Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Titel: Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)
Autoren: Kooky Rooster
Vom Netzwerk:
musste ihm mal einer nachmachen.
    „Du hast recht, lass uns reingehen“, gab ich mich geschlagen, trat wieder in den Vorgarten und schlug das klapprige Eisentor hinter mir zu.
    Patrick strahlte. Vermutlich, weil er nicht in die peinliche Situation geraten war, zu erklären, warum sein
Freund
einfach abhaute.
    „Na also!“, schnaubte Onkel Wolf und schlug das Fenster so heftig zu, dass ich befürchtete, das Glas würde zerbrechen.
    „Na also“, wiederholte Patrick die Worte meines Onkels, aber sie klangen ganz anders. Er sprach sie sanft, leise und musterte mich dabei wieder auf diese Art, dass mir die Knie weich wurden. Er legte eine Hand in meinen Nacken und für Sekunden glaubte ich, er wolle mich küssen. Er kraulte flüchtig durch mein Haar, strich über meinen Hals und ließ den Zeigefinger über meinen Kiefer wandern, fuhr über mein Kinn und strich über meine Lippen. Ich stöhnte leise auf. Er lächelte, wandte sich ab und ging aufs Haus zu.
    Was hatte denn das schon wieder zu bedeuten? Ich richtete die Hose, die – zum x-ten Mal an diesem Tag – ziemlich eng geworden war und setzte mich mit schwächelnden Beinen in Bewegung.
    Ich schob, wie schon das Essen vorhin, auch die Torte auf dem Teller hin und her. Patrick saß neben mir und seine Nähe war mir viel zu bewusst, um wirklich klare Gedanken fassen zu können. Meine Familie fuhrwerkte mit Kuchengabeln auf ihren Tellern herum, stopfte sich Torte rein, unterhielt sich dabei. Es liefen die üblichen Scherze, Witze und Anekdoten, die ich schon tausendmal gehört hatte. Trotzdem hörten sie sich wie neu, frisch an, was auch daran lag, dass ich mir vorstellte wie sie für Patrick klingen mussten, der sie immerhin das erste Mal hörte. Immer wieder blickte ich zu ihm, kontrollierte, wie er auf diese oder jene Geschichte reagierte, an welcher Stelle er lachte oder erstaunt war.
    Die Stimmen meiner Leute rutschten immer weiter in den Hintergrund, verhallten irgendwo in einer fernen Welt. Immer mehr, immer tiefer versank ich in der sinnlichen Betrachtung dieses liebenswerten Rotschopfs, betrachtete sein Profil, verlor mich in seiner zarten, blassen Haut, der fein geschnittenen Nase, den sinnlichen Lippen. Ergötzte mich daran, wie er sich bewegte, den Kopf hielt, interessiert zuhörte, wenn jemand sprach. Bewunderte diese Selbstsicherheit, die er ausstrahlte, diese Ruhe, obwohl er in eine unmögliche Situation gedrängt worden war. Mich erregte die Art, wie er mich ansah, mich berührte, seine Stimme und sein Geruch. Ich wollte ihn beschützen, erkannte aber, dass er seinen Weg viel besser ohne mich machte. Es tat so weh und es war doch gut so.
    Patrick wurde auf mich aufmerksam. Er schaute mich fragend an, wirkte ein bisschen belustigt. Auf den Wangen, unter den rotblonden Stoppeln des Dreitagebarts, kroch verlegene Röte in sein Gesicht. Er schluckte und sein Blick wurde ernst. Meine Erregung kochte gefährlich hoch und ich war völlig gefangengenommen von den hellen, geraden Brauen, den langen Wimpern, den graublauen Augen, verguckte mich in die sympathischen, kleinen Fältchen und die wenigen, vereinzelten Sommersprossen. Die Verlegenheit, die mein ungehemmtes Starren bei ihm auslöste, nahm mich gefangen, mein Atem ging heftig, meine Lippen prickelten und meine Finger zitterten.
    Ich war so versucht ihn zu küssen, so verdammt kurz davor ihm einfach zu sagen, dass ich mich in ihn verliebt hatte – vor meiner Familie und auch wenn er nichts damit anfangen konnte. Mein Gesicht glühte, die Mundwinkel spielten verrückt, ich hörte das Rauschen meines erhitzten Blutes, spürte das Herz bis zu meinem Hals hinauf schlagen. Ich öffnete den Mund, ließ mich verstören davon, wie er erwartungsvoll auf meine Lippen schaute und schloss sie wortlos wieder. Ich Feigling.
    Rasch wandte ich mich dem Teller zu, tastete hastig nach der Gabel und sah mich der unüberwindbaren Aufgabe gegenüber, ein Stück einzufangen, in meinen Mund zu schieben und es irgendwie runterzuschlucken. Eine Herausforderung, da mir das Besteck beinahe aus der Hand rutschte, so verschwitzt waren meine Finger, so zittrig schlossen sie sich um die Gabel. Mein Mund war staubtrocken und meine Kehle fest zugeschnürt.
    „Da kriegt man richtig Gänsehaut“, schwärmte Brigitte und erst jetzt merkte ich, dass mein Starren nicht unbemerkt geblieben war. Man sah mich an, als wäre ich ein drei Wochen alter Welpe.
    Auf einmal legte Patrick eine warme Hand auf meine und umschloss sie beruhigend. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher