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Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Titel: Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)
Autoren: Kooky Rooster
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gegen meines und unsere Finger spielten miteinander. Ich ließ ihn in meiner Fantasie gerade an meinem Hals knabbern, spürte, wie ich bei der reinen Vorstellung Gänsehaut bekam.
    „Nino“, sprach er meinen Namen aus, und ich wollte schon seinen hauchen, als ich rechtzeitig bemerkte, dass er mich in der Realität angesprochen hatte. Erst da wurde mir klar, dass ich auf diese Frage eine Antwort finden musste, und sie fiel mir nicht leicht.
    Meine Familie wusste nicht, dass ich schwul war. Zwar nahm ich mir seit acht Jahren bei jeder Zusammenkunft vor, mich endlich zu outen, aber es gab nie den richtigen Zeitpunkt. Mal wurde gerade in dem Moment Kaffee serviert oder der Hund der Nachbarn bellte, jemand nieste, es war zu früh, zu spät, wir aßen gerade und nach dem Essen war auch nicht der richtige Zeitpunkt. Ich schob es vor mich hin und mir war jede Ausrede recht, es einfach auf das nächste Mal zu verschieben – dann aber, so versicherte ich mir stets – dann ganz sicher.
    Es war nicht so, dass ich Angst hatte die Familie würde mich verstoßen oder gemein reagieren, sondern eher die Furcht davor, ins Zentrum des allgemeinen Interesses zu rücken. Meine Leute konnten sehr unverblümt sein, verstörend direkt, indiskret und dabei entsetzlich naiv. Man würde mich zum ultimativen Experten in Sachen Schwulsein erklären und mit jedem Gerücht, jedem Bericht, jedem Artikel, jeder stillen Überlegung an mich herantreten und fragen, ob das so sei, warum das so sei, warum es nicht anders sei, ob das immer so sei. Bei aller Offenheit hatte ich keine Lust, mit der gesamten Verwandtschaft bei Kaffee und Kuchen darüber zu diskutieren, ob Analsex über die Jahre zu Inkontinenz führte und ob ich selbst diese Praktik aktiv oder passiv ausüben würde und Angst hatte, eines Tages Windeln tragen zu müssen. Das, und nur das, hatte mich bisher davon abgehalten.
    Dass ich es Julia noch nicht erzählt hatte, mit der ich eigentlich ein gutes Verhältnis hatte, lag daran, dass sie der Familie gegenüber nicht die Klappe halten konnte. Ich fühlte mich zwar immer wie ein räudiger Lügner, wenn ich behauptete, ich hätte einfach noch nicht die richtige Frau gefunden, aber das war die bessere Alternative als Langzeitfolgen der Analpenetration zu erörtern. Doch jetzt fiel es mir schwer, diese Lüge aufrecht zu erhalten. Aus irgendeinem Grund
wollte
ich, dass Patrick wusste, dass ich schwul war. Machte ich mir etwa Hoffnungen?
    In diesem Moment erst krachte in mein Bewusstsein, in welcher Situation ich mich befand. Ich hatte mich in den Freund meiner Schwester verknallt! Er war todsicher stockhetero, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussah – in irgendeinem Punkt musste er es also mit den hartgesottenen Bikern aufnehmen können, die sonst bei Julia landen konnten. Ich wollte gar nicht wissen in welchem, mein Magen krampfte sich zusammen.
    „Ich, ähm, ich warte auf die große Liebe“, flutschte es aus mir heraus. Das klang ja ziemlich naiv und blöd für einen Sechsundzwanzigjährigen, und ich hätte mir dafür am liebsten auf den Mund geschlagen. Vor allem, weil beim Wort
'Liebe'
meine Stimme heiser wurde. Meine Ohren waren kurz davor nach verbranntem Fleisch zu riechen, so heiß wurden sie.
    „Ein ehrgeiziger Vorsatz“, kommentierte Patrick und ich wusste was die nächste Frage sein würde. Die Frage zwei des
'Single-Bullshit-Bingos'
lautete:
    „Und? Wie sieht deine Traumfrau aus? Wie muss sie sein?“ Und schon hatte er sie ausgesprochen. Julia kicherte.
    „Du hast vermutlich gewonnen, noch ehe wir angekommen sind“, amüsierte sie sich.
    Patrick drehte sich ruckartig zu mir herum und sah mir direkt in die Augen. Ich starrte ihn an wie ein geblendetes Reh.
    „Tut mir leid, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen“, gestand er und ich meinte, aus seiner Stimme einen besonderen Ton der Vertrautheit herauszuhören.
    „Schon okay“, murmelte ich und lachte nervös. Sein Blick tanzte zunächst zwischen meinen Augen und dem Mund hin und her, doch ehe er sich wieder umdrehte, sah er mir in den Schritt. Ich bildete mir das nicht ein, aber ich maß dem zu viel Bedeutung bei. Es war sicher nur Zufall gewesen, denn warum sollte sich der Freund meiner Schwester dafür interessieren, was sich zwischen meinen Schenkeln abspielte? Rasch warf ich einen prüfenden Blick in meinen Schoß, ob es da etwas Verräterisches zu entdecken gab, einen offenen Hosenstall etwa, oder einen zu deutlichen Abdruck meiner Erektion.
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