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Regina schafft es doch

Regina schafft es doch

Titel: Regina schafft es doch
Autoren: Berte Bratt
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gerade, wo ich Ihre Augen schon einmal gesehen hätte!“
    „Ja, ich sehe meinem Vater ähnlich, das weiß ich. Und mein Vater hat mich auch hergeschickt. Er hat mir das Auto überlassen und mir gesagt, ich sollte herfahren und Sie mit zurückbringen. Er muß Sie unbedingt sprechen!“
    „Ihr Vater muß – mich – sprechen!“
    „Unbedingt. Gestern nachmittag kam ihm eine Idee, und wenn meinem Vater eine Idee kommt, dann muß sie auch sofort durchgeführt werden. Er läutete den Kunsthändler Mortensen an und ließ sich dort Ihre Adresse geben, ich wurde hergeschickt, aber ich kam vor verschlossene Türen…“
    „Nein, gestern nachmittag war ich nicht zu Hause“, warf Regina ein.
    „Und nun wurde ich heute morgen kurzerhand von einem Kuchenteig weggeholt, ob ich wollte oder nicht, und soll Sie also mitbringen. Können Sie abkommen?“
    „Ja, natürlich – selbstredend –, aber – was hatten Sie gesagt -Kuchenteig?“
    „Ganz recht. Der Kuchenteig meines Lebens. Selbst ausgedacht. Ich bin nämlich Konditor, wissen Sie, oder vielmehr, ich werde es. Kommen Sie jetzt – oder haben Sie noch nicht gefrühstückt? Das macht übrigens nichts, Sie können bei uns weiteressen, Sie werden nicht hungrig aus einer Bäckerei und Konditorei weggehen.“
    „Ja – nein, nein –, doch, ich bin fertig – muß mir nur eine Jacke anziehen und das Haar ein wenig bürsten –, setzen Sie sich einen Augenblick bitte…“
    Es war eine höchst verwirrte kleine Regina, die aus dem nur spärlich ausgestatteten Kleiderschrank schnell eine Jacke hervorholte und sich vor dem kleinen Spiegel das widerspenstige Haar bürstete.
    Gert Eimer sah sich im Raum um. Seine Augen wanderten zur Arbeitsecke hinüber, zum Gips, zu dem Bock, den Meißeln und Spateln – sie wanderten weiter und blieben an dem kärglichen Frühstückstisch hängen. Der kleine Klecks Margarine, die Teetasse, das winzige Stück Käse, das Brot – das Brot war das einzige, was verlockend aussah. Er lächelte. Er kannte die Cellophanpackung mit dem Firmenstempel.
    „Sie dürfen sich nicht umgucken“, sagte Regina, wie um sich zu entschuldigen. „Ich bin noch nicht zum Aufräumen gekommen.“
    „Na, das ist doch klar, wenn ich Sie zu so früher Stunde überfalle. Wir Bäcker sind gräßliche Leute, kann ich Ihnen sagen. Wir stehen auf, noch lange bevor der allerfrüheste Hahn überhaupt ans Krähen denkt. Alles nur, damit ihr verwöhnten Kunden eure Semmeln zum Frühstück bekommt! Was also für Sie früher Morgen ist, das ist für mich schon beinahe Mittag. So, nun können wir losfahren!“
    Er stand lächelnd dabei und sah zu, wie Regina die Tür hinter ihnen abschloß, und er ließ sie vor sich die Treppe hinuntergehen. Dann gingen sie nebeneinanderher über den Hof und durch den Torweg, und da stand auch der Wagen.
    „Bitte einsteigen!“ lächelte Gert und hielt den Wagenschlag auf.
    „Haben Sie aber ein schönes Auto!“ sagte Regina. Sie genoß es, sich’s auf dem Sitz bequem zu machen – wie oft hatte sie schon Gelegenheit, Auto zu fahren?
    „Ich nicht, der Papa hat’s“, lächelte Gert. „Ich hab’ es heute ausnahmsweise leihen dürfen. Sonst muß ich mit dem Roller zufrieden sein. Sitzen Sie gut? Das ist schön.“
    „Was in aller Welt will Ihr Vater nur von mir?“
    „Tja, das kann er Ihnen wohl am besten selbst sagen. Ich sagte schon, er hat eine Idee und die ist so wichtig, daß er mich von der Arbeit weggeholt hat!“
    „Ulkig“, sagte Regina.
    „Was ist ulkig?“
    „Daß Sie davon leben, Kuchen zu backen. Sie backen also wirklich selber? Wiegen Mehl und Zucker ab und schlagen die Eiweiß und so?“
    „Klar tu ich das! Ich habe auch mein Gesellenstück gemacht, jetzt stehe ich kurz vor dem Meister, Sie können sich also vorstellen, daß ich allerhand zu tun habe!“
    „Ach, ich dachte…“ Regina unterbrach sich selbst.
    „Was dachten Sie?“
    „Nein – nein, nichts.“
    „Doch, doch. Sie dachten, im Grunde bin ich ein ziemlich alter Bäckergeselle.“
    Regina wurde rot.
    „Na, ja, so was Ähnliches dachte ich.“
    Gert lenkte das Auto mit sicherer Hand durch den morgendlichen Verkehr.
    Er nahm nicht die Augen vom Fahrdamm, als er antwortete: „Das hat seinen Grund, sehen Sie. In unserer Familie ist es seit vielen Generationen so gewesen, daß der älteste Sohn als Bäcker und Konditor ausgebildet wurde, damit er das Fach von Grund auf kannte. Und weil er selbstverständlich Bäckermeister sein muß, wenn er einmal den
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