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Redshirts

Redshirts

Titel: Redshirts
Autoren: John Scalzi
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Felsblock gesprungen und lief auf den Höhleneingang zu. Ein Teil seines Gehirns empörte sich über diese irrationale Handlung, aber dem Rest von Davis war es egal. Ihm war nur klar, dass er sich bewegen musste . Es war wie ein zwanghafter Trieb. Als hätte er keine andere Wahl.
    Abernathy schrie »Nein!«, fast in Zeitlupe, und Davis legte die Hälfte der Strecke zurück, die er vor sich hatte. Dann brach der Boden auf, als die Landwürmer im Halbkreis vor Davis aufragten und sich auf ihn stürzten.
    Und in dem Moment, als er taumelnd zurückwich und während sein Gesicht große Überraschung zeigte, hatte Fähnrich Davis eine Offenbarung.
    Dies war der entscheidende Moment seines Lebens. Der Grund, warum er überhaupt existierte. Alles, was er zuvor getan hatte, alles, was er gewesen war, gesagt oder gewollt hatte, hatte ihn zu genau diesem Moment geführt, in dem er zurückwich, während sich borgovianische Landwürmer durch den Erdboden und die Luft schoben, um ihn zu packen. Dies war sein Schicksal. Seine Bestimmung.
    Als er auf die nadelspitzen Zähne starrte, die in den evolutionär sehr suspekten rotierenden Kiefern der Landwürmer aufblitzten, blickte Fähnrich Tom Davis in die Zukunft. Hier ging es eigentlich gar nicht um das mysteriöse Verschwinden der Borgovianer. Wenn dieser Moment vorüber war, würde nie wieder jemand über die Borgovianer sprechen.
    Es ging um ihn – oder eher um das, welche Folgen sein bevorstehender Tod für seinen Vater haben würde, der inzwischen ein Admiral war. Oder, noch genauer, darum, welche Auswirkungen sein Tod auf das Verhältnis zwischen Admiral Davis und Captain Abernathy haben würde. Davis sah die Szene vor sich, wie Abernathy dem Admiral mitteilte, dass sein Sohn gestorben war. Er sah, wie sich die Fassungslosigkeit in Wut verwandelte, wie die Freundschaft zwischen den beiden Männern daran zerbrach. Er sah die Szene, wie die Militärpolizei der Universalen Union den Captain verhaftete, nachdem der Admiral eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung fingiert hatte.
    Er sah die Gerichtsverhandlung, bei der Wissenschaftsoffizier Q’eeng, der als Abernathys Verteidiger auftrat, den Admiral im Zeugenstand fertigmachte, bis dieser gestand, dass es nur um den Verlust seines Sohnes ging. Davis sah, wie sein Vater mit dramatischer Geste die Hand ausstreckte und den Mann, den er fälschlich angeklagt hatte und verhaften ließ, um Verzeihung bat, und er sah, wie Captain Abernathy sich in einer herzzerreißenden Szene im Gerichtssaal wieder mit ihm versöhnte.
    Es war eine wunderbare Geschichte. Ganz großes Drama.
    Und alles hing von ihm ab. Von diesem Moment. Von seinem Schicksal. Von Davis’ Bestimmung.
    Fähnrich Davis dachte: Scheiß drauf, ich will leben! Und er wich zur Seite aus, um den Landwürmern zu entgehen.
    Doch dann stolperte er über einen, und ein anderer Landwurm fraß sein Gesicht, und er starb trotzdem.
    Zwischen Q’eeng und West schaute Captain Lucius Abernathy hilflos zu, wie Tom Davis den Landwürmern zum Opfer fiel. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter. Es war die Hand von Chefingenieur West.
    »Das tut mir leid, Lucius«, sagte er. »Ich weiß, dass er ein Freund von dir war.«
    »Mehr als ein Freund«, sagte Abernathy und kämpfte gegen seine Trauer. »Er war auch der Sohn eines Freundes. Ich habe gesehen, wie er aufgewachsen ist, Paul. Ich habe meine Beziehungen spielen lassen, um ihn in die Intrepid zu holen. Seinem Vater habe ich versprochen, dass ich mich um ihn kümmern werde. Und das habe ich getan. Die ganze Zeit habe ich auf ihn aufgepasst. Natürlich ohne in Günstlingswirtschaft zu verfallen. Aber ich habe ihn im Auge behalten.«
    »Der Admiral wird schwer erschüttert sein«, sagte Wissenschaftsoffizier Q’eeng. »Fähnrich Davis war das einzige Kind, das der Admiral mit seiner verstorbenen Frau hatte.«
    »Ja«, sagte Abernathy. »Es wird hart für ihn sein.«
    »Es ist nicht deine Schuld, Lucius«, sagte West. »Du hast ihm nicht gesagt, dass er mit der Pulswaffe feuern soll. Du hast ihm nicht gesagt, dass er zum Höhleneingang laufen soll.«
    »Nicht meine Schuld«, stimmte Abernathy zu. »Aber meine Verantwortung.« Er zog sich an den fernsten Punkt des Felsblocks zurück, um allein zu sein.
    »Gütiger Himmel!«, sagte West murmelnd zu Q’eeng, als der Captain weit genug weg war, um endlich frei sprechen zu können. »Welcher Idiot kommt nur auf die Idee, mit einer Pulswaffe auf den Boden einer Höhle zu feuern, in der es von
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