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Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Titel: Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)
Autoren: Kooky Rooster
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Schien alles im grünen Bereich zu sein.
    „Na los, Brüderchen, beschreib' uns deine Traumfrau“, fiel mir Julia plötzlich in den Rücken. Ich konnte sehen, wie sie mit Patrick einen vielversprechenden Blick tauschte. Beide grinsten. Hatten sie etwa
Lust
daran, mich zu quälen? Ich wartete vergeblich darauf, dass mir Patrick zur Hilfe eilte und mich aus der Zwickmühle befreite. Warum ich das von ihm erwartete? Weil ich in ihn verknallt war. Weil er noch vor wenigen Sekunden solidarisch geklungen hatte, als er behauptete, mich nicht in Verlegenheit bringen zu wollen.
    „Sie sollte gut blasen können“, platzte ich heraus. „Und mit meinem Humor klar kommen“, fügte ich rasch hinzu. „Naja, und der ganze andere Scheiß, ihr wisst schon, was sich jeder wünscht ... Treue, Einfühlungsvermögen, Zärtlichkeit …“
    „Zärtlichkeit“, betonte Julia, als wäre das etwas sehr Unanständiges.
    „Gut blasen können“, griff Patrick auf, als fände er diesen Aspekt äußerst Plausibel. War er ja auch!
    „Und äußerlich?“, bohrte meine Schwester nach, „Wie soll sie
aussehen
?“ Sie hob den Kopf und sah mich durch den Rückspiegel an. Ich warf ihr einen wütenden Blick zu und musterte dann Patricks Ohr, seinen Nacken, seine Bettfrisur. Ich versuchte, mich an das Bild irgendeiner Schauspielerin zu erinnern, um dies zu beschreiben.
    „Sie sollte schlank sein, groß, kein Muskelprotz sondern vielmehr fein definiert, rotblondes Haar durch das man mit den Fingern wuscheln kann, schöne feingliedrige Hände, einen kleinen, knackigen Hintern, einen schönen Mund – vor allem eine weiche, sinnliche Unterlippe, feine Sommersprossen und einen schönen …“ Ich bremste mich gerade noch ab. Verdammt, ich hatte Patrick beschrieben. Hatten sie es bemerkt?
    „Einen schönen
was
?“, wollte Julia wissen. Wir ließen die Stadt hinter uns und der Wagen bretterte über die Autobahn. Im wahrsten Sinne, denn er machte den Eindruck, für diese Geschwindigkeit nicht geschaffen zu sein, wirkte wie ein fahrbarer Verschlag der jederzeit auseinanderbrechen würde. Julia hatte scheinbar vollstes Vertrauen ihn ihre Rostschüssel und vollführte gewagte Manöver beim Spurwechsel.
    „Busen“, sagte ich rasch, auch wenn das meine so wunderbar aufgebaute Fantasie derbe zerstörte. Als hätte ich etwas Falsches gesagt oder Patrick gar direkt angesprochen, drehte er sich herum und grinste komisch. Ja klar. Heten standen auf Brüste. Man brauchte das Wort nur auszusprechen und sie begannen zu sabbern. Ich spürte Eifersucht aufkeimen. Lieber hätte ich gesehen, dass er beim Wort
'Schwanz'
wissend gegrinst hätte.
    „Ach“, tröpfelte es über die Lippen meiner Schwester, „Was ist denn ein
schöner
Busen?“ Erwischt!
    Ich fühlte mich in die Schulzeit zurückversetzt, als ein Lehrer mir eine total einfache Frage gestellt hatte, die alle in der Klasse hätten beantworten können, außer mir. Rings um mich reckten sogar die Nieten der Klasse ihre Hände in die Luft, aber in meinem Hirn herrschte windige Wüste.
    Ich formte mit gespreizten Fingern Schaufeln und eruierte eine Distanz vor meiner Brust, als könne ich damit irgendetwas abschätzen, erklären oder bewerkstelligen.
    „Groß … eben“, erklärte ich und versuchte fachmännisch dreinzuschauen, während ich an mir herabsah. Was gab es da denn schon für Kriterien? Sie waren da, oder eben nicht – und ich bevorzugte eindeutig jegliche Abwesenheit von Titten. Okay, ich mochte kleine, harte Nippel auf ansprechenden Brustmuskeln, aber diese riesigen Kleckse auf wabbeligem Gewebe, ekelig, sahen für mich immer irgendwie pathologisch aus.
    „Ein großer Busen ist automatisch ein schöner Busen?“, fragte Julia nach. Das hatte ich schon mitbekommen: Frauen hatten ein seltsam neurotisches Verhältnis zu Brüsten – zu jenen anderer Frauen und zu ihren eigenen. Es war für einen Hetero schon nicht einfach die richtigen Worte zu finden, um nicht in eine vernichtende
Double-Bind
Situation zu kommen, und die waren der Materie sehr positiv zugewandt. Wie
ich
aus der Sache heil rauskommen sollte, war mir ein Rätsel. Wie war ich da überhaupt
hinein
geraten
?
    „Na klar!“, behauptete ich und begann, auf dem Glatteis weiblichen Kreuzverhörs gefährlich zu rutschen.
    „Auch wenn er hängt?“, fragte sie. Meine Güte, Hängetitten! Monsterhängetitten! Meine Schwester hatte eine kranke Fantasie!
    „Geschmäcker sind verschieden“, versuchte ich gekonnt
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