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Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
Autoren: Diana Reddas
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dass eine Sozietät insgesamt weitaus besser aufgestellt war, als die Bürogemeinschaften mit Alleskönnern.
    Mit der Zeit stellten sich die Erfolge ein und die Kanzlei erwarb sich einen ausgezeichneten Ruf, eben weil sie nicht jeden Fall übernahm, sondern, gegebenenfalls, den Klienten an einen geeigneten Fachkollegen weitervermittelte, mit der Folge, dass die Wertschätzung nicht nur unter Kollegen, sondern auch bei der Mandantschaft und den Gerichten stieg.

    Nachdem er geduscht und einen frisch zu-bereiteten Kaffee getrunken hatte, verliess er sein Haus und fuhr zum Gericht, das er kurz vor 9 Uhr erreichte.
    Auf ihn wartete bereits der Mandant vor dem Gerichtssaal und war erleichtert, als er seinen Anwalt bemerkte.
    „Gut, dass Sie da sind, Herr Dr. Steiner. Bin fürchterlich aufgeregt“, begrüsste er Oliver.
    „Na ja, wird schon schief gehen. Ich hoffe, dass das Strafmass im Rahmen bleibt. Aber wir haben halt nicht allzu hohe Chancen, aus rein rechtlicher Sicht, denn bei 1,5 Promille hört der Spass einfach auf“, erwiderte Oliver und klopfte seinem Klienten auf die Schulter.

    Einfach war es oft nicht, die einzelnen Schicksale der Mandanten zu beobachten.
    Wie in diesem Fall, hatte eine Alkoholkontrolle zum Entzug des Führerscheins geführt und drohte nunmehr eine Existenz zu ruinieren, da der Mann als Taxifahrer seinen Unterhalt verdiente.
    In derartigen Fällen konnte man nur auf der Milde des Richters hoffen, wobei sie sich oftmals, gerade bei Berufskraftfahrern, in Grenzen hält.
    Die Kunst des Anwaltes besteht eben auch darin, dem Mandanten das Gefühl zu geben, dass er ordentlich vertreten wurde und die verhängte Strafe eher als akzeptabel anzusehen ist.

    Nach einem Haftprüfungstermin am Mittag, bei dem es um die Frage geht, ob ein Beschuldigter in Haft verbleibt oder nicht, fuhr er ins Büro, das in einem Geschäfts- und Bürohaus in der Innenstadt lag. Die Kanzlei lag in der achten Etage des Gebäudes und war grossräumig ausgestattet.Alle acht Anwälte waren in kom-fortablen Büros untergebracht, wobei auch die übrigen Mitarbeiter der Kanzlei in durchaus schicken Büros arbeiteten.
    Obwohl es Mittagszeit war, herrschte emsiges Treiben in der Kanzlei. In der Regel arbeiteten die Anwälte am Mittag durch und liessen sich lediglich einen kleinen Salat oder ein Sandwich bringen, um den grössten Hunger zu stillen.
    Die übrigen Mitarbeiter, also Anwalts-gehilfinnen, Schreibkräfte, Referendare und Auszubildende, nahmen zu unterschiedlichen Zeiten ihre Mittagspause in Anspruch, sodass das Büro tagsüber ständig besetzt war.
    Als Oliver die Büroräume betrat, wartete seine Sekretärin Susanne bereits auf ihn.
    Als Anwaltsgehilfin hatte sie wichtige Auf-gaben zu erledigen. Einerseits erledigte sie die anfallenden Schreibarbeiten, führte Gespräche mit Mandanten, verabredete Termine, sichtete die Post, ordnete sie den entsprechenden Akten zu und überwachte andererseits einzuhaltende Fristen bei Gerichten oder Behörden.

    Susanne arbeitete bereits seit 5 Jahren für Oliver und fühlte sich in der Kanzlei äusserst wohl. Das Betriebsklima war erstklassig, nicht zuletzt auf-grund der etwas unkonventionellen Führung des Büros. Den eigentlichen Chef gab es in diesem Büro nicht. Zwar galt der Erstfirmierende als der heimliche Boss, doch legte Oliver grossen Wert auf die Feststellung, dass das Büro als Mannschaft arbeitete und, so weit wie möglich, alle Entscheidungen, von allen Mitstreitern getroffen werden sollten. Alle Anwälte waren miteinander seit Jahren befreundet und jeweils Mitinhaber der Kanzlei, so dass es ohnehin wenig Streitpunkte gab, doch sofern sie auftraten, rannten sie doch alle zum heimlichen Boss und der entschied dann auch.
    Ein wenig erschöpft setzte sich Oliver an seinen Schreibtisch, der bereits wieder mit Akten, die bearbeitet werden mussten, bestückt war.
    Kurz nach seinem Erscheinen öffnete Susanne die Tür, bewaffnet mit Sandwich und Termin-kalender und setzte sich ihm gegenüber.
    Oliver fiel auf, dass sie sich äusserlich etwas verändert hatte. Sie war jetzt blond, die Haare etwas kürzer, so dass ihre grossen braunen Augen noch mehr zur Geltung kamen. Darüber hinaus trug sie einen Minirock, den er für etwas gewagt hielt. Schliesslich, so dachte er, sind wir in einer seriösen Kanzlei und nicht in einer Disco, vermied aber jeglichen Kommentar, wobei ihm auch nicht entgangen war, dass sie sich den Kleidungsstil durchaus leisten konnte.
    Er liess sich nicht
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