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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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abwertet.
    Sie dürfe alles machen und könne ruhig ehrlich sein. »Sag uns, was den großen Effekt macht!«
    »Das ist doch meine Spezialität«, antwortet Laura, »mir macht das Spaß.«
    Laura Reinking, die Ikone der Hauptstadt-Mode. In Saint-Tropez war sie gerade, auf einer Party mit Puff Diddy, Karl Lagerfeld ist sie fast in die Arme gelaufen, Kuchen hat sie mitgebracht, und jetzt beginnt sie damit, aus Annes Kleidung große Haufen zu machen. Zum Sortieren.
    »Was ist das denn?«, ruft sie vor Annes Kleiderschrank und hält ein gelbes Kleidchen in der Hand. »Ist das für den Fasching?«
    Nein, denke ich, sicher nicht! Es ist das schöne gelbe, das Anne neulich anhatte, als sie bei dir war.
    Laura aber, sie hat erst angefangen und lässt die Haufen wachsen. Laura, die blonde Laura, wütet jetzt, greift das nächste Teil, noch eins, Annes Hosen, T-Shirts, Blusen, alles gleitet durch ihre spitzen Finger.
    »Das ist überhaupt nicht mehr in«, ruft sie. »Das ist ausgewaschen!« Und schmeißt Stück für Stück auf den Haufen, der immer größer wird. Den Müll.
    »Viel zu kurz. Das kann weg. Das geht auf gar keinen Fall!« Müll!
    »Das kann man nicht so ausgewaschen und ausgeleiert tragen.« Müll!
    »Von so Hosen habe ich gerade vier Stück weggeschmissen. Die sind total synthetisch.« Müll! Müll! Müll!
    Die Stimme der Stil-Ikone wird lauter. Sie lacht, sie meint es herzlich. Es ist ihr Ernst, sie hat Spaß. Von Feminität spricht sie, von Taschen, Schals, Nähten. Von Stil und Geschmack. Von Stücken, die schlank machen – aber schlank sei Anne ja, androgyn.
    »Ich kann nicht glauben, dass das alles Kleidung ist, die du noch getragen hast«, sagt sie, und es klingt beinahe schon mitleidig. »Schnell weg! Das ist für eine Hexe!«
    Anne steht nur da, ganz leise, den Kopf gesenkt, die Wangen rot.
    Wahnsinn, arme Anne, denke ich. Gleich nimmt sie den Eklig-Haufen und wirft ihn durchs Zimmer.
    Mach es, ich kann dich verstehen.
    Ich will nicht mehr reich werden, denke ich. Wenn ich das alles machen muss, was Laura sagt, dann danke. Ich bin ich und sehe gut aus. Ich bin Jan, ich bleibe Jan. Es fällt mir schwer, mich zu beruhigen.
    Ich pfeife auf das alles. Auf das gekonnte Wechselspiel mit Farben und verschiedenen Stoffen, harten und weichen Materialien. Auf einen Leger-Look, Tweed – und auf ein kleines Accessoire, das zu meinen Augen passt.
    Wenn mir das vorher einer gesagt hätte, dass ich mir besser die Zähne bleichen lasse für meine Ausstrahlung, dass es besser für mich wäre, wenn ich Slim Cut trage. Dass ich Workout machen soll für meinen V-Körper.
    Wenn ich gewusst hätte, dass ich doch bitte Schuhe anziehen soll, die nicht nur zu den Füßen, sondern auch zum Gürtel passen. Dass ich eigentlich einen Gürtel von Hermès bräuchte, nein, nicht nur eine, besser gleich zwei Schnallen. Tagsüber eine klassische, abends eine schwere.
    Wenn ich das alles gewusst hätte, hätte ich da nicht mitgemacht.
    Aber jetzt?
    Jetzt redet die Stil-Ikone, zieht mich aus, verbal, und wieder an, ordnet an, wie alles sein muss: meine Hose, mein Bein, sie spricht von Echtschmuck.
    »Laura, wir wollen doch nur, ich meine …«
    Als Mann und als Frau würde sie als Erstes in eine Uhr investieren, empfiehlt sie, nicht nur in eine. »Als Erstes in eine Tagesuhr, dann erst in eine für den Abend.« Diese weltberühmte Luxusuhr, die könne man nicht mehr tragen. »Die hat ja jeder Immobilienmakler.«
    Waldemar, nein Audemars Piguet, die Achteckige mit den Schrauben für 14 000 Euro, die sei gut. Auch beim Jetset. Später, wenn ich dann viel Geld hätte.
    Annes Nägel müssten gemacht werden, findet sie.
    »Ich finde im Sommer helle Nägel schön, im Winter dunkle.«
    Alle drei Wochen Maniküre und Pediküre, vorher desinfizieren, das müsse schon sein.
    Gold muss zu Gold, Silber zu Silber.
    »Lieber dezent! Gedeckte Farben! Es darf immer nur ein Trendteil am Outfit geben, den Rest Klassiker!«, ordnet Laura an.
    »Man sollte immer nur ein Körperteil betonen.« Nein, Jan, Jeans gingen für Anne gar nicht bei einem Abendessen.
    Reiche würden andere Menschen, die nicht reich sind, an den Haaren und den Schuhen erkennen.
    »Jan, deine Haare sind fisselig, du brauchst mehr Schnitt. Anne, die Kanten. Du musst öfter färben!«
    »Man kann sich mit dem Outfit noch so viel Mühe geben, wenn die Schuhe nicht stimmen. Schuhe müssen teuer sein«, sagt sie. »Leute mit Stil kaufen sich keine billigen Schuhe.«
    Mag ich
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