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Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde

Titel: Regenwaelder - Tierparadiese unserer Erde
Autoren: Bertelsmann Lexikon
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ist auch die sog. Kauliflorie, die Stammblütigkeit. Die Blüten und damit auch später die Früchte mancher Baumarten entwickeln sich direkt am Stamm. Dadurch fallen die Blüten zum einen wesentlich stärker auf als im grünen Blätterdach und zum anderen sind sie für viele Tierarten leichter zu erreichen. Denn die Verbreitung der meisten kaulifloren Arten erfolgt überwiegend mit Unterstützung der Fledertiere (Ordnung Chiroptera). So sorgen beispielsweise Fledermäuse für die Bestäubung der Blüten und die Flughunde für die Verbreitung ihrer Früchte und Samen.
    Kurzlebige Strauchschicht
    Eine ausgeprägte Strauchschicht entwickelt sich nur vorübergehend auf Lichtungen, die ein umgestürzter Baum im Wald hinterlässt, denn nur hier dringt die Sonne bis auf den Boden vor. Auf einer solchen Lichtung ist der Konkurrenzkampf um das Licht besonders gut zu beobachten: Baumkeimlinge, die bisher im Schatten der Großen standen, schießen nun ungezügelt in die Höhe. Innerhalb kürzester Zeit entsteht so ein undurchdringliches Grün aus jungen Bäumen, Farnen und lebhaft gefärbten Blütenpflanzen, auf deren Blättern sich wiederum Epiphylle ansiedeln.Ein typischer Vogel solcher Lichtungen ist der Kolibri (Familie Trochilidae), der durch die leuchtenden Blüten angelockt wird.
    Dank ihrer langen spitzen Schnäbel können die Vögel problemlos an den tief im Inneren der Blüten versteckten süßen Nektar gelangen.
    Tief beschattete Bodenschicht
    Lediglich etwa 1 % des Lichts, das auf das Blätterdach trifft, gelangt durch die dichten Baumkronen nach unten auf den Boden. In der unteren Etage dominieren deshalb die Farben Grün und Braun. Hier ist es dunkel und stickig, denn es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit und von Wind ist nichts zu spüren.
    Die Vegetation ist insgesamt spärlich und besteht fast ausschließlich aus jungen Schösslingen, die zum Licht emporstreben. Kräuter sind nur selten zu finden. Die Pfeilwurzgewächse (Familie Marantaceae) sind eine der wenigen erfolgreichen krautigen Pflanzenfamilien, die unter solch ungünstigen Lichtverhältnissen gedeihen. Die Oberseite der Blätter ist mattgrün bis schwarz, die Unterseite dagegen rötlich gefärbt, so dass die Pflanzen das Licht besser ausnutzen und auch im Dunkel der Unterschicht erfolgreich Fotosynthese betreiben können. Einige Vertreter sind hierzulande wegen ihrer attraktiven Blätter als Zierpflanzen geschätzt.
    Der Boden selbst ist das Reich der Pilze, die in den unterschiedlichsten Farben und Formen auftreten. Für den Stoffkreislauf des Waldes, bei dem tote Biomasse wiederaufbereitet wird, spielen Pilze eine zentrale Rolle als Zersetzer. Um ihre Arbeit erfolgreich verrichten zu können, benötigen sie vor allem Wärme und Feuchtigkeit – Bedingungen, wie sie auf der untersten Etage des Regenwaldes gegeben sind. Die Pilze erhalten beim biologischen Recycling tatkräftige Unterstützung aus dem Tierreich. Myriaden von Termiten, Ameisen und anderen Kleinorganismen wie Milben oder Springschwänzen leben in und von der feuchten Laubstreu und übernehmen ihren Teil dieser Aufgabe. Größere wirbellose Tiere wie Regenwürmer findet man in der obersten Bodenschicht nur selten, denn der Untergrund ist aufgrund des dichten Wurzelgeflechts unter der dünnen Auflage von Laubstreu undurchdringlich.
    Vielfältiges Leben in und über dem Erdboden
    Unterirdisch leben die nachtaktiven Blattschneiderameisen (Gattung
Atta
). Sie schneiden Blätter und andere Pflanzenteile in Stücke und transportieren sie in ihre Nester unter der Erde, die einen Durchmesser von bis zu 15 m erreichen können. Diese »Beute« bildet den Nährboden für einen mit den Ameisen in Symbiose lebenden Pilz. Die Ameisen hegen und pflegen ihn, im Gegenzug dient er ihnen als Nahrung.
    Amphibien und Reptilien sind ebenfalls im Schatten anzutreffen. Viele Arten sind in ihrer Färbung so perfekt an ihre Umgebung angepasst, dass man sie erst entdeckt, wenn sie aufgeschreckt werden. Zu ihnen gehören z. B. die Pfeiffrösche (Gattung
Leptodactylus
), die durch eine für Amphibien ungewöhnliche Fortpflanzungsweise auffallen, denn sie sind für das Ablaichen nicht auf Wasser angewiesen: Die Weibchen legen die relativ großen, dotterreichen Eier direkt auf den Boden ab. Der Nachwuchs durchläuft das Kaulquappenstadium innerhalb der schützenden Eier und die kleinen Frösche schlüpfen bereits fertig entwickelt. Der Holzstückchenfrosch (
Edalorhina perezi
), der einem bemoosten Stück Rinde
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