren, so schienen doch die Minuten ihnen sehr lang!
    [244] »Acht Uhr dreiundvierzig«, sagte Thomas Flanagan, indem er die Karten abhob, die Walther Ralph ihm darreichte.
    Darauf herrschte einen Augenblick Stille im weiten Clubsaal. Aber draußen hörte man Lärm und Getös der Menge, und zwischendurch helles Schreien. Der Uhrenschwengel schlug mathematisch regelmäßig die Secunden. Jeder Spieler konnte die Sechzigtheile zählen, welche zu seinem Ohr gelangten.
    »Acht Uhr vierundvierzig Minuten!« sagte John Sullivan mit einem Ton, der unwillkürliche Gemüthserregung verrieth.
    Nur noch eine Minute und die Wette war gewonnen. Andrew Stuart und seine Collegen ließen ihr Spiel: sie hatten die Karten bei Seite gelegt, und zählten die Secunden.
    In der zweiundvierzigsten Secunde, nichts, in der fünfzigsten, noch nichts!
    In der fünfundfünfzigsten Secunde hörte man draußen ein donnerähnliches Getöse, Beifallklatschen, Hurrahs, selbst Flüche, die sich rollend weiter verbreiteten.
    Die Spieler standen auf.
    In der siebenundfünfzigsten Secunde öffneten sich die Salonthüren und der Schwengel hatte noch nicht die sechzigste Secunde hören lassen, als Phileas Fogg erschien, gefolgt von einer wahnsinnigen Menge, welche den Eingang in den Club erstürmt hatte, und mit seiner gelassenen Stimme sprach:
    »Hier bin ich, meine Herren!«

Siebenunddreißigstes Capitel.
Beweis, daß Phileas Fogg durch seine Reise um die Erde nichts gewann, außer sein häusliches Glück.
    Ja! Phileas Fogg persönlich.
    Wir erinnern uns, daß Passepartout um acht Uhr fünf Minuten Abends, – fünfundzwanzig Stunden etwa nach Ankunft der Reisenden zu London, – [245] von seinem Herrn den Auftrag erhalten hatte, Se. Ehrwürden, den Herrn Samuel Wilson, in Betreff einer gewissen Heirat, welche den folgenden Tag geschlossen werden sollte, zu ersuchen.
    Passepartout war voll Freude raschen Schrittes in die Wohnung Sr. Ehrwürden gegangen, der noch nicht nach Hause gekommen war. Natürlich wartete
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