Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regenprinzessin (German Edition)

Regenprinzessin (German Edition)

Titel: Regenprinzessin (German Edition)
Autoren: Stefanie Kullick
Vom Netzwerk:
Tatsachen, die ich, wenn überhaupt, nur in geringem Maß beeinflussen konnte.
     
    Weitere zwei Tage vergingen, ohne dass sie mich sonderlich beeinflussten. Sie kamen und letztendlich gingen sie auch wieder. Wie fast jeder meiner Tage, die ich zurückgezogen hinter diesen Mauern verschanzt verbrachte.
    Der Tag meines Geburtstages war gekommen. Mit dem heutigen Tag war ich dreiundzwanzig. Diesen besonderen Anlass könnte ich kaum einfach so verstreichen lassen, wie die anderen. Immerhin gab es einen Lichtblick, auf den ich mich freuen konnte, doch bis es so weit war, müsste ich noch einige Stunden, die mir schon jetzt viel zu lang schienen, ausharren.
    Die Feierlichkeiten hatten längst begonnen, dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, mir gelassen einige purpurfarbene Seidenbänder in mein Haar zu flechten. Sollten sie doch alle auf mich warten, es kümmerte mich nicht, schließlich war es immer noch mein Geburtstag. Nachdem ich den letzten Knoten vorsichtig zugezogen hatte, besah ich mir mein Werk noch einmal in meinem Tischspiegel. Es war eine ovale Scheibe, die von einem gewundenen goldenen Rand eingefasst war. Er stellte ein Geflecht aus Blättern und Blüten dar. Doch die besondere Raffinesse waren die kleinen Rosen aus Rubin, die mir nun entgegen strahlten. Den Spiegel hatte ich vor Jahren von meinem Vater zum Geburtstag erhalten. Seitdem war er einer meiner größten Schätze.
    Ich war zufrieden mit meiner Erscheinung. Die langen Haare fielen mir schwungvoll um die Schultern bis tief in den Rücken. Mein Gesicht hatte ich sorgfältig geschminkt, mit roter Farbe hatte ich die feinen Züge meiner Lippen nachgezogen und etwas Rouge zierte meine Wangen, ein zartes blaues Puder, in der Farbe meiner Augen, hatte ich auf meine Lider gestrichen.
    Das Kleid, das ich trug, hatte Vater nur für den heutigen Tag anfertigen lassen. Es war aus einem kostbaren Stoff, den man nur auf dem Festland herstellte. Viele Perlen und zierliche Stickereien schmückten das dunkelrote Korsett.
    Mit einem Seufzen erhob ich mich aus dem großen Lehnstuhl. Es wurde nun wirklich Zeit, dass ich zu dem Turnier ging. Es war die besondere Unterhaltung für heute. Ich konnte gut darauf verzichten, leider teilte niemand meine Meinung.
    Die tadelnden Worte meines Vaters lagen mir noch immer in den Ohren. Für mich herrschte Anwesenheitspflicht. Alle anderen Bürger, als auch die Adelsleute, hätten es als schwere Strafe empfunden, wäre es ihnen verwehrt gewesen das Ritterturnier zu besuchen. Doch für mich war es genau anders herum, es war eine Strafe sich das den ganzen Tag lang antun zu müssen.
    Welchen Sinn hatte es, wenn ein paar junge Burschen versuchten sich der Attacken ihrer fast schon greisen Gegner zu erwehren? Ich konnte die Euphorie der anderen nicht teilen, sobald die ungleichen Gegner mit ihren Schwertern aufeinander prallten. Erschöpft ließ ich mich auf mein Himmelbett niedersinken, der Satin war ebenfalls rot eingefärbt. Ich betrachtete die kleine Kommode neben meinem Bett. Sie war aus Rosenholz gefertigt, wieder war ein Muster aus Blättern und Blumen in das Holz geschnitzt worden. Ich liebte Blumen über alles. Besonders Rosen waren meine Liebsten.
    „Gianna!“ Der Ruf meiner Schwester Gisell schreckte mich aus meinen Gedanken hoch, bevor ich weiter darüber nachsinnen konnte. Gleich würde ich mir ihre Strafpredigt anhören müssen, wieder seufzte ich.
    Wäre es wenigstens Grenadine gewesen, würde die bevorstehende Folter nicht ganz so schlimm werden. Doch wie gewohnt wurde ich, als jüngste der drei, vom Pech verfolgt. Schon stand Gisell in der Tür.
    „Wo...?“, begann sie, während sie sich suchend umsah. Doch anstatt ihre Frage zu Ende zu stellen, trat sie raschen Schrittes an das Bett heran und zerrte mich hoch.
    „Wieso bist du noch nicht auf dem Turnierplatz? Sie haben mit den Schaukämpfen längst angefangen!“ Gisell zog mich den ganzen Weg nach draußen hinter sich her, wobei sie mich weiterhin zurechtwies.
    „Du nimmst deine Pflichten nicht wahr und interessierst dich nicht für das Geschehen am Hof.“ Gisell sah mich zornig über die Schulter hinweg an. „Die Leute reden schon über dich, sie erfinden alles Mögliche. Manche glauben sogar, dass du schwer krank seist und dies der Grund dafür sei, dass du dich so selten in der Öffentlichkeit zeigst. Als Prinzessin dieser Nation ist es deine Pflicht das Land zu repräsentieren.“    
    Schon hörte ich ihr gar nicht mehr richtig zu, ich kannte die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher