Reid 2 Die ungehorsame Braut
Schultern, merkte nicht einmal, welch niedergeschlagenen Eindruck sie machte. »Schon in Ordnung. Ich wollte jedoch nicht riskieren, dass die schöne Atmosphäre
im Haus des Herzogs durch unsere Streitigkeiten zu Bruch gingen Mir wäre es lieber, sie wüssten nicht, wie schnell ich die Beherrschung verliere - vor allem, wenn er in meiner Nähe ist. «
Aus dem Nichts heraus schlug Mary vor: »Am besten, wir gehen morgen einkaufen, sobald du dich ein wenig ausgeruht hast. Das wird dich wieder auf andere Gedanken bringen. «
Ophelia wollte ihr gerade zustimmen. Sie war dankbar über alles, was ihr ein wenig inneren Frieden verschaffte, egal wie flüchtig. Als ihr jedoch plötzlich der Geruch nach pochiertem Fisch entgegenschlug, wurde ihr von einem Moment auf den anderen speiübel. Und das, obwohl pochierter Fisch zu ihren Leibspeisen zählte. Besonders bedenklich war, dass sie es noch nicht einmal auf ihre Wut schieben konnte - sie war innerlich ruhig.
\ »Lass uns direkt heute Nachmittag gehen«, sagte sie schnell zu ihrer Mutter und schob den Teller von sich. »Ich bin weder müde noch hungrig. Ich ziehe mich um, während du dir das Mittagessen schmecken lässt. «
Sie wartete Marys Zustimmung erst gar nicht ab, sondern lief aus dem Raum, um so schnell wie möglich von dem entsetzlichen Gestank wegzukommen.
Entspannt wie selten erwachte Raphael. So gut hatte er seiner Meinung nach seit Monaten nicht mehr geschlafen. Ehe er das Bett verließ, beugte er sich über das leere Kissen neben sich. Der Geruch, den Ophelia hinterlassen hatte, trieb ihm ein Lächeln auf die Lippen. Nein, es war kein Traum gewesen. Sie war zwar nicht im Zimmer, aber überall lagen ihre Kleider.
Sie konnte jetzt noch unmöglich wütend auf ihn sein. Das war das Erste, an das er beim Verlassen des Bettes dachte. Es konnte unmöglich sein, dass sie sich ihm erst hingab, sich dann umdrehte und ihm einen Dolch in die Brust rammte. Er vermutete, dass vor seiner Ankunft etwas geschehen sein musste, das ihre Wut geschmälert hatte.
Vermutlich musste er sich bei seinem Vater dafür bedanken. Egal, ob Freund oder Feind, Preston hatte stets einen beruhigenden Einfluss auf seine Mitmenschen. Wenn es um die Frage ging, ob es geborene Diplomaten gab, würden sämtliche Finger auf Preston Locke deuten. Statt seinen Standpunkt aggressiv zu vertreten, wohnte seinen Ausführungen stets eine gewisse Souveränität inne. Sollte sich später herausstellen, dass der Herzog sich geirrt hatte, nahm er es mit einem Lächeln hin und ging zur Tagesordnung über. Die einzige Ausnahme hierbei bildete der Umgang mit seinen Geschwistern. Was seine Schwestern betraf, liebte er es, die Fäden in der Hand zu halten.
In Windeseile zog Raphael sich an und machte sich auf die Suche nach seiner Frau und seinem Vater, und zwar genau in dieser Reihenfolge. Gemessen daran, dass es noch recht früh war, begab er sich als Erstes in den Frühstückssalon. Ophelia traf er nicht an, seinen Vater schon.
»Du hast nichts von deiner magischen Wirkung auf Menschen verloren, kann das sein? «, begrüßte Raphael seinen Vater fröhlich.
»Ich trage diese Woche keinen Heiligenschein, und du wirkst für die Tageszeit ein wenig zu überschwänglich. Setz dich hin und erklär mir, wovon du eigentlich sprichst. «
»Von Ophelia natürlich. « Raphael dankte dem Diener, der für ihn zusätzliche Platten auf den Tisch gestellt hatte. »Wie ist es dir gelungen, ihre Wut zu zerstreuen? «
Preston schüttelte den Kopf. »Sie war nicht wütend, als sie zu uns kam. «
»Und sie hat euch keinen Ärger bereitet? Hat mich nicht durch den Dreck gezogen? «
»Im Gegenteil, ich fand sie sogar ziemlich charmant, direkt und willens, die Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen. Sie hat sogar zugegeben, dass sie dich quasi genötigt hat, sie zur Frau zu nehmen. Meine Frage wäre, warum du zuge-lassen hast, dass es so weit gekommen ist? Du hättest eure Verlobung offiziell bekannt geben und sie zu einem späteren Zeit
punkt heiraten können. Hast du denn nicht einen Augenblick darüber nachgedacht, dass sie vielleicht gern eine nette Hochzeit im Kreise ihrer Familie und Freunde bevorzugt hätte? Ein Fest, an dem auch deine Freunde und deine Familie gern teilgenommen hätten? «
Bei diesem Thema errötete Raphael leicht, zumal sein Vater mit tadelndem Unterton gesprochen hatte. Er hatte gewusst, dass er sich eines Tages vor seiner Familie dafür verantworten musste, Ophelia Hals über Kopf
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